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Ukraine-Konflikt: Nur ein Drittel der Deutschen für aktivere Unterstützung der Ukraine

Archivmeldung vom 10.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
So lange Deutschland (Mitteleuropa) und Russland zusammen arbeiten, herrscht Frieden in Europa und Asien (Symbolbild)
So lange Deutschland (Mitteleuropa) und Russland zusammen arbeiten, herrscht Frieden in Europa und Asien (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Während die diplomatischen Bemühungen um eine De-Eskalation des Ukraine-Konflikts vor allem in Deutschland, Frankreich und den USA auf Hochtouren laufen, wünscht sich lediglich ein Drittel der Deutschen eine aktivere Unterstützung der Ukraine durch die Bundesregierung.

So sprechen sich nach einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos nur 15 Prozent der Bundesbürger für deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Weitere 18 Prozent sind der Meinung, die Bundesregierung solle als Teil der Konfliktlösung die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 verhindern.

Demgegenüber steht ein weiteres Drittel der Befragten (35%), das sich von der Bundesregierung wünscht, sich aus dem Konflikt herauszuhalten und weder Russland noch die Ukraine zu unterstützen. Ebenfalls fast ein Drittel (32%) der Befragten meint sogar, Deutschland solle darauf hinwirken, dass die russisch-sprachigen Regionen der Ost-Ukraine in freien Wahlen entscheiden können sollten, ob sie Teil der Ukraine bleiben wollen.

Die Befragten waren aufgefordert, von vier Meinungen diejenige auszuwählen, der sie am stärksten zustimmen.

Anhänger von AfD und Linken sehen Einmischung besonders kritisch

Gegen eine deutsche Einmischung sprechen sich vor allem Anhänger der AfD (47%) und der Linken (40%) aus, während nur jeweils 27 Prozent der FDP- und CDU/CSU-Sympathisanten für eine neutrale Haltung der Bundesregierung in der Ukraine-Frage sind. Die Anhänger der SPD und der Grünen bewegen sich mit jeweils 32 Prozent dazwischen.

Sympathisanten der Union und AfD am ehesten für Waffenlieferungen

Stärkste Verfechter für deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine sind die Anhänger von CDU/CSU mit einem Zustimmungswert von 21 Prozent, gefolgt von denen der AfD (18%). Unter den Sympathisanten der Grünen sprechen sich 16 Prozent für eine solche militärische Unterstützung aus, während Anhänger der SPD (12%), FDP (9%) und Linken (7%) in dieser Frage am meisten Zurückhaltung üben.

Nord Stream 2 als Druckmittel polarisiert stark

Wenn es darum geht, die Verhinderung der Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 im Ukraine-Konflikt als Druckmittel gegen Russland zu verwenden, stimmen vor allem die Anhänger der FDP zu. 29 Prozent halten diesen Schritt für eine richtige Lösung, sogar noch mehr, als dafür sind, Neutralität zu wahren. Auch bei Befürwortern von SPD (24%) und Grünen (23%) ist die Zustimmung zu dieser Maßnahme vergleichsweise hoch, wobei jedoch größere Teile dafür sind, ganz von einer Einmischung abzusehen. Unions- (18%) und AfD-Anhänger (6%) finden alle anderen Lösungsansätze passender als die Gaspipeline in den Ring zu werfen. Und auch bei den Linken können sich nur 15 Prozent für diese Maßnahme erwärmen.

Jeder Dritte befürwortet freie Wahlen über Verbleib der Ost-Ukraine

Die Durchführung freier Wahlen in den russisch-sprachigen Regionen der Ost-Ukraine über ihren Verbleib in der Ukraine findet bei den Anhängern von FDP (35%), CDU/CSU (34%) und SPD (32%) jeweils eine ähnlich hohe Zustimmung. Die größten Unterschiede finden sich bei dieser Frage zwischen Befürwortern der Grünen, welche diese Option am seltensten ausgewählt haben (29%) und Sympathisanten der Linken, die diese Variante am häufigsten präferieren (38%).

Ostdeutsche stärker auf Zurückhaltung bedacht

In den ostdeutschen Bundesländern finden sich mit 42 Prozent (gegenüber 35% gesamt) überdurchschnittlich viele Befragte, die für eine Nichteinmischung Deutschlands im Ukraine-Konflikt plädieren. Entsprechend halten auch nur 8 Prozent der Ostdeutschen (vs. 15% gesamt) Waffenlieferungen aus Deutschland und 14 Prozent (vs. 18% gesamt) den Stopp von Nord Stream 2 für ein passendes Mittel der Konfliktlösung. Freie Wahlen in der Ost-Ukraine über den Verbleib in der Ukraine werden dagegen mit 36 Prozent Zustimmung leicht stärker von Ostdeutschen befürwortet (vs. 32% gesamt).

Dr. Johannes Kaiser, Politik- und Sozialforscher bei Ipsos, sieht die starke Zurückhaltung der Bevölkerung bei der Unterstützung der Ukraine mit Waffen oder dem Stopp von Nord Stream 2 in der Tradition deutscher Ostpolitik: "Trotz internationaler Kritik an Russlands Militärpräsenz nahe der Ukraine wollen viele Deutsche auch weiterhin ein entspanntes Verhältnis zu Russland und wünschen sich, dass die Bundesregierung den Konflikt nicht weiter eskaliert. Die Anhänger:innen der verschiedenen Parteien unterscheiden sich in dieser Haltung nur wenig. Einzig die Anhänger:innen der AfD und Linken stechen als noch zurückhaltender hervor, was sich zum Teil mit der generell pro-russischeren Haltung dieser Wählergruppen erklären lässt. Gleiches gilt für den Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland. Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass rund ein Drittel der Befragten antwortet, dass die russisch-sprachigen Regionen der Ost-Ukraine per Wahl über ihren Verbleib in der Ukraine entscheiden sollten. Vermutlich ist den Befürwortern dieser Maßnahme nicht ganz bewusst, dass dies die territoriale Integrität der Ukraine in Frage stellen würde. Trotzdem zeigt das Ergebnis, dass die Interessen der Ukraine einem relevanten Anteil der Deutschen unbekannt, wenn nicht sogar unwichtig sind."

Datenbasis: Die Befragung wurde am 04. Februar 2022 durchgeführt. Es wurden n = 1.000 Personen in Deutschland im Alter von 16 bis 75 Jahren online befragt. Die Daten wurden repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region und dem Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl gewichtet.

Quelle: Ipsos GmbH (ots)


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