Medien: USA wollen auch russische Militärbasen nahe Afghanistan nutzen
Archivmeldung vom 30.09.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittDie USA verhandeln derzeit über die Nutzung militärischer Einrichtungen in den Nachbarländern Afghanistans für die Durchführung von Anti-Terror-Operationen – auch russische Militärstützpunkte in der Region sollen dabei in Betracht kommen. Darüber berichtet die Internet-Plattform „Politico“ unter Berufung auf amerikanische Senatoren.
Beim russischen online Magazin " SNA News " ist auf der deutschen Webseite weiter zu lesen: "Die Gespräche wurden laut der Tageszeitung am Mittwoch bei geschlossenen Anhörungen unter Beteiligung der Pentagon-Führung abgehalten. Drei hochrangige Militärmitglieder hätten den Gesetzgeber hinter verschlossenen Türen über die laufenden Gespräche mit den Regierungen von Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan und anderen Ländern informiert, so „Politico“.
Laut den USA führten sie Gespräche mit den Ländern, die an Afghanistan grenzen, über die Unterbringung von Anti-Terror-Operationen „hinter dem Horizont“. Diese sollten es dem US-Militär ermöglichen, Ziele in dem von den Taliban kontrollierten Land einfacher zu überwachen und anzugreifen.
„Diese Gebiete können Stützpunkte umfassen, die von Russland in diesen Ländern genutzt werden“, heißt es.
Im offenen Teil der Anhörungen teilte der Pentagon-Chef, Lloyd Austin, den Senatoren mit, dass das Hilfsangebot Russlands auf dem Juni-Treffen der Staats- und Regierungschefs der beiden Länder in Genf unterbreitet worden sei. Im September soll der Vorsitzende der US-amerikanischen Joint Chiefs of Staff, Mark Milley, versucht haben, die weiteren Details von seinem russischen Amtskollegen, Walerij Gerasimow, zu erfahren.
Während der geheimen Sitzung soll General Kenneth F. McKenzie, der Chef des US-Zentralkommandos, detailliert auf bestimmte Flugzeugtypen und Stützpunkte eingegangen sein, die verwendet werden könnten, um terroristische Ziele in Afghanistan anzugreifen.
„Das ist ihr Territorium. Aber ich denke, realistischerweise hat Russland dort Einfluss“, zitiert das Portal den Vorsitzenden des US-Senats, Jack Reed, und fährt fort: „Und so hat (Russland – Anm. d. Red.) vielleicht kein Veto, aber sicherlich Einfluss.“
Die Tatsache, dass sich die USA nun bei ihren Anti-Terror-Operationen in Afghanistan möglicherweise auf Moskau verlassen müssen, ist der Plattform zufolge „eine erstaunliche Wendung“. Die Unterbringung der Operationen auf russischen Stützpunkten setze den US-Apparat auch der Einholung von Geheimdienstinformationen durch die Russen aus, heißt es „Politico“ zufolge weiter.
„Es ist unglaublich, dass uns dieser Rückzug aus Afghanistan in eine Situation gebracht hat, in der wir jetzt mit Russen zusammenarbeiten und versuchen müssen, mit ihnen über unseren Aufenthaltsraum zu verhandeln“, fügte Senatorin Joni Ernst hinzu.
Während der öffentlichen Anhörung vor dem Senatsgremium am Dienstag betonte Austin, dass „wir nicht um die Erlaubnis Russlands bitten, irgendetwas zu tun“.
Das Militär führt derzeit Anti-Terror-Operationen durch – einschließlich des verpatzten Drohnenangriffs in Kabul – von US-Stützpunkten, die Hunderte Meilen entfernt im Nahen Osten liegen. Am Mittwoch sagte McKenzie, ohne zu konkret zu werden, ein Nachbarland erlaube den Zugang zu US-Startpunkten, aber „wir sind in keinem angrenzenden Land ansässig“.
Senator Kevin Cramer sprach sich seinerseits dahingehend aus, dass er von der Detailtiefe, die er in der geheimen Anhörung wahrgenommen habe, ermutigt sei. Allerdings sei es ein „ziemlich seltsames Szenario“, sich auf Russland zu verlassen.
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, äußerte sich bisher nicht zu den Veröffentlichungen über das Vorhaben der USA.
Die militanten Taliban* hatten es geschafft, nach Beginn des internationalen Truppenabzugs aus Afghanistan im Laufe von wenigen Monaten das gesamte Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach der Übernahme der Hauptstadt Kabul am 15. August hatten die Islamisten den Krieg für beendet erklärt. Mit der Eroberung der kleinsten Provinz Pandschir im Osten des Landes fiel Anfang September die letzte Widerstandsbastion an die Taliban."
*Unter anderem von der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (Armenien, Kasachstan, Kirgistan, Russland, Tadschikistan, Belarus) als Terrororganisation eingestuft, deren Tätigkeit in diesen Ländern verboten ist.
Quelle: SNA News (Deutschland)