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Tötet uns alle, dann begrabt uns hier: Guarani-Appell vor Ausweisung

Archivmeldung vom 25.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Diese Guarani sind gezwungen an einem dünnen Kabel eine gefährliche Flussüberquerung zu machen, um an Nahrungsmittel zu gelangen. Bild: Survival
Diese Guarani sind gezwungen an einem dünnen Kabel eine gefährliche Flussüberquerung zu machen, um an Nahrungsmittel zu gelangen. Bild: Survival

Eine Gruppe brasilianischer Indianer hat einen dramatischen Aufruf an die Regierung gerichtet, nachdem sie erfahren haben, dass ihnen die erneute Vertreibung von ihrem Land droht, auf das sie trotz Gewalt und Tod zurückgekehrt sind.

Die 170 Indianer gehören den rund 46.000 Guarani in Brasilien an. Sie haben mehrfach brutale Angriffe erlebt, seit sie auf ein kleines Stück ihres angestammten Landes zurückgekehrt sind. Das Gebiet der Indianer, bekannt als Pyelito Kuê/ M’barakai, ist momentan von einer Ranch besetzt. Die Indianer werden von den bewaffneten Männern des Viehzüchters umzingelt und haben nur geringen Zugang zu Nahrung oder Gesundheitsversorgung.

Vergangenen Monat hatte ein Richter eine Räumungsanordnung erlassen. Die Guarani erklären in einem Brief: “Diese Entscheidung ist Teil der historischen Vernichtung der indigenen Völker Brasiliens. Wir haben die Hoffnung verloren in Würde und ohne Gewalt auf unserem angestammten Land zu überleben … Wir werden alle bald sterben.”

“Wir wollen sterben und direkt hier mit unseren Vorfahren beerdigt werden. Deshalb bitten wir die Regierung und das Justizsystem, nicht unsere Vertreibung sondern unseren kollektiven Tod anzuordnen und uns hier zu begraben. Wir fordern ein für alle Mal unsere Ausrottung anzuordnen und mit Traktoren ein großes Loch für unsere Körper zu graben.”

“Wir haben entschieden, alle gemeinsam, hier nicht wegzugehen, tot oder lebendig.”

Brasiliens Behörde für indigene Angelegenheiten FUNAI ist für die Kartierung und Abgrenzung des Guarani-Landes zuständig und hat erklärt, dass sie daran arbeitet, die Räumungsanordnung zu widerrufen.

Die lange Verzögerung der Kartierung hat dazu geführt, dass Tausende Guarani in überfüllten Reservaten und Lagern am Straßenrand leben und schlechten Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung haben. Sie leiden unter einer der höchsten Selbstmordraten der Welt: Neue Statistiken der Regierung zeigen, dass in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt ein Guarani pro Woche Selbstmord begangen hat.

Guarani-Anthropologe Tonico Benites erklärte: “Die Selbstmorde der Guarani nehmen zu und sind eine Folge der Verzögerung der Kartierung und Abgrenzung ihres angestammten Landes.”

Survival fordert dringend die Kartierung aller Guarani-Gebiete und dass ihnen erlaubt wird, auf ihrem Land zu bleiben, bevor mehr Menschen ums Leben kommen.

Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: “Das Aussterben der indigenen Bevölkerung Brasiliens ist ein Schandfleck in der Geschichte des Landes. Es ist bedauerlich, dass ähnliche Grausamkeiten und Misshandlungen, die während der Kolonialzeit üblich waren, heute noch vom brasilianischen Rechtssystem unterstützt werden. Das herzzeireßende Appell der Guarani aus Pyelito könnte nicht deutlicher sein: Es lohnt sich nicht, ein Leben ohne ihr Land zu führen, weil es zu sehr von Elend und Leid geprägt ist. Brasilien muss handeln, bevor es zulässt, dass ein weiteres seiner indigenen Völker vernichtet wird.”

Quelle: Survival Deutschland

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