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Warum Heroin bei Drogenabhängigen den Stress dämpft

Archivmeldung vom 22.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Intravenöser Heroinkonsum
Intravenöser Heroinkonsum

Foto: Philipp von Ostau
Lizenz: FAL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Dass bei Heroinabhängigen eine Dosis Heroin Stressreaktionen vermindern kann, ist bekannt – aber nicht genau, warum. Basler Forscher haben nun erstmals die neuronalen Mechanismen dieser Effekte im Gehirn untersucht. Wie sie in der Fachzeitschrift «Brain» berichten, könnten die Ergebnisse dazu führen, die Rückfallgefahr in der Drogentherapie besser einzuschätzen.

Bei schwer heroinabhängigen Patienten kann Heroin psychischen und physischen Stress abbauen. Auf diese Wirkung bauen in der Regel die heroingestützten Behandlungen in der Drogentherapie. Bekannt ist auch, dass bei Abhängigen negative Reize zu einer erhöhten Aktivierung von Hirnarealen führen, die mit Gedächtnis und Emotionen zusammenhängen. Dies wird mit dem Verlangen nach der Droge und dem Rückfallrisiko in Zusammenhang gebracht. Die genaueren Hintergründe dieser Effekte waren aber bisher unbekannt.

Angstvolle und neutrale Gesichter

Forschende von der Universität Basel und den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel unter Leitung von PD Dr. Marc Walter und Prof. Stefan Borgwardt sind nun einen Schritt weiter: In einem Doppelblindversuch gaben sie an die Hälfte von 22 heroinabhängigen Patienten zweimal täglich Heroin ab, die andere Hälfte erhielt ein Placebo und als dritte Gruppe erhielten 17 gesunde, nicht drogenabhängige Kontrollpersonen nur das Placebo. Darauf wurden sämtlichen Probanden eine Serie von angstvollen Gesichtern wie auch von emotionell neutralen Gesichtern gezeigt, während die Forscher die Hirnreaktionen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) massen.

Im Besonderen untersuchten die Basler Forscher die neuronalen Verbindungen zwischen zwei bestimmten frontalen Hirnregionen (Gyrus fusiformis und orbifrontaler Cortex) einerseits und der sogenannten Amygdala anderseits, die an Emotionen und Angst beteiligt ist – je intensiver diese neuronalen Verbindungen, desto stärker der Stress und die Ängste. Ebenso wurden den Probanden Blutproben zur Bestimmung der Stresshormone entnommen, und sie wurden zu ihrem emotionalen Zustand mittels Fragebogen befragt.

Abhängige auf Entzug stressanfällig

Resultat des Versuchs nach der Vorführung der angstvollen Gesichter: Bei den abgängigen Probanden, die Heroin erhielten, waren dabei die Nervenverbindungen zwischen den frontalen Hirnregionen und der Amygdala deutlich reduziert. Sie ergaben ein ähnliches Bild wie bei der gesunden Kontrollgruppe mit Placebo. Dagegen waren die neuronalen Verbindungen bei den Abgängigen mit Placebo klar stärker ausgeprägt. Kurz: Abhängige mit einer Heroindosis reagieren ähnlich wie Gesunde, während Heroinabhängige auf Entzug deutlich anfälliger auf Stress sind.

«Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Abgabe von Heroin an Abhängige bei der emotionalen Verarbeitung der angstvollen Gesichter den Stress relativ rasch vermindern kann», sagt Studienleiter Stefan Borgwardt, Professor für Neuropsychiatrie an Universität Basel und UPK Basel. Die verstärkten Verbindungen zwischen frontalen Hirnregionen und Amygdala liessen sich zum Beispiel nutzen, um die Stressreaktion bei heroinabhängigen Patienten zu beurteilen. Damit könnte etwa auch die Wirksamkeit der Behandlungen von Drogenabhängigen quantifiziert werden.

Quelle: Universität Basel (idw)

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