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Irak-Studie: katastrophale Auswirkungen durch explosive Kriegsreste

Archivmeldung vom 13.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Moschee in Sinjar, Irak, 2014 vom IS zerstört. Die Trümmer wurden mit Sprengfallen versehen. Bild: Handicap International e.V. Fotograf: Florent Vergnes
Moschee in Sinjar, Irak, 2014 vom IS zerstört. Die Trümmer wurden mit Sprengfallen versehen. Bild: Handicap International e.V. Fotograf: Florent Vergnes

Die Studie "No safe recovery" der gemeinnützigen Hilfsorganisation Handicap International (HI) zeichnet ein erschütterndes Bild vom Alltag der irakischen Bevölkerung. Fünf Jahre nach dem Ende der gewalttätigen Auseinandersetzungen ist das Land immer noch mit Minen, Blindgängern und anderen explosiven Kriegsresten verseucht. Rund 8,5 Millionen Irakerinnen und Iraker leben inmitten dieser tödlichen Überreste.

Eltern und Kinder haben Angst, da immer wieder Sprengsätze in Schulen entdeckt werden. Andere brauchen so verzweifelt ein Einkommen, dass sie auch in Gegenden arbeiten, die als hochgefährlich bekannt sind. Der Bericht zeigt, dass die Entminung von Städten komplizierter, zeitaufwändiger und teurer ist als in ländlichen Gegenden. Jährlich werden im Irak hierfür 170 bis 180 Millionen US-Dollar benötigt. Die zerstörte Infrastruktur wie Krankenhäuser, Schulen, Brücken und Straßen sowie die Gefahr durch Blindgänger verhindern darüber hinaus, dass ein Leben in Sicherheit aufgebaut werden kann und geflohene Iraker zurückkehren können.

Bombardierung von Städten: Direkte und langfristige Zerstörungen

Der Irak ist weltweit eines der am stärksten durch Kriegsreste verseuchten Länder. Nach den Recherchen und Untersuchungen von HI ist das Leben, die Sicherheit und der Zugang zu Versorgungsleistungen für die Menschen in Städten wie Mossul, Sinjar oder Tel Afar weiterhin durch explosive Kriegsreste stark bedroht. Die Bombardierung der Wohngebiete raubte nicht nur Zehntausenden das Leben, sondern hinterließ auch Schulen, Felder, Wege, Häuser, Wasseraufbereitungsanlagen oder Geschäfte mit Sprengkörpern übersät. "Bomben und Städte sollten nie aufeinandertreffen", sagt Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der Politischen Abteilung von Handicap International Deutschland. "Nicht nur, dass der Einschlag selbst ein Höchstmaß an Tod, Verletzung und Zerstörung an Gebäuden und Infrastrukturen verursacht, die zurückbleibende explosive Verseuchung beraubt eine Bevölkerung auch jeglicher Chance, ihr wirtschaftliches und soziales Leben wiederaufzubauen." Weiterhin zeigen die Untersuchungen von HI, dass die Entminung von Städten sechsmal so teuer ist und achtmal länger dauert als die Entminung von ländlichen Gebieten und dass es außerdem an hochspezialisierten Entminungsfachkräften fehlt.

Sprengsätze in Kinderspielzeug

Da es noch lange dauern wird, bis die Städte entmint sind, können auch viele Vertriebene nicht in ihr Zuhause zurückkehren. Im Jahr 2020 wurden 678.512 Binnenvertriebene gezählt. Viele Bewohner*innen müssen mit der ständigen Gefahr der Blindgänger und Sprengfallen leben. Diese sind überall zu finden: im Boden vergraben, an Türen oder Fenstern, in Trümmern, in Kinderspielzeug, in Haushaltsgeräten usw. versteckt. "Die Zeiten der 'ordentlichen' Minenfelder sind vorbei", sagt Eva Maria Fischer "Wir sprechen von Sprengsätzen, die durch Stolperdrähte in Fluren ausgelöst werden, von Fliegerbomben, die nie explodiert sind, die von Trümmern umgeben sind, und von Kinderspielzeug, das mit Sprengstoff gefüllt ist." Wenn nichts unternommen wird, kann die Gefahr durch explosive Sprengsätze über Generationen hinweg bestehen bleiben und die Bemühungen um Frieden und Entwicklung erheblich behindern, so die Studie von HI.

Die Experten von HI haben für den Bericht vor allem in dem dicht besiedelten Regierungsbezirk Ninawa Räumungsexperten, lokale und internationale humanitäre Akteuren, Regierungsvertretern, Gemeindevorsteher, Überlebende und Mitglieder ihrer Familien befragt und Recherchen durchgeführt.

Quelle: Handicap International e.V. (ots)


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