Gemäß dem jährlichen Goalkeepers Report der Gates Foundation wurde der Fortschritt durch COVID-19 um 20 Jahre zurückgeworfen
Archivmeldung vom 15.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Bill & Melinda Gates Foundation hat heute ihren fünften jährlichen Goalkeepers Report veröffentlicht, der mit neuen Daten aufzeigt, wie die Welleneffekte von COVID-19 ganze 20 Jahre an Fortschritt gekostet haben auf dem Weg zur Erfüllung der United Nations Sustainable Development Goals (der "Globalen Ziele").
Der Bericht bietet den aktuellsten globalen Datensatz dazu, wie die Pandemie den Fortschritt auf dem Weg zu den Globalen Zielen beeinträchtigt. Fast alle Kennzahlen zeigen dabei die Welt im Rückschritt. Aufgrund von COVID-19 ist die extreme Armut um 7 % gestiegen. Die Versorgung mit Impfstoffen, ein gutes Messinstrument für den Zustand der Gesundheitssysteme, ist auf einen Stand aus den 1990er Jahren gefallen. Die Welt wurde also in 25 Wochen um etwa 25 Jahre zurückgeworfen.
Wirtschaftliche Schäden aufgrund von COVID-19 verstärken Ungleichheiten. Die Pandemie hat unverhältnismäßige Auswirkungen auf Frauen, Gemeinschaften von ethnischen Minderheiten sowie Menschen, die in extremer Armut leben. Rund um die Welt sehen sich Frauen immer größeren Belastungen gegenüber, welche die insgesamt steigende Nachfrage nach unbezahlten Pflegearbeiten mit sich bringt. Außerdem sind es in der Mehrheit Frauen, welche ihren Job verlieren. In den Vereinigten Staaten gaben zweimal so viele Menschen aus schwarzen und Latinx-Haushalten (gesprochen "Latin-Ex") an, ihre Miete nicht bezahlen zu können, wie Menschen mit weißer Hautfarbe.
Entgegen der trostlosen Aussichten beschreiben Bill und Melinda Gates einen Weg, die Pandemie zu beenden und auf dem Weg zu den Globalen Zielen wieder Fortschritte zu machen. In dem Bericht, den die beiden jedes Jahr gemeinsam verfassen, rufen Sie die Welt auf, bei der Entwicklung von Diagnostik, Impfstoffen und Behandlungsmethoden zusammenzuarbeiten; so schnell wie möglich Tests und Impfdosen herzustellen; und diese Mittel dann gerecht und bedarfsabhängig zu verteilen - unabhängig davon, ob jemand dafür bezahlen kann. Aktuell stehen einige praktikable Strategien bereit, mit denen gerechte Ergebnisse erzielt werden können, u. a. den Access to COVID-19 Tools (ACT) Accelerator, der die ernsthaftesten gemeinschaftlichen Bemühungen darstellt, die Pandemie zu beenden. Daran beteiligt sind Organisationen wie Gavi, die Vaccine Aliance sowie der globale Fonds für den Kampf gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria.
"Die Antwort auf die COVID-19-Pandemie hat das Beste an der Menschheit zu Tage gebracht: Bahnbrechende Innovationen, die heroischen Taten von Arbeitern mit direktem Kontakt zum Virus oder einfach nur das, was ganz normale Menschen für Ihre Familien, Nachbarn und Gemeinschaften tun," schreiben Bill und Melinda Gates. "Diese gemeinsame globale Krise verlangt nach einer gemeinsamen globalen Antwort."
Dieser Bericht macht klar, dass kein Land dieser Herausforderung alleine gewachsen sein wird. Alle Bemühungen einzelner Länder, nur sich selbst zu schützen, ohne dabei die anderen zu beachten, zieht nur das von dieser Pandemie verursachte Elend in die Länge. Die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen kann die Pandemie nicht schnell beenden, wenn diese nicht gerecht verteilt werden.
Kaufen die reichen Länder die ersten 2 Mrd. Dosen des Impfstoffs auf, anstatt sie gerecht zu verteilen, dann könnten dadurch gemäß einem Modell der Northeastern University beinahe doppelt so viele Menschen an COVID-19 sterben.
Obwohl weltweit bereits 18 Billionen USD ausgegeben wurden, um Volkswirtschaften anzukurbeln, sagt der International Monetary Fund (IMF) vorher, dass die globale Wirtschaft bis Ende 2021 mindestens 12 Billionen USD einbüßen wird - das wäre der größte Absturz des weltweiten Bruttosozialprodukts seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. In einigen Ländern haben Notfall-Konjunkturprogramme und soziale Schutzmechanismen das Schlimmste verhindert. Es gibt aber Grenzen dafür, was Länder mit niedrigen bis mittleren Einkommen zum Schutz ihrer Wirtschaft tun können, unabhängig davon, wie effektiv diese verwaltet wird.
Trotz aller Beschränkungen treiben Länder Innovationen voran, um diesen Herausforderungen gegenüberzutreten. Potenzielle Impfstoffe und Therapien werden schneller entwickelt als je zuvor. Zu den Innovationen gegen die Pandemie gehört die Kontaktnachverfolgung in Vietnam und das sog. "Pooled Testing" in Ghana, bei dem Proben verschiedener Personen vermischt werden. Währenddessen werden mit neuen oder verbesserten Systemen für digitale Geldsendungen 1,1 Mrd. Menschen in 138 Ländern erreicht. Die Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) sowie dutzende Partner starteten im Juni die Plattform "African Medical Supplies", um sicherzustellen, dass die Länder auf dem Kontinent Zugang zu bezahlbaren, hochwertigen und lebensrettenden Geräten und Verbrauchsgütern haben, von denen viele in Afrika hergestellt werden. Bill und Melinda Gates glauben daran, dass COVID-19 eine echte Prüfung für die globale Gemeinschaft ist.
"Eines der besorgniserregendsten Dinge an dieser Pandemie, ist die Tatsache, dass durch die Beeinträchtigung der Gesundheitssystemen und der Weltwirtschaft langsam der Fortschritt ausradiert wird, den die Menschen auf dem Weg zu einem gesünderen, produktiveren Leben errungen hatten," sagt Melinda Gates. "Unser Bericht zeigt Wege auf, wie die Welt diese Situation umkehren kann. Die Forscher sind nah an der Entwicklung sicherer und effektiver Impfstoffe gegen das Coronavirus, aber ein Durchbruch in der Wissenschaft muss von einem Durchbruch in der Großzügigkeit begleitet werden. Die Mächtigen aus Regierungen und Pharmaindustrie müssen dafür sorgen, dass alle Menschen Zugang zu den Impfstoffen erhalten, egal wo sie leben. Wir sind guter Hoffnung, dass dies gelingen wird."
Vor über 20 Jahren begannen Bill und Melinda Gates, sich mit der öffentlichen Gesundheit zu beschäftigen und Geld für diese zu spenden, nachdem sie von den Hunderttausenden in Armut lebenden Kindern gelesen hatten, die aufgrund von Durchfall starben, während sie in den Vereinigten Staaten einfach hätten behandelt werden können. Heute sterben aufgrund globaler Koordination und Bemühungen jedes Jahr 4,5 Millionen weniger Kinder an vermeidbaren Krankheiten, als noch im Jahr 2000.
Informationen zu die Globalen Ziele
Am September 25, 2015 haben sich im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York die Regierungschefs von 193 Ländern dazu verpflichtet, die 17 Sustainable Development Goals für die nachhaltige Entwicklung zu verfolgen (die "Globalen Ziele"). Dabei handelt es sich um eine Reihe von ambitionierten Zielen, um bis zum Jahr 2030 drei außerordentliche Dinge zu erreichen: Armut zu beenden, Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu bekämpfen sowie den Klimawandel aufzuhalten.
Quelle: Bill & Melinda Gates Foundation (ots)