Sputnik: Blockade der US Air Base Ramstein, weil das Volk die US-Kriege satt hat
Archivmeldung vom 30.06.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNahe der Kleinstadt Ramstein-Miesenbach bei Kaiserslautern haben sich am Samstag Szenen abgespielt, die es wohl wieder einmal nicht in die Mainstream-Medien schaffen werden und die dennoch große Symbolkraft besitzen: hunderte Demonstranten, Senioren, Kinder, Politiker, sie gingen auf die Straße um vor der US-Basis Ramstein ein Zeichen zu setzen. Dies schreibt Marcel Joppa auf der deutschen Webseite des russischen online Magazins "Sputnik".
Weiter ist im Beitrag zu lesen: "Wenn sich ein rund 80-jähriges Ehepaar bei hochsommerlichen Temperaturen auf den heißen Asphalt setzt, um dort der Polizei die Stirn zu bieten, dann muss diese beiden Menschen wirklich etwas bewegen. Was sie fühlen, das teilen an diesem Tag hunderte Menschen mit ihnen: Wut auf die US-Kriegspolitik und Wut, dass die USA von deutschen Boden auf der ganzen Welt mörderische Militäreinsätze steuern.
Wagenknecht, Drewermann und die Masse
Organisiert von der Initiative „Stopp Air Base Ramstein“ haben Menschen aus allen Teilen Deutschlands an diesem Samstag den Weg vor die Tore der US-Militärbasis gefunden. Und dieser Tag ist ein ganz besonderes Datum: Genau vor 30 Jahren kamen auf diesem Gelände bei einer militärischen Flugshow über 70 Menschen ums Leben, Tausende wurden bei dem Unfall verletzt. Drei Militärjets stürzten damals nach einer Kollision in der Luft ab, eine brennende Maschine rutschte in das Publikum.
Jetzt, genau 30 Jahre später, wollten Anwohner, Aktivisten und US-Gegner erneut ein Zeichen setzen: Direkt vor dem Haupteingang der Militärbasis versammelte sich eine Massen-Kundgebung mit prominenten Rednern. Eine von Ihnen: Die Fraktionschefin der Linke im Bundestag, Sahra Wagenknecht. Vor applaudierender Menge erklärte sie:
„Ich möchte noch einmal auf den Drohnenkrieg aufmerksam machen, der ja kaum in der großen Presse stattfindet, der aber unverändert geführt wird. Es werden Tötungen per Knopfdruck angeordnet. Das ist ein unglaubliches Verbrechen! Und das dürfte von hier und von deutschem Boden aus in keiner Weise unterstützt werden!“
Laut Wagenknecht sei auch die Zerstörung des Irak und von Afghanistan zu einem Teil von der US-Militärbasis Ramstein aus gesteuert worden. Es dürfe in Deutschland keine Region geben, wo das Grundgesetz nicht gelte. Und laut Grundgesetz seien weder völkerrechtswidrige Angriffskriege, noch exterritoriale Tötungen per Drohnen erlaubt:
„Das, was hier stattfindet, ist eigentlich ein Fall für den Verfassungsschutz, wenn er denn mal seine Aufgaben wahrnehmen würde! Es gibt über tausend US-Militärbasen weltweit und es gibt sie nicht, um in diesen jeweiligen Ländern für Sicherheit zu sorgen.“
Deshalb, so Wagenknecht, sei es besonders schlimm, wenn Angela Merkel der USA permanent hinterherlaufen würde und sich der US-Politik unterwerfen würde. Die Linkepolitikerin forderte deshalb — unterstützt von tosendem Applaus — eine eigenständige Politik Deutschlands.
Alte Fehler bereinigen
Nach Wagenknecht betritt schließlich der Autor und Psychoanalytiker Eugen Drewermann die Bühne. Trotz seiner nunmehr 78 Jahre war es dem gelernten Theologen wichtig, an diesem heißen Sommertag zu dem Menschen zu sprechen. Die USA hätten seit 2001 sieben islamische Staaten bombardiert. Doch das alles spiele keine Rolle in der Politik und in den Zeitungen:
„Wir sind aber mit involviert, wir sind mitschuldig. Wir müssen von dieser Politik endlich Abschied nehmen. Wir Deutsche hätten allen Grund, mit Macht auf die Bremse zu treten und alte Fehler zu bereinigen.“
Stattdessen werde von der NATO immer das Bild vom Feind in Moskau gezeichnet. Dabei hätten die USA weltweit tausend Militärbasen, Russland weniger als eine Hand voll.
Die Wut ist groß
Während Drewermann zum Publikum spricht, teilt sich das Publikum und zahlreiche Menschen bewegen sich zur direkten Zufahrt der Militärbasis Ramstein. Dort lassen sich dutzende Männer, Frauen, Kinder und Senioren in der Sonne auf dem Boden nieder, um eine Blockade des Geländes zu starten. Die Polizei, die zahlreich vor Ort vertreten ist, schaut sich das friedliche Treiben zunächst mit Rückhaltung an.
Schließlich dröhnt es aus einem Polizeilautsprecher, die Sitzblockade werde in zwanzig Minuten von den Beamten aufgelöst. Wer dann noch Widerstand leiste, werde weggetragen und festgenommen. Ein Organisator der Kundgebung spricht deeskalierend auf die Sitzenden ein. Passanten verteilen Wasserflaschen. Es ertönen Lieder und Sprechchöre:
„Hoch die internationale Solidarität“
„Wofür tun wir das? Für unsere Kinder!“
Nach einer knappen halben Stunde will sich die Polizei die Blockade nicht länger anschauen. Während viele vor allem junge Aktivisten freiwillig aufstehen und die Straße freimachen, so sind es einige vor allem ältere Demonstranten, die sich von den Beamten nicht einschüchtern lassen. Während einige von Ihnen dann tatsächlich festgenommen werden – unter ihnen zwei US-amerikanische Senioren – redet die Polizei heftig auf mehrere Rentner ein, bevor diese schließlich weggetragen werden.
Wenige Meter entfernt diskutiert die Polizei mit einem über 80-jährigen Ehepaar, das ebenfalls nicht aufstehen will. Hier lassen sich die beiden – von der Hitze gezeichnet – schließlich zum aufgeben überreden.
Die Menge applaudiert den Sitzenbleibern
In den großen deutschen Medien wird man von diesem Tag sehr wahrscheinlich wenig hören: Kurz blitzte ein SWR-Mikrophon in der Menge auf, doch der Mainstream meidet solche Veranstaltungen in der Regel lieber. Während die Kollegen von RT, WeltnetzTV oder den Nachdenkseiten das Geschehen fleißig dokumentierten, ist vielen Journalisten dieses Thema zu „unbequem“ oder es wird als „Spinnerei einiger Weniger“ abgetan.
Das Fazit:
Laut Organisatoren waren am Samstag rund 2500 Menschen trotz massiv hoher Temperaturen auf der Straße, um auf eine für sie himmelschreiende Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen: Die deutsche Unterstützung einer illegal mordenden US-Militärbasis mitten im Herzen ihres Landes. Für Sie und viele andere Menschen ist das keine Spinnerei, es ist die Realität. Darauf aufmerksam zu machen, dafür war dieser Samstag ein wichtiger Tag.
Quelle: Sputnik (Deutschland)