Wiener Sozialforscher: Corona kann weltweit zu politischen Umbrüchen führen
Archivmeldung vom 20.03.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittIn Amerika hat Trump die Wahlen zentral durch die Corona-Krise verloren. In Europa von Deutschland, Frankreich über Österreich kann es durch Corona, wie einst durch die Flüchtlingskrise 2015, auch zu politischen Umbrüchen kommen. Bestehende Machtverhältnisse sind aus der Sicht von Daniel Witzeling, Leiter des Humaninstituts Vienna, nicht mehr fix. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: "„Politiker, die gerade noch beliebt waren, können durch harte Maßnahmen, die die Wirtschaft und das soziale Leben der Menschen beeinträchtigen, sehr schnell an Beliebtheit verlieren“, sagte er im SNA-Gespräch. Ein Beispiel sei Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, welcher zusehends an Zustimmung verliere, obwohl er immer noch klar vor seinen politischen Mitbewerbern rangiere. „Dies ist aber nur so, weil es an einer starken Konkurrenz im eigenen Land mangelt“, ist sich der Sozialforscher sicher.
Auch jüngste deutsche Landtagswahlen zeigten Schwächung der Kanzlerpartei
„Die Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben klar gezeigt, dass die CDU im Nachbarland in Hinblick auf die kommenden Bundestagswahlen ein Problem hat“, fährt Witzeling fort. „Die Maßnahmen der Regierung von Angela Merkel die Corona-Pandemie betreffend werden von vielen Bürgern zunehmend als zu hart empfunden. Diese Tatsache kann fatale Folgen für die CDU und Armin Laschet haben, wenn die Bewegung und ihr Vorsitzender weiterhin das Ohr nicht am Volk haben. Die Bürger in Deutschland wie in Österreich, wo Kurz regiert, haben große Zukunftsängste. Sie befürchten, dass die Wirtschaft zusammenbricht und noch mehr Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren.“
Viele seien durch die Lockdowns, welche soziale, psychische und ökonomische Konsequenzen nach sich ziehen, frustriert, so der Psychologe. „Als Evidenz für derartige gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und die Corona-Müdigkeit der Bevölkerung kann man die immer größer werdenden Corona-Demos in Deutschland und Österreich heranziehen. Jene setzen die Regierenden, auch wenn sie dies leugnen, zusehends unter Druck. Kurz sowie Merkel können sich der Akzeptanz der Bürger nicht mehr uneingeschränkt sicher sein und müssen fürchten, abgewählt zu werden.“
Bereitschaft für Sputnik V
Dadurch, dass Regierungen in Europa zusehends Probleme bei der Lösung der Corona-Krise haben, kommt mit dem russischen Vakzin Sputnik V auf einmal ein vorher verschmähter Impfstoff ins Spiel, merkt Witzeling an. „Zuerst skeptisch wahrgenommen ,mutiert‘ nun dieser Impfstoff zum internationalen Hit. Es ist ein spannender soziodynamischer Prozess, der ebenfalls das Forschungspotenzial Russlands abbildet. Durch Berichte um Nebenwirkungen von anderen Impfstoffen steigt die Bereitschaft für das russische Produkt auch in der EU deutlich an.“
So lobte der für den Binnenmarkt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton am Mittwoch das Vakzin und sagte, Sputnik V sei ein guter Impfstoff. Es sei notwendig, seine Produktion in der EU zu etablieren. Noch vor etwa zwei Wochen verglich EMA-Vertreterin Christa Wirthumer-Hoche die Möglichkeit einer Notfallgenehmigung von Sputnik mit "russischem Roulette" - also einer potenziell tödlichen Gefahr. Dies gelte auch für Kooperationen mit Russland hinsichtlich der Produktion. „Sputnik V wurde inzwischen jedoch zum Hidden Champion“, räumt der Sozialforscher ein.
Ignoranz und Präpotenz rächen sich
„Die Ignoranz und Präpotenz vieler westlicher Länder hinsichtlich dieses Vakzins wurden nun zum Bumerang“, kritisiert Witzeling. „Zuerst waren viele politische Verantwortungsträger und Beamte skeptisch, da es sich um einen russischen Impfstoff handelt, und jetzt, nachdem es wissenschaftliche Nachweise wie in dem renommierten Journal 'The Lancet' für die Wirksamkeit gibt, wollen alle Sputnik V haben. Ein klassisches Beispiel für das noch immer vorhandene Ost-West-Werte-Dilemma. Unbewusst schwingt immer eine gewisse Ambivalenz gegenüber dem Osten mit. Doch wenn es hart auf hart kommt, dann greift man gerne auf Hilfe zurück. Hier rächt sich die Überheblichkeit.“ "
Quelle: SNA News (Deutschland)