UN-Report: Bisherige Maßnahmen führen zu 3,1 Grad Erderhitzung
Eine Fortsetzung der aktuellen Klimapolitik ohne zusätzliche Maßnahmen würde innerhalb der nächsten 76 Jahre zu einer Erderhitzung um 3,1 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit führen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), der am Donnerstag vorgestellt wurde.
Die Staatengemeinschaft hat sich damit in den letzten zwei Jahren weiter
vom Pariser Klimaziel entfernt. Mit den bis 2022 implementierten
Maßnahmen gingen die Experten damals noch von einem Temperaturanstieg um
2,8 Grad aus.
In einer Auswertung der nationalen
Klimaschutzziele der Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens kommt
der aktuelle Bericht mit dem Titel "Keine heiße Luft mehr, bitte" zu dem
Schluss, dass die bisherigen Zusagen für 2030 nicht eingehalten werden.
Selbst wenn sie eingehalten würden, würde der Temperaturanstieg jedoch
bis zum Ende des Jahrhunderts nur auf 2,6 bis 2,8 Grad Celsius begrenzt
werden.
Auch an dieser Stelle ist eine Verschlechterung gegenüber
2022 zu erkennen: Die damals geplanten Maßnahmen hätten zu 2,4 bis 2,6
Grad Erhitzung geführt, wenn sie umgesetzt worden wären.
Das
Pariser Klimaziel, den Klimawandel auf möglichst 1,5 Grad zu
beschränken, ist dem Bericht zufolge "technisch" noch erreichbar - aber
nur mit einer sofortigen massiven globalen Anstrengung zur Reduzierung
aller Treibhausgasemissionen unter der Führung der G20-Staaten. Nach den
Berechnungen des UNEP müssten sich die Vertragsstaaten des Pariser
Klimaabkommens dafür gemeinsam verpflichten, die jährlichen globalen
Treibhausgasemissionen bis 2030 um 42 Prozent und bis 2035 um 57 Prozent
zu senken.
"Wir brauchen eine globale Anstrengung in nie
gekanntem Ausmaß und Tempo", sagte Inger Andersen, Exekutivdirektorin
des UNEP. "Oder das 1,5-Grad-Ziel wird bald tot sein und das Ziel
'deutlich unter zwei Grad Celsius' auf der Intensivstation liegen."
Andersen forderte die Staaten auf, bei den Gesprächen zur bevorstehenden
Klimakonferenz COP29 in Baku, Aserbaidschan, mehr zu tun, um auf einen
1,5-Grad-Pfad zu kommen.
"Selbst wenn die Welt die 1,5°C-Grenze
überschreitet - und die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, steigt
von Tag zu Tag - müssen wir uns weiterhin um eine nachhaltige und
wohlhabende Welt mit einer Netto-Null-Grenze bemühen", so Andersen.
"Jeder Bruchteil eines Grades, der vermieden wird, zählt, wenn es darum
geht, Leben zu retten, Volkswirtschaften zu schützen, Schäden zu
vermeiden, die biologische Vielfalt zu erhalten und die Möglichkeit zu
haben, eine Überschreitung der Temperatur rasch zu reduzieren."
Verschiedene
Teile der Erde erwärmen sich unterschiedlich schnell. Für Landgebiete
wird mit einer etwa doppelt so schnellen Erhitzung gerechnet. Berlin
würde mit einer Erderhitzung um drei Grad deutlich heißer werden, als es
Madrid heute ist.
Quelle: dts Nachrichtenagentur