Wissing: Acht Millionen Diesel-Autos droht Stilllegung
Archivmeldung vom 01.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićMillionen Haltern von Dieselfahrzeugen in Europa droht offenbar aufgrund von der EU geplanter neuer Verfahren bei der Abgasmessung noch in diesem Jahr die Stilllegung ihrer Autos. In einem Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), über das die "Bild" berichtet, warnt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), dass Besitzern alleine in Deutschland wegen einer neuen Auslegung bestehender EU-Regeln "4,3 Millionen Euro-5- und möglicherweise 3,9 Millionen Euro-6-Dieselfahrzeugen eine Außerbetriebsetzung droht".
8,2 Millionen Autos wären dann für den Straßenverkehr nicht mehr
zugelassen. Im Januar 2024 waren in Deutschland insgesamt 69 Millionen
Fahrzeuge zugelassen, davon 49 Millionen Pkw. Rund 14 Millionen davon
waren Diesel.
Wissing sagte der "Bild": "Ich fordere ein Ende der
Anti-Autopolitik aus Brüssel. Die Menschen brauchen ihr Auto und wollen
es sich nicht wegnehmen lassen. Die EU-Kommission muss jetzt schnell
handeln. Ich bin in großer Sorge."
Hintergrund sind von der EU
geplante neue Verfahren bei der Abgasmessung. So sollen die Abgaswerte
in Zukunft nicht mehr stationär in Testzentren, sondern unter echten
Fahrbedingungen gemessen werden. Bisher gilt die NEFZ (Neuer
europäischer Fahrzyklus) als ein Standardverfahren, bei dem Fahrzeuge in
einem Labor unter kontrollierten Bedingungen getestet werden. Dabei
werden die Fahrzeuge auf einem Prüfstand bei festen Geschwindigkeiten
betrieben und der Kraftstoffverbrauch sowie die Schadstoffemissionen
gemessen. Das soll jetzt unter Echt-Bedingungen auf der Straße
stattfinden und würde auch die bereits zugelassenen Baureihen betreffen.
In
dem Schreiben warnt Wissing die EU-Chefin vor den Konsequenzen einer
möglichen Umsetzung: Die Prüfung zur Einhaltung der Grenzwerte eines Pkw
in jeder Fahrsituation sei außerhalb der Testzentren nach "derzeitigem
Stand der Technik nicht umsetzbar und würde damit für die in Verkehr
befindlichen Fahrzeuge eine nicht realisierbare nachträgliche
Anforderung darstellen". Eine universelle Geltung der Grenzwerte hätte
erhebliche Konsequenzen für die gesamte Europäische Union, "weil dann
sämtliche Euro-5-Genehmigungen infrage gestellt würden. Auch
Konsequenzen für Teile der Euro-6-Flotte seien nicht ausgeschlossen."
Die
Folgen träfen laut Wissing "nicht nur die Automobilwirtschaft
unvorbereitet, sondern vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger, die
solche Fahrzeuge im Vertrauen auf die bestehenden Regelungen erworben
haben und nutzen".
Wissing drängt EU-Chefin von der Leyen auf
eine schnelle Änderung der für ihn "fraglichen Vorschriften", um noch
vor der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) eine
Klarstellung vorzunehmen: "Um schwerwiegende Folgen für Millionen von
betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie die europäische Wirtschaft zu
vermeiden." Im November wird der Vorgang beim EuGH verhandelt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur