Medien: Syrien setzte keine Chemiewaffen ein – und Trump wusste es
Archivmeldung vom 26.06.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.06.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie US-Geheimdienste haben US-Präsident Trump noch vor dem Angriff auf den Stützpunkt al-Schairat darüber informiert, dass es keine Beweise für einen Chemiewaffen-Einsatz in der syrischen Stadt Chan Scheichun gibt. Dies geht aus einer Recherche des US-Journalisten Seymour M. Hersh hervor, die die „Welt am Sonntag“ veröffentlicht hat.
Sputnik Deutschland schreibt weiter: "In seinem Beitrag bezieht sich Hersh auf mehrere Quellen in den US-Regierungs- und Geheimdienstkreisen. Er habe diese Quellen gegenüber der „Welt am Sonntag" freigegeben, so die Zeitung. Die Redaktion habe einige von Hersh`s Informanten sogar kontaktieren können, hieß es.
Trump habe seine Entscheidung über dem Angriff auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Schairat unter Ignorierung der Meinungen der Experten getroffen, schreibt Hersh, den die „Welt" den bekanntesten Investigative-Journalisten in den USA nennt. Später habe das Weiße Haus versucht, die Ereignisse so zu darzustellen, als ob Trumps Entscheidung durchaus berechtigt gewesen wäre.
„Zu diesem Zeitpunkt deuteten die vorhandenen Informationen der Geheimdienste eher darauf hin, dass die syrische Luftwaffe am 4. April ein Dschihadisten-Treffen ins Visier genommen hatte. Dafür hatten die Russen den Syrern extra eine spezielle Bombe zur Verfügung gestellt, eine „guided bomb", eine gelenkte Bombe, die mit konventionellem Sprengstoff bestückt war", so Hersh.
Washington habe darüber Bescheid gewusst, weil Russland die USA über den geplanten Angriff im Voraus informiert habe, damit die CIA ihre Informanten habe zurückrufen können, die in die Führung der Dschihadisten infiltriert seien und sich möglicherweise an diesem Treffen teilnehmen hätten können.
Das Ziel der syrischen Luftwaffe in Chan Scheichun sei ein zweistöckiges Gebäude gewesen, in dem das Treffen von Terroristenanführern habe stattfinden sollen. Darüber habe Moskau die CIA direkt informiert.
Im Keller des Hauses, habe sich, wie es sich später herausgestellt habe, ein Lager mit „Medikamenten und Mitteln auf Chlorbasis zur Reinigung Toter vor deren Beerdigung" befunden. Bei dem Angriff der syrischen Luftwaffe habe sich eine giftige Wolke gebildet, die unter anderem Chlor enthalten habe: „Diese Wolke bestand aus freigesetzten Düngemitteln, Desinfektionsmitteln und anderen Stoffen, die im Keller gelagert worden waren. Dies geht aus einem Befund des US-Militärs hervor, einem sogenannten Battle Damage Assessment (BDA)", heißt es im Artikel.
Laut Hersh sagte ihm einer von Trumps Sicherheitsberatern: „Das war kein Angriff mit chemischen Waffen. Das ist ein Märchen."
Trump habe den Luftschlag auf den Stützpunkt al-Schairat erst wenige Stunden nachdem er die Fotos von Kindern und Erwachsenen gesehen habe, die an den Folgen der Einwirkung von Giftstoffen gestorben waren, als Vergeltungsschlag für den vermutlichen Einsatz von chemischen Waffen in Chan Scheichun beschlossen.
„Ihm wurde gesagt, dass wir keine Beweise für einen syrischen Einsatz von Chemiewaffen hätten, und trotzdem sagte Trump: ‚Tut es.‘", soll der Sicherheitsberater gegenüber Hersh gesagt haben.
Hersh zufolge waren Trump vier mögliche Pläne vorgelegt worden. Eine der Optionen habe eine massive Bombardierung der wichtigsten syrischen Luftwaffenstützpunkte und der Kommando- und Kontrollzentralen durch B-1- und B-52-Bomber vorgesehen. Die härteste Variante hätte die physische Vernichtung von Bashar al-Assad und seinen Kommandozentralen „durch die Bombardierung seines Palastes in Damaskus und aller möglichen Untergrundbunker" bedeutet.
Außerdem habe ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses bereits nach dem Angriff auf Al-Schairat bei einer Konferenz die US-Presse angesichts der offiziellen Haltung der US-Regierung „aufgeklärt". Dabei sei Russlands Leugnen des Chemiewaffeneinsatzes in Chan Scheichun als Lüge bezeichnet worden, bloß weil Präsident Trump geäußert habe, der Giftstoff Sarin sei doch eingesetzt worden.
Daraus habe sich die Notwendigkeit ergeben, Russland an der Giftgasattacke mitschuldig zu machen, da es von der Chemiewaffenattacke im Voraus gewusst, nichts dagegen unternommen habe, bei der syrischen Desinformationskampagne mitmache und dabei helfe, die versteckten Vorräte an chemischen Waffen zu verheimlichen.
Am 7. April hatten die USA einen Luftschlag mit Tomahawk-Marschflugkörpern gegen den syrischen Luftwaffenstützpunkt al-Schairat in der Provinz Homs geführt. Als Grund dafür nannte die US-Regierung die angebliche Giftgasattacke in der Stadt Chan Scheichun in der Provinz Idlib.
Quelle: Sputnik (Deutschland)