Außenpolitiker mahnen zu Zusammenarbeit nach Trumps Amtsübernahme
Nach Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident haben Außenpolitiker verschiedener Fraktionen Lehren für die künftige Zusammenarbeit gezogen. "Jetzt beginnt die neue Zeit der Zusammenarbeit", sagte Johann Wadephul (CDU), stellvertretender Unionsfraktionsvorsitzender, sagte dem "Spiegel" am Dienstag. "Als Europa können und wollen wir mit der neuen Administration zusammenarbeiten."
Bei der Vielzahl der unterschriebenen Dekrete gebe es Licht und
Schatten. Offenkundig wolle die US-Regierung in der Handelspolitik
zunächst eine Bestandsaufnahme machen. "Dies gibt Möglichkeiten zum
Austausch und kann uns helfen, Zölle und andere Handelshemmnisse zu
umgehen. Denn solche würden beiden Seiten schaden", so Wadephul. Es sei
jetzt wichtig, dass die EU-Kommission umgehend mit der US-Regierung in
Gespräche eintrete.
"Sehr viel problematischer ist der Rückzug
aus internationalen Organisationen, wie der
Weltgesundheitsorganisation", sagte er. In diesen sei nicht nur die
Finanzierung der USA als größte Volkswirtschaft wichtig, sondern auch
der Austausch zu Fachthemen wie der Pandemie-Prävention. "Die EU wird
mit anderen Partnern sehen müssen, wie solche Organisationen gestärkt
werden können."
Sein Parteikollege, der außenpolitische Sprecher
der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), der in Washington an der
Zeremonie zur Amtseinführung teilgenommen hatte, kritisierte den Umgang
in Deutschland mit Trump. "Die deutsche Regierung, aber auch die
Öffentlichkeit werden von ihrem hohen Ross absteigen müssen", sagte er
dem Nachrichtenmagazin. Deutschland müsse sich seiner Stärken besinnen.
"Prosperierende Wirtschaft, Spitzenforschung sowie Sicherheit nach innen
und nach außen sind Aufgaben, die Deutschland nun anpacken muss." Es
brauche nun gute Kontakte in die neue Regierung. Dafür stehe ein
künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), so Hardt.
Nils
Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, kritisierte Trumps
Rede zur Amtseinführung. "Er ist und bleibt ein Politiker, der nicht
versöhnt, sondern polarisiert", sagte er dem "Spiegel". Die Rede sei
eine reine Wiederholung bekannter Wahlkampfparolen und -versprechen
gewesen, erklärte er. "Besorgniserregend ist sein außenpolitischer
Ansatz, der mehr auf Showeffekte wie etwa die Umbenennung des Golfes von
Mexiko abzielt, ohne die großen Fragen der internationalen Politik auch
nur zu streifen. Es werden auf alle Fälle vier wilde Jahre werden."
Michael
Link, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP und während der
Regierungsbeteiligung der Liberalen Transatlantikkoordinator der
Bundesregierung, verwies auf die "vielen großen Versprechungen" in
Trumps Rede. "Er macht deutlich, dass er vom ersten Tag an einen Turbo
für politische Initiativen in allen Politikbereichen zünden wird. Aber
auch Trump wird nicht alle Versprechungen halten können - vor allem
nicht ohne echte Verbündete in der Welt. Das gilt vor allem für den
Umgang mit China", sagte Link dem Nachrichtenmagazin.
Die globale
Herausforderung durch China könnten die USA und die EU nur gemeinsam
bewältigen. "Deshalb sollte unser Politikangebot an Trump sein,
transatlantisch gemeinsam am De-Risking im Verhältnis zu China zu
arbeiten", so Link. "Statt Trump aus moralischer Warte überheblich zu
kritisieren, müssen wir pragmatische Wege der Zusammenarbeit suchen.
Sonst könnte sich durch Zölle und Gegenzölle ein gefährlicher
Handelskrieg zwischen den USA und Europa hochschaukeln, der uns beiden
massiv schadet und China zum lachenden Dritten macht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur