Männerstimmen müssen nicht tief sein!
Archivmeldung vom 03.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMännerstimmen müssen nicht unbedingt tief sein, damit Frauen sie als attraktiv empfinden. Phonetische Untersuchungen der Universität Frankfurt belegen, dass es unterschiedliche Eigenschaften gibt, die bei einer deutschen Hörerin einen attraktiven Eindruck hinterlassen. Zusätzlich zu der Grundfrequenz (bei der männlichen Durchschnittsstimme um die 120 Hertz), spielt die Sprechmelodie eine entscheidende Rolle.
Ein Anstieg der Sprechmelodie lässt den Sprecher attraktiver erscheinen, während
gelegentliche nasalierte Laute, die nicht nur bei einem Schnupfen vorkommen, die
Attraktivität deutlich mindern. Allerdings gilt dieses Empfinden nur für die
deutsche Hörerin. Ihre französische Geschlechtsgenossin etwa stößt sich nicht an
den in ihrer Sprache üblichen nasalen Lauten. Die unterschiedliche
Zusammensetzung der Sprachen der Welt, ihre Melodieverläufe und Laute haben
einen erheblichen Einfluss auf die Bewertung eines Sprechers.
"Es gibt
klar definierbare Eigenschaften, die eine Stimme attraktiv oder weniger
attraktiv klingen lassen", fasst Vivien Zuta die Ergebnisse ihrer Studie
zusammen. So darf die Sprechmelodie nicht zu sehr von der Grundfrequenz
abweichen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die Artikulationsgeschwindigkeit,
die Sprechgeschwindigkeit und auch das Pausen- und Hesitationsverhalten, also
die Häufigkeit, mit der die Rede durch Laute wie "äh" und "eh" unterbrochen
wird. Alle diese Eigenschaften und noch einige mehr sind ausschlaggebend für die
Attraktivität einer Stimme, wie Zuta in ihrer Magisterarbeit am Institut für
Phonetik messtechnisch nachgewiesen hat.
Wie wichtig der stimmliche
Eindruck ist, zeigt ein weiterer Befund der Untersuchung. Zuta bat die
Probandinnen zunächst, einen Sprecher nach dem Klang seiner Stimme zu bewerten.
Anschließend sollten sie Vermutungen über sein Äußeres anstellen. Der Sprecher
mit der höchsten Stimme (134 Hz) wurde von über 80% als stimmlich eindeutig
attraktiv bewertet. Gleichzeitig und überraschenderweise beschrieben die
Probandinnen das evozierte optische Bild sehr ähnlich dem tatsächlichen Aussehen
des Sprechers. So vermuteten 70% der insgesamt Befragten, der Sprecher habe
grüne Augen (was auch stimmte!), obwohl die Minderheit der Erdbevölkerung grüne
Augen hat. Auch der Kleidungsstil, Größe und Bildungsgrad stimmten weitgehend
überein.
Ein Sprecher hingegen, der ansonsten optisch stets als attraktiv
bewertet wurde, erhielt für den rein akustischen Eindruck die Bewertung "weniger
attraktiv". Die Probandinnen vermuteten, er sei klein und habe wenig Haar,
kleide sich schmuddelig und habe deutliches Übergewicht. Er entsprach also, den
Befragungen nach, in keiner Weise dem gängigen Schönheitsideal. Demnach kann
eine als attraktiv empfundene Stimme den Gesamteindruck eines Menschen zum
Positiven und zum Negativen hin verändern.
Bleibt zu fragen, ob ein Mann mittleren Alters sein angewöhntes Sprechverhalten noch derart umstellen könnte, dass ihm eine Bewertung als attraktiver Sprecher sicher wäre. Dies scheint zwar grundsätzlich möglich, müsste aber durch weitere Versuche ermittelt werden.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.