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Zentralrat der Juden: Linkspartei muss Verhältnis zu Israel "klären"

Archivmeldung vom 27.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dieter Graumann spricht auf einer Kundgebung gegen Judenhass in Berlin, September 2014
Dieter Graumann spricht auf einer Kundgebung gegen Judenhass in Berlin, September 2014

Foto: Michael Thaidigsmann
Lizenz: CC-BY-SA-4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der scheidende Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat die Linkspartei aufgefordert, ihr Verhältnis zu Israel zu "klären". Gegenüber "Bild" sagte Graumann: "Da ist die Linkspartei gespalten. Es gibt Linke, die Israel sachlich kritisieren. Aber es gibt auch regelrechte Israel-Hasser in der Linken, wie wir es immer wieder erleben, auch in den letzten Wochen. Das muss die Linke endlich dringend aufarbeiten."

Graumann sagte, "Kritik an Israel ist keineswegs per se immer antisemitisch. Wo sie aber völlig unverhältnismäßig und mit einer einseitigen hasserfüllten Fixierung auf Israel ausgelebt wird, ist die Grenze zum Antisemitismus überschritten."

Zentralrat der Juden: Antisemitismus wird immer offener ausgelebt

Der scheidende Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat ein ernüchterndes Fazit zur Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland gezogen. Gegenüber "Bild" sagte Graumann: "Ich stelle seit einiger Zeit fest, dass Antisemitismus wieder offener ausgelebt und weniger verborgen wird. Wir bekommen häufiger als früher offen antisemitische Zuschriften mit Namen und Anschrift. Es ist für manche Menschen kein Tabu mehr, ihre Judenfeindschaft auszuleben und zu zeigen." Als mögliche Erklärung nannte Graumann das Verblassen der Erinnerung an den Holocaust: "Auschwitz liegt weiter zurück. Der Schock über die Verbrechen der Nazis sitzt bei einigen offenbar nicht mehr so tief."

Besonders erschüttert zeigte sich Graumann über antisemitische Ausschreitungen während des Gaza-Konflikts im zurückliegenden Sommer: "Wir haben in diesem Sommer während des Gaza-Krieges Demonstrationen gesehen, wo der pure, primitive Judenhass sich Bahn gebrochen hat. Es fällt mir sehr schwer, darüber zu reden, aber: Wenn auf deutschen Straßen gerufen wird, `Juden ins Gas`, dann trifft uns das ganz tief."

Zentralratschef: Muslimische Repräsentanten müssen sich von Gewalt distanzieren

Die Repräsentanten muslimischer Organisationen müssen sich nach Ansicht des scheidenden Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, deutlicher von Gewalt distanzieren. "Die muslimischen Repräsentanten müssen sich viel stärker gegen den Radikalismus aussprechen, als sie es tun. Vor allem auch gegen den Antisemitismus müssen sie in ihren Communities viel entschlossener vorgehen", sagte Graumann gegenüber der "Bild"-Zeitung. "Die allermeisten Muslime wollen ganz sicher in Frieden leben. Umso wichtiger ist es, dass sich Muslime hier stärker von fundamentalistischen Fanatikern distanzieren."

Ernüchtert zeigte sich Graumann auch über die Ergebnisse des so genannten "Arabischen Frühlings". Dieser habe keinen Fortschritt für die Region gebracht: "Die deutsche Euphorie war damals oft sehr naiv. Viele haben die Demonstrationen in der arabischen Welt mit der friedlichen Revolution in der DDR verglichen. Eine schwere Fehleinschätzung. Kairo war nie Dresden. Ich sehe nicht, dass es irgendwo in der arabischen Welt besser geworden ist. In Teilen sogar sehr viel schlechter. Es gibt nach wie vor in der Region nur eine wirkliche Demokratie, die unsere Werte von Freiheit, Mitbestimmung und Rechtsstaat teilt, und das ist Israel. Daher sollten wir Israel noch stärker unterstützen."

Zentralrat der Juden: Deutschland soll mehr für Flüchtlinge tun

Ein reiches Land wie Deutschland könne und müsse mehr für Flüchtlinge tun, fordert der scheidende Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. "Deutschland ist ein wohlhabendes Land und kann es sich leisten, deutlich mehr Menschen aufzunehmen", sagte Graumann gegenüber der "Bild"-Zeitung. "Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, in der viele aus politischen Gründen flüchten mussten, steht es Deutschland sehr gut zu Gesicht, Menschen in Not zu unterstützen." 

Dieter Graumann ist seit November 2010 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und seit Mai 2013 Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Am Ende Oktober dieses Jahres gab der Zentralrat bekannt, dass Graumann bei der am 30. November anstehenden Neuwahl nicht noch einmal für das Amt des Präsidenten des Zentralrates kandidieren werde.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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