Amnesty wirft Katar Rückschritte bei Menschenrechten vor
Archivmeldung vom 04.07.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) wirft Katar als Austragungsland der Fußballweltmeisterschaft 2022 eine anhaltende massive Verletzung von Menschenrechten und sogar Rückschritte gegenüber den Vorjahren vor.
Trotz anderslautender gesetzlicher Bestimmungen würden nach wie vor Reisepässe von Arbeitsmigranten konfisziert, unbezahlte Überstunden angeordnet, Mindestlöhne nicht eingehalten, Ruhepausen und -tage verweigert, Hitzeschutzmaßnahmen verletzt, Löhne zu spät oder gar nicht gezahlt und unzulässige Lohneinbußen als Strafmaßnahmen eingesetzt, heißt es in einer Stellungnahme von AI für eine Anhörung im Sportausschuss des Bundestag am Montag, über die das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Sonntagausgaben) berichtet.
Zwar seien einige Reformen angestoßen worden, die in den Jahren 2018 bis 2020 zu Fortschritten geführt hätten. Inzwischen seien aber durch die Untätigkeit der katarischen Regierung in Teilen sogar bereits erreichte Fortschritte wieder rückgängig gemacht worden "Innerhalb der katarischen Wirtschaft formiert sich zunehmend Widerstand gegen die Reformen, aus Sorge Einfluss und Profitmöglichkeiten zu verlieren", so die Analyse der Menschenrechtsorganisation. Verletzungen des Arbeitsrechts durch katarische Arbeitgeber blieben für diese in aller Regel straflos und ohne Konsequenzen. Bisher sei es nicht gelungen, die Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitsmigranten in Katar "nachhaltig und auf breiter Ebene" zu verbessern, beklagen die Menschenrechtler.
Den Fußball-Weltverband FIFA fordert Amnesty auf, ein umfassendes Entschädigungsprogramm für sämtliche Menschenrechtsverletzungen, die seit 2010 in unmittelbaren Zusammenhang zur Fußball- WM geschehen seien, aufzulegen "Ein solcher Entsch ädigungsmechanismus könnte zu einem echten Wendepunkt für die FIFA werden, indem die FIFA klar und unmissverständlich zu ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht steht", so Amnesty. Auch der der Deutsche Fussball-Bund (DFB) räumt anhaltende Menschenrechtsverletzungen ein. Zwar gebe es spürbare Verbesserungen und Reformen mit Bezug zu Arbeits- und Sozialstandards, heißt es in seiner Stellungnahme für die Bundestags-Anhörung. "Weiterhin erhebliche Mängel bestehen bei der Umsetzung von Presse- und Meinungsfreiheit oder der Anerkennung der Rechte von Frauen und Homosexuellen/LGBTIQ+", so der Verband.
Quelle: dts Nachrichtenagentur