Bangladesch: humedica-Ärzten bietet sich ein Bild des Schreckens 160 Patientenbehandlungen am Tag
Archivmeldung vom 26.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEtwa 5000 Einwohner hatte die Kleinstadt Tatulbaria im Distrikt Barguna vor dem Zyklon "Sidr". Heute, neun Tage nach der unverstellbaren Katastrophe, sind gut ein Drittel der Menschen aus Tatulbaria verschwunden, sie sind tot oder noch immer vermisst.
Auf der beschwerlichen Anreise über beinahe zwanzig Stunden
von der Hauptstadt Dhaka bis Barguna bot sich dem humedica-Ärzteteam
ein schreckliches Bild: Immense Zerstörungen, um Essen und Wasser
bettelnde Menschen und viele, bis dato nicht geborgene Leichen.
"Die Infrastruktur auf dem Weg von Dhaka in den Süden ist komplett
zerstört", berichtet der sichtlich bewegte humedica-Koordinator
Dieter Schmidt. "Der Neuaufbau wird bei Null beginnen müssen, da
steht fast nichts mehr."
Die Anreise war für das vierköpfige Team um Schmidt physisch und
psychisch beschwerlich. Neben den dramatischen Zerstörungen ist das
offensichtliche Leiden der Bevölkerung Bangladeschs anrührend. Nach
knapp zwanzig Stunden Anreise aus Dhaka, größtenteils mit dem Schiff,
arbeiten die Mediziner nun in verschiedenen Dörfern des am stärksten
betroffenen Distrikts Barguna. Sie sind die Speerspitze der
internationalen Hilfe, in den Tagen zuvor hatte sich keine andere
Organisation bis in diese Regionen Bargunas durchkämpfen können. "Wir
werden hier in verschiedenen Ortschaften jeweils mehrere Tage
behandeln", erklärt Dieter Schmidt den Plan des Teams.
Ausgangsbasis des momentanen Engagements ist die
Gesundheitsstation in Tatulbaria. Durchschnittlich 160 Patienten
können die Ärzte pro Tag behandeln, dann sind die Kapazitätsgrenzen
erreicht. Die Menschen warten geduldig auf ihre Behandlung; nachdem
tagelang keine Hilfe Barguna erreichte, stellen wenige Stunden keinen
mehr auf die Probe. Dem Team begegnen vor allem Prellungen, Schnitt-
und Brandverletzungen, hin und wieder auch Frakturen. Für einen
elfjährigen Jungen, der an beiden Beinen Brüche erlitten hat, sowie
einen etwa 35jährigen Mann, der nach einer schweren Kopfverletzung
Lähmungserscheinungen hat, haben die Ärzte bereits einen Transport in
eine Klinik organisieren können.
Der enorme Bedarf an medizinischer Betreuung hat weitere Maßnahmen im humedica-Hauptquartier ausgelöst: Ein zweites Team mit Koordinator Gerhard Braunmiller, der Krankenschwester Gertrud Anders und Apothekerin Christl Trischler (Apotheker ohne Grenzen) machte sich bereits am Samstagabend von Frankfurt auf den Weg. Ergänzt wird dieser Einsatz durch die Ärztin Selma El Kassem, die am Sonntagabend von München aus nachreiste.
Quelle: Pressemitteilung humedica e. V.