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Tornados der Bundeswehr an Massaker der US-Luftwaffe mitbeteiligt?

Archivmeldung vom 12.05.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nachdem vor wenigen Tagen Kampfflugzeuge der US-Luftwaffe in einem Dorf in der süd-afghanischen Provinz Helmand mehrere dutzend Frauen und Kinder getötet und verletzt haben, wendet sich die "Kinderhilfe Afghanistan" in einem offenen Brief an Verteidigungsminister Jung. Zusätzlich brisant an der Sache ist, dass die Provinz Helmand seit April 2007 von deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeugen aus der Luft überwacht wird.

Nachfolgend der öffentliche Brief im kompletten Wortlaut.

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Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Jung,

die Mehrheit des deutschen Bundestages hat vor wenigen Wochen entschieden, deutsche Tornado-Aufklärungsflugzeuge nach Afghanistan zu entsenden. Die Kosten dieses Einsatzes betragen - nur für 2007 – ca. 35 Millionen €uro und damit fast die Hälfte der Mittel, welche das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit – BMZ - für den zivilen Wiederaufbau Afghanistans zur Verfügung hat.

Ein entscheidendes Argument für diesen Einsatz war die Aussage Ihres Hauses, mit den Fähigkeiten unserer Aufklärungsflugzeuge würden in Zukunft sogenannte „Kollateral-Schäden“ vermieden oder zumindest erheblich reduziert werden.

Die meisten zivilen Afghanistan-Kenner, darunter z.B. der „Freundeskreis Afghanistan“, deutsche Entwicklungshelfer mit jahrzehntelanger Afghanistan-Erfahrung, und die „Kinderhilfe Afghanistan“ mit nunmehr sechsjähriger Erfahrung in den besonders kritischen Ost-Provinzen, haben die Entsendung der Tornado-Flugzeuge aus sachlichen Gründen abgelehnt.

Vor vier Tagen sind durch einen Angriff der US-Luftwaffe in der Provinz Helmand mehrere Dutzend unschuldiger Kinder und Frauen getötet und verletzt worden. Unsere Tornado-Aufklärungsflugzeuge überfliegen gemäß Auftrag auch die Provinz Helmand. Nach glaubhaften Angaben des Provinz-Gouverneurs von Helmand, Assadullah Wafa, kamen dabei mindestens 21 Frauen und Kinder ums Leben. Nach ebenfalls glaubhaften Angaben afghanischer Ärzte in den umliegenden Krankenhäusern wurden mehrere Dutzend schwerverletzter Kinder und Frauen in die Krankenhäuser eingeliefert. Der Tod dieser Menschen ist nicht nur eine (weitere) Tragödie in diesem geschundenen Land, sondern hat dem Ansehen ausländischer - auch deutscher - Soldaten erheblichen Schaden zugefügt. Die Sicherheit ausländischer Hilfsorganisationen und unserer Soldaten wird durch diesen „Kollateral-Schaden“ weiter gefährdet. Der friedliche Aufbau des Landes wird erschwert.

Wir ersuchen Sie daher um öffentliche Klärung:

- Haben in den Tagen / Stunden vor dem US-Angriff Tornados der Bundeswehr Helmand überflogen und dort aufgeklärt ?

- Sind die Erkenntnisse dieser Aufklärungsflüge an die US-Luftwaffe weitergegeben worden ?

- Wurde der o.a. US-Luftangriff auf Grund dieser Aufklärungsergebnisse durchgeführt ?

- Falls deutsche Tornados an diesem Angriff zumindest mittelbar beteiligt waren, was denken Sie zu tun, um dies in Zukunft zu vermeiden.

Ich erlaube mir, diese Anfrage als „Öffentlicher Brief“ auch den Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien, den deutschen Medien und in / für Afghanistan engagierten Organisationen und Helfern zukommen zu lassen

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Reinhard Erös (Oberstarzt a. D.)

Quelle: Mitteilung Dr. Reinhard und Annette Erös

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