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Terrorismus und Medien

Archivmeldung vom 10.05.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Wie sollen Medien über Anschläge berichten? Zurückhaltend und vorsichtig oder unmittelbar und umfassend, womit sie möglicherweise die Wirkung des Terrors sogar verstärken? „Die Medien stecken heutzutage in einem Dilemma, für das man neue Lösungsstrategien braucht“, sagt Prof. Dr. Hartmut Wessler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Mannheim.

Sein neuestes Forschungsprojekt steht an der Schnittstelle zwischen Kommunikationswissenschaft, Computerlinguistik und Big Data und widmet sich dem Thema „Verantwortliche Terrorismusberichterstattung“. Den Zuschlag zur Förderung bekam er zusammen mit zwei Kollegen von der University of Illinois und der Universität Amsterdam. Angesiedelt ist das Projekt am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES).

Neben diesem Projekt waren noch dreizehn weitere Forscherteams in der 4. Runde der Trans-Atlantic Platform Digging Into Data Challenge erfolgreich. Finanzierung erhalten sie von sechzehn internationalen Fördergesellschaften sowie der Trans-Atlantic Platform for the Social Sciences and Humanities. Diese steuern insgesamt 8,6 Millionen Euro Fördersumme bei; davon kommen 2,2 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die erfolgreichen Teams untersuchen, wie Informationstechnologie im großen Umfang eingesetzt werden kann, um Forschungsfragen in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu beantworten.

Für sein Projekt analysieren Wessler und seine Kollegen einen Datensatz von 85 Millionen Artikeln, die seit 1945 bis heute weltweit erschienen sind. Daraus wählen sie diejenigen Texte aus, die von terroristischen Anschlägen handeln – ob von links oder rechts, ob religiöser oder politischer Natur. An diesem Datensatz führt das Forscherteam eine vergleichende Analyse historischer und aktueller Trends in der Terrorismusberichterstattung durch. Das passiert mithilfe neuer automatisierter Textanalyseverfahren. Eine der Aufgaben ist es, neue Software-Tools zu entwickeln, mit deren Hilfe arabische, niederländische, englische, deutsche und türkische Nachrichten nach festgelegten Qualitätskriterien ausgewertet werden können.

Wessler hofft, in Zukunft die Qualität der Berichterstattung zu verbessern. Die Art der Berichterstattung habe schließlich einen starken Einfluss darauf, wie die Terrorbedrohung in der Bevölkerung wahrgenommen wird. „Journalisten können die Stimmung in der Bevölkerung befeuern oder dämpfen“, sagt er. Zu den negativen Beispielen zählt er Live Video Streaming vom Ort des Geschehens, wie das nach Anschlägen in München oder in Berlin der Fall war: „Live Video-Streaming halte ich für problematisch, weil der Journalist noch keine Distanz zum Geschehen hat und die Fakten noch nicht verifiziert sind.“

Dass selbst die UNO sich mit dem Thema Terrorismus und Medien beschäftigt, hält der Medienexperte für einen wichtigen Hinweis darauf, wie relevant das Thema ist. In Februar hat die UNESCO ein Handbuch mit dem Titel Terrorism and Media herausgegeben mit Ratschlägen dazu, welche Bilder, welche Worte und welche Perspektive Journalisten wählen sollten.

Quelle: Universität Mannheim (idw)

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