Militärexperte: Nahostkonflikt wird eher enden als Ukraine-Krieg
Archivmeldung vom 31.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Militärexperte Carlo Masala geht davon aus, dass der Krieg im Nahen Osten früher enden wird als Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. "In Sachen Ukraine sehen wir bislang keine konkrete Bereitschaft Russlands, sich auf irgendeine Lösung einzulassen", sagte Masala, der Internationale Politik an der Bundeswehr-Universität München lehrt, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Auch der designierte US-Präsident Donald Trump habe längst eingestanden,
dass ein Deal in diesem Konflikt viel schwerer zu erreichen sein dürfte
als er sich das ursprünglich vorgestellt hatte. "Im Nahen Osten
hingegen sehen wir viele militärische Ergebnisse, die nun noch in
politische Lösungen gegossen werden müssen - insbesondere die
nachhaltige Schwächung der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im
Libanon."
Auf die Frage, wie genau der Krieg im Nahen Osten im
neuen Jahr zu Ende gehen könnte, sagte Masala: "Was Gaza betrifft: Ich
gehe davon aus, dass es irgendwann einen Deal zur Freilassung der
Geiseln geben wird. Aber dann stellt sich die Frage, was aus dem
Gazastreifen insgesamt wird."
Entweder hätten sich die Israelis
mit der Schwächung der Hamas nur Zeit verschafft - oder das Problem
werde strukturell angegangen. "Wie das allerdings genau aussehen könnte,
wissen wir bisher nicht. Es gibt viele Ideen, auch die Stationierung
einer internationalen Schutztruppe ist darunter. Aber bisher gibt es
kein Szenario, auf das die Entwicklung hinausläuft."
Für ein
mögliches Kriegsende in der Ukraine gebe es hingegen grundsätzlich drei
Möglichkeiten, sagte Masala. "Erstens: Russlands Präsident Wladimir
Putin könnte zu Verhandlungen zu seinen Bedingungen bereit sein, wenn er
sich eine zusammenhängende Landbrücke vom Donbass über die Krim bis
nach Odessa am Schwarzen Meer einverleibt hat." Die werde er nicht
wieder hergeben wollen und auch fordern, dass die ukrainische Armee
massiv verkleinert wird und der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj abtritt. Das sei für die Ukraine aber nicht akzeptabel, sagte
Masala.
Die zweite Möglichkeit für ein Ende des Krieges könnte
sich ergeben, wenn Trump wie im Wahlkampf angekündigt die
US-Waffenlieferungen an Kiew einstellt. "Dann hat die Ukraine nur noch
wenig Chancen, die Europäer allein könnten die Lücken kaum füllen.
Anschließend hängt es von Russland ab, ob es sich mit den bisherigen
Landgewinnen zufriedengibt oder ob es die Chance wittert, einfach weiter
zu marschieren", sagte Masala.
"Die dritte Möglichkeit: Trump
könnte sich entgegen seinen Ankündigungen dazu entschließen, die
Unterstützung der Ukraine sogar noch einmal deutlich auszuweiten. Und
zwar mit dem Ziel, die Russen an den Verhandlungstisch zu zwingen." Mit
Blick auf diese dritte Option erklärte der Militärexperte, es gebe in
Trumps Umfeld relevante Leute, die sich in diesem Sinne geäußert haben.
"Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es so kommt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur