Flucht aus Japan ist reine Geldfrage
Archivmeldung vom 19.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer Japan infolge der Erdbebenkatastrophe und der atomaren Bedrohung spontan verlassen will, muss viel Geld auf den Tisch legen. Billige Tickets für One-Way-Flüge aus Tokio nach Europa sind kaum verfügbar, denn vorwiegend werden solche aus teureren Buchungsklassen angeboten.
"Die Durchschnittspreise für Flüge aus Japan liegen derzeit zwei- bis dreimal über ihrem üblichen Wert", berichtet Konstantin Korosides, Sprecher des Reiseportal-Betreibers fluege.de, im pressetext-Interview.
Ein pressetext-Online-Flugsuche
bestätigt diese Aussage. Wer innerhalb der nächsten fünf Tage von Tokio
nach Berlin, München, Wien oder Zürich fliegen will, muss mit Preisen
von 3.000 Euro und darüber rechnen. Zwar gibt es mit dem russischen
Anbieter Aeroflot auch Flüge unterhalb der 1.000-Euro-Marke, doch sind
die dafür freien Plätze an einer Hand abzählbar. Zum Vergleich:
Kurzfristige Flüge ab Peking oder Bangkok sind locker um 600 Euro oder
weniger zu haben - alles in der Economy-Class, wohlgemerkt. In der
Business-Class findet man erst ab 10.000 Euro Angebote, die sich nicht
auf wenige Restplätze beschränken.
Wenn auch die Airlines
behaupten, die Ticketpreise nicht erhöht zu haben, glauben
Brancheninsider, dass bei Flügen aus Tokio derzeit vorwiegend die
teueren Buchungsklassen auch innerhalb der Economy-Kategorie angeboten
werden. Engpässe betreffen daher besonders diejenigen, die nicht über
nennenswerte finanzielle Ressourcen verfügen - wie etwa
Auslandsstudenten. Einige Länder wie die USA, China oder England lösen
dieses Problem politisch. Die britische Regierung beginnt etwa heute mit
Evakuierungsflügen von Tokio nach Hongkong, die nur für britische
Staatsbürger gechartert wurden.
Höhere Gewalt
"Beschwerden seitens der Konsumenten gab es bei uns wegen der Flugpreise aus Tokio bisher noch nicht", so Gerlinde Waschke, Pressesprecherin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen http://www.vz-nrw.de gegenüber pressetext. Die Flugpreise zu bewerten sei schwierig, zumal sie auch auf logistische Probleme zurückgehen könnten. Zumindest dürfte es kein Problem sein, gebuchte Pauschalreisen nach Japan auch ohne Stornokosten zu kündigen - denn bei der aktuellen Situation sei "höhere Gewalt" im Spiel.
Um nicht unnötig viel Geld für die Heimreise aus Japan zu berappen, rät fluege.de-Sprecher Korosides zur Suche nach Ausweichmöglichkeiten bei den Flughäfen in Japan wie auch in Europa, ebenso wie man auch beim Datum besser flexibel sein sollte. "Hin- und Rückflugtickets, bei denen man den Rückflug verfallen lässt, sind oft billiger als One-Way", so der Experte. Online-Flugportale zeigen schneller und besser die Preis- und Verfügbarkeitslage als Homepages der Fluggesellschaften, zudem sollte man auch die Reisedauer beachten: Viele der angebotenen Route kommen auf 20 Stunden und mehr, während Direktflüge nur rund 13 Stunden dauern.
Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner