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Israelische Luftangriffe im Gazastreifen: Zehn Tote, über 50 Verletzte

Archivmeldung vom 06.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Panzer an der Grenze zwischen Israel und Gaza am 5. August 2022. Das israelische Militär verstärkte seine Truppenpräsenz im Gebiet nahe dem Gazastreifen.
Panzer an der Grenze zwischen Israel und Gaza am 5. August 2022. Das israelische Militär verstärkte seine Truppenpräsenz im Gebiet nahe dem Gazastreifen.

Bild: www.globallookpress.com / Tomer Neuberg/JINI über Xinhua/ Global Look Press / RT

Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen mindestens 10 Menschen, darunter ein ranghoher Kämpfer und ein 5-jähriges Mädchen, getötet und 55 verwundet. Israel gab an, damit auf eine "unmittelbare Bedrohung" reagiert zu haben. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Israel hat am Freitag eine Welle von Luftangriffen auf den Gazastreifen durchgeführt, wobei mehrere Menschen getötet wurden, darunter Taisir al-Dschabari, ein Kommandeur der al-Quds-Brigaden, die den militärischen Arm der Organisation "Islamischer Dschihad" darstellen. Israel erklärte, die Angriffe zielten auf die militante Gruppe ab und dass es damit auf eine "unmittelbare Bedrohung" nach der Festnahme eines hochrangigen Kämpfers im besetzten Westjordanland Anfang der Woche reagiere.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza wurden mindestens 10 Menschen getötet, darunter al-Dschabari und ein fünfjähriges Mädchen. Die Behörde gab nicht an, ob es sich bei den anderen Opfern um Kämpfer oder Zivilisten handelte. Mindestens 55 Menschen wurden bei den israelischen Angriffen demnach verwundet und in Krankenhäusern behandelt.

Die Angriffe könnten einen weiteren Krieg in dem Gebiet auslösen, das von der militanten islamischen Gruppe Hamas regiert wird und in dem rund 2 Millionen Palästinenser leben. Die Ermordung eines ranghohen Kämpfers könnte Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nach sich ziehen und die beiden Seiten näher an einen Krieg heranführen.

"Die israelische Regierung wird nicht zulassen, dass terroristische Organisationen im Gazastreifen die Tagesordnung im angrenzenden Gebiet bestimmen und die Bürger des Staates Israel bedrohen", sagte Ministerpräsident Jair Lapid in einer Erklärung. "Jeder, der versucht, Israel zu schaden, sollte wissen: Wir werden euch finden."

Lapid hat das Amt des geschäftsführenden Ministerpräsidenten vor den Wahlen im November übernommen und hofft, es zu behalten. Er hat Erfahrung in der Diplomatie, da er in der scheidenden Regierung als Außenminister diente, aber seine Sicherheitskompetenz ist weniger erprobt.

Der Islamische Dschihad bestätigte, dass Taisir al-Dschabari, Kommandeur der Organisation für den nördlichen Gazastreifen, unter den Getöteten war. Er war der Nachfolger eines anderen Kämpfers, der 2019 bei einem Luftangriff getötet worden war.

Einige hundert Menschen versammelten sich vor der Leichenhalle des Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt. Einige gingen hinein, um Angehörige zu identifizieren, und kamen dann weinend wieder heraus. Einer rief: "Möge Gott sich an den Spionen rächen", womit palästinensische Informanten gemeint waren, die mit Israel zusammenarbeiten.

Ein israelischer Militärsprecher erklärte, die Angriffe seien als Reaktion auf eine "unmittelbare Bedrohung" durch zwei mit Panzerabwehrraketen bewaffnete militante Gruppen erfolgt. Der Sprecher, der die Reporter unter der Bedingung der Anonymität informierte, sagte, al-Dschabari sei gezielt angegriffen worden. Er war der Auskunft zufolge für "mehrere Angriffe" auf Israel verantwortlich gewesen.

Für die israelischen Gebiete rund um den Küstenstreifen wurde am Freitag eine erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen. Das Militär kündigte eine "besondere Situation" an der Heimatfront an, mit geschlossenen Schulen und Einschränkungen anderer Aktivitäten in Gemeinden im Umkreis von 80 Kilometern von der Grenze. Die israelischen Angriffe dauerten am Abend an.

Israel hatte Anfang der Woche die Straßen um den Gazastreifen gesperrt und Verstärkung an die Grenze geschickt, um sich auf einen Racheangriff vorzubereiten infolge der Festnahme des Anführers des Islamischen Dschihad im besetzten Westjordanland am Montag. Ein Mitglied der Gruppe wurde bei einem Feuergefecht zwischen israelischen Truppen und militanten Palästinensern getötet.

