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Feuerexperte hält Deutschland für nicht ausreichend gerüstet

Archivmeldung vom 28.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Waldbrand (Symbolbild)
Waldbrand (Symbolbild)

Bild: CCO-Pixabay-Skeeze

Der Professor für Feuerökologie an der Universität Freiburg und Leiter des Global Fire Monitoring Center, Johann Georg Goldammer, hält Deutschland angesichts des Klimawandels für größere Wald- und Landschaftsbrände nicht ausreichend gerüstet. "Wir bräuchten eine dem Technischen Hilfswerk vergleichbare Einrichtung zur Feuerbekämpfung und zur Bewältigung anderer Katastrophenlagen auf Bundesebene", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung".

 Auch habe es bisher keines der 16 Bundesländer als notwendig erachtet, ein eigenes Löschflugzeug anzuschaffen. Der Bund habe keine entsprechenden Kompetenzen. "Man könnte Ausrüstung gemeinsam kaufen und Kompetenzen bündeln", erklärte Goldammer. "Das gibt die Verfassung aber nicht her. Diese Schwäche unseres föderalen Systems sollten wir durch eine Verfassungsänderung korrigieren." Defizite sieht der Experte zudem bei der Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren. So seien bei Bränden drei Faktoren ausschlaggebend: die Beschaffenheit des brennenden Materials, die Topografie und das Wetter – wobei das Wetter naturgemäß der variable Faktor sei. Das alles müsse man wissen. "Doch eine entsprechende Ausbildung dazu existiert nicht in Deutschland." Überhaupt seien Freiwillige Feuerwehren zwar gut darin, Wasser über lange Strecken zu einem Brandherd wie einem brennenden Haus zu pumpen.

Die Kapazität zur Brandbekämpfung ende jedoch meist an den Waldrändern. "Die Freiwilligen Feuerwehren sind nur beschränkt zum Löschen größerer Brände im Wald selbst ausgebildet und vorbereitet." Mängel gebe es schließlich bei der Ausrüstung. "Spezielle Löschflugzeuge haben wir gar nicht", sagte Goldammer dem Blatt aus Halle. Es gebe zwar Hubschrauber mit Außenwasserbehältern, die Feuer löschen könnten. Das aber habe mit modernem Waldbrandmanagement nichts zu tun. Goldammer zufolge fehlten überdies leichte Schutzbekleidung nach internationalem Standard mit einschlägigen Handschuhen und Helmen, die ein längeres Löschen an Brandherden ermöglichten, sowie leichte Einsatzfahrzeuge wie Pickups mit 300 bis 400 Litern Wasserkapazität oder Rucksackspritzen und spezielle Handgeräte. Damit lasse sich bei Landschaftsbränden wesentlich effektiver arbeiten als mit den in Deutschland üblichen schweren Fahrzeugen und Feuerwehranzügen.

Der deutschlandweit einzige Professor für Feuerökologie warnte trotz aller Defizite gleichwohl vor Panik. "Wir haben keine so großen geschlossenen Waldgebiete wie in Nord-Schweden. Jedenfalls wohnen dort keine Menschen." Ähnlich sehe es bei Siedlungen aus Häusern, Büschen und Wäldern wie in den Vorstädten Athens aus, die zu tödlichen Fallen würden. "Das lässt das deutsche Baurecht nicht zu." Und eine Siedlung wie Fichtenwalde bei Potsdam "hätte in jedem Fall ohne Gefahr für die Bevölkerung evakuiert werden können".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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