Israel und die Hamas haben in den 15 Jahren, seit die militante Gruppe die Macht im Küstenstreifen von rivalisierenden palästinensischen Kräften übernommen hat, vier Kriege und mehrere kleinere Scharmützel geführt. Der letzte ausgewachsene Krieg fand im Mai 2021 statt. Anfang dieses Jahres stiegen die Spannungen wieder an - nach einer Welle von Anschlägen innerhalb Israels, fast täglichen Militäroperationen im Westjordanland sowie Auseinandersetzungen an einer heiligen Stätte in Jerusalem.

Der Führer des Islamischen Dschihad, Ziad al-Nakhalah, sagte in einem Gespräch mit dem libanesischen Fernsehsender al-Mayadeen, dass "die Kämpfer des palästinensischen Widerstands zusammenstehen müssen, um sich dieser Aggression entgegenzustellen". Er sagte, es werde "keine roten Linien" geben, und machte Israel für die Gewalt verantwortlich.

Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum erklärte: "Der israelische Feind, der die Eskalation gegen den Gazastreifen begonnen und ein neues Verbrechen begangen hat, muss den Preis dafür zahlen und die volle Verantwortung dafür tragen."

Der hochrangige Hamas-Beamte Ghazi Hamad bezeichnete den jüngsten Angriff als "ein brutales Verbrechen, ein Massaker, das die israelische Besatzung an unserem Volk verübt hat". Gegenüber Al Jazeera erklärte Hamad, es gebe "keine Rechtfertigung" für die Angriffe, und fügte hinzu, die palästinensischen Gruppen hätten das Recht, sich zu verteidigen und ihr Volk zu "schützen". Ihm zufolge haben die Gruppierungen im Gazastreifen eine "gute Koordination" beibehalten und suchen nach der "besten Option für das palästinensische Volk".

"Ich denke, Israel ist nicht an einer Vermittlung interessiert ... es gibt keinen Platz für eine Vermittlung, keinen Platz für friedliche Gespräche", sagte Hamad. "Unser Volk wartet darauf, dass der palästinensische Widerstand die Entscheidung trifft und Vergeltung übt."

Der Islamische Dschihad ist kleiner als die Hamas, und es ist unklar, wie viel Kontrolle die Hamas über den Islamischen Dschihad hat. Doch Israel macht die Hamas für alle Anschläge verantwortlich, die vom Gazastreifen ausgehen.

Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz besuchte am Freitag Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens und erklärte, die Behörden bereiteten "Maßnahmen vor, die die Bedrohung aus dieser Region beseitigen werden".

Israel und Ägypten halten seit der Machtübernahme durch die Hamas im Jahr 2007 eine strenge Blockade über das Gebiet aufrecht. Laut Israel sei die Blockade notwendig, um die Hamas am Ausbau ihrer militärischen Fähigkeiten zu hindern, während Kritiker die Politik als ziellose kollektive Bestrafung sehen. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Einwohner unter sehr schlechten Bedingungen.

Mohammed Abu Selmia, Direktor des Shifa-Krankenhauses, der größten Einrichtung seiner Art im Gazastreifen, sagte, dass es in den Krankenhäusern zu Engpässen gekommen sei, nachdem Israel Anfang der Woche eine vollständige Abriegelung des Gazastreifens verhängt hatte. Er erklärte, es gäbe genügend Vorräte und wichtige Medikamente, um die Krankenhäuser in normalen Zeiten fünf Tage lang zu versorgen, aber mit der neuen Runde der Kämpfe "könnten sie jeden Moment ausgehen".

Israel sagte eine erwartete Treibstofflieferung für das einzige Kraftwerk im Gazastreifen ab, das am frühen Samstag abgeschaltet werden sollte, falls der Treibstoff nicht in das Gebiet gelangen würde. Selbst wenn das Kraftwerk mit voller Leistung läuft, müssen die Bewohner des Gazastreifens täglich mit mehrstündigen Stromausfällen rechnen.

Katar verurteilte die jüngsten Angriffe Israels auf den Gazastreifen. "Wir betonen, dass die internationale Gemeinschaft dringend handeln muss, um die wiederholten Angriffe der Besatzer auf Zivilisten zu beenden", so das Außenministerium in Katar in einer Erklärung. "Wir bekräftigen unseren Standpunkt zur Gerechtigkeit der palästinensischen Sache und zu den legitimen Rechten des palästinensischen Volkes."

Quelle: RT DE

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