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Jost oder nie! - Folge 2

Archivmeldung vom 07.09.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der Beitrag enthält am Ende des Textbereichs ein Video. Bild: ExtremNews
Der Beitrag enthält am Ende des Textbereichs ein Video. Bild: ExtremNews

Die zweite Ausgabe unseres ExtremNews-Magazins für soziale Belange und Initiativen bietet zwei Schwerpunkte: Wir berichten über Modelle und Unternehmungen im Bereich der Altenpflege und stellen die Idee der „Tauschläden“ vor. Mit beiden Themen schließen wir an die erste Folge von Jost oder nie! an, die der nordhessischen Stadt Spangenberg und ihren höchst aktiven Bewohnerinnen und Bewohnern gewidmet war.

In Spangenberg treffen wir auch im ersten Gespräch mit Jutta Wölki-Voß zusammen. Sie koordiniert die Arbeit des „Katharinenvereins“ in der Stadt, der nicht nur Möglichkeiten zwangloser Begegnungen anbietet, sondern sich besonders auch der Erfüllung von Bedürfnissen älterer Bürgerinnen und Bürger verschrieben hat.
Diese Bedürfnisse schließen vielfältige Formen der Unterstützung bei der Bewältigung des täglichen Lebens ein, etwa Hilfe beim Hausputz und beim Einkaufen oder die Versorgung von Haustieren. Doch das ist nur eine Seite. Ebenso wichtig ist der Wunsch nach sozialen Kontakten.
Der „Katharinenverein“ eröffnet daher mit einer breiten Palette attraktiver Angebote zum Miteinander und gemeinsamen Erleben von Menschen im Alter zwischen 2 und 102 Jahren. Es werden nicht spezielle Senioren-Veranstaltungen organisiert, sondern Generationen übergreifende Anlässe geboten, miteinander ins Gespräch zu kommen, zusammen etwas zu unternehmen.
Da sich die Stadt in einen Kernbereich und 13 Ortsteile untergliedert, die zusammen die gleiche Fläche bedecken wie die Stadt Kassel, bietet der „Katharinenverein“ außerdem zusätzlich mit seinem „Katharinenmobil“ für ältere Menschen in den Ortsteilen die gleichen Angebote, wie sie in der Kernstadt zur Verfügung stehen.

Die Teilhabe am sozialen Leben ist jedoch nicht nur für viele ältere Menschen eingeschränkt, sondern auch für jüngere, die zu Hause die Pflege ihrer Angehörigen übernommen haben. Ihre Zahl wächst beständig. Die private Pflege in der Familie wird immer bedeutender. Und entsprechend wird es auch immer wichtiger und dringlicher, jene Menschen, die diese Aufgabe übernommen haben, darin zu unterstützen.
Das ist das Ziel der Pfegebleiterinnen und -begleiter. Im Studio unterhält sich Herbert Jost-Hof darüber mit Peter Rahm, dem Initiator einer Pflegebegleiter-Initiative im Vogelsbergkreis.

Pflegende Angehörige sind durch ihre häusliche Aufgabe einer starken körperlichen und psychischen Belastung ausgesetzt. Darüber hinaus nimmt die Pflege in vielen Fällen so viel Zeit in Anspruch, dass sich mehr und mehr eine Distanz vom Leben außerhalb des Hauses bildet, die bis zur Isolation führen kann. Damit sind die Pflegenden ganz auf sich gestellt. Sie haben keine Möglichkeit, ihr eigenes Handeln zu überprüfen. Schnell ergeben sich dadurch Ängste, nicht genug zu tun oder in der Pflege etwas falsch zu machen. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für ihre Arbeit können auch die oft unterstützenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste hier wenig Hilfe anbieten. Ihre Tätigkeit unterliegt einem großen Termindruck. Da ist kaum Zeit für ein beratendes oder aufbauendes Gespräch.
Pflegebegleiterinnen und -begleiter nehmen sich der pflegenden Angehörigen in dieser Situation an. Sie beraten, sie unterstützen mit Wissen und Ideen, denn oft genug können die Angehörigen sich neben ihrer häuslichen Verpflichtung nicht alle für sie wichtige Informationen besorgen oder sich mit komplizierten und komplexen amtlichen Texten auseinandersetzen.
Vor allem aber geben Pflegebegleiterinnen und -begleiter den von ihnen betreuten Personen Sicherheit in den täglichen Fragen der Pflege. Sie haben Zeit, um zuzuhören, um Probleme die im Zusammenleben oder durch die Rolle des Pflegenden entstehen, zu besprechen, um Mut zu machen und Zuversicht zu vermitteln.
Alle Pflegebegleiterinnen und -begleiter sind ehrenamtlich tätig. Sie werden intensiv auf ihre Arbeit vorbereitet. Regelmäßig finden gemeinsame Besprechungen statt, in denen sie – unter Wahrung strengster Diskretion – ihre Erlebnisse darstellen und sich untereinander austauschen können.
Es gibt Initiativen zur Pflegebegleitung im gesamten Bundesgebiet, sie alle sind miteinander vernetzt. Wer entweder als pflegende/r Angehörige/r mit einer solchen Initiative in Verbindung treten oder sich ihr ehrenamtlich anschließen möchte, der kann dies über die Internetpräsenz des Bundesverbandes tun.

Eine ganz andere Form sozialer Initiativen, die sich erfreulicherweise im Bundesgebiet immer weiter ausbreitet, ist die der Tauschläden.
Wir besuchen die „Tauschbörse“ in Spangenberg, das von Giesela Thienel mit ihren Mitarbeiterinnen geführte „Katharinenstübchen“. Der Name lässt bereits erahnen, dass auch diese Einrichtung dem Spangenberger „Katharinenverein“ angeschlossen ist.
Im Gespräch stellt Frau Thienel das Konzept vor: Jede und jeder kann Kleidungsstücke, Bücher oder Spielzeug aus seinem Besitz in das „Katharinenstübchen“ bringen und dafür etwas anderes von dort mitnehmen. Falls er oder sie gerade nichts findet, was dem eigenen Geschmack und der persönlichen Konfektionsgröße entspricht, wird ein Gutschein ausgestellt, der jederzeit später eingelöst werden kann.
Doch auch wer nichts zum Tauschen hat, kann natürlich im „Katharinenstübchen“ stöbern. Wird man fündig, hinterlässt man einfach eine kleine Spende, die dem persönlichen Geldbeutel angemessen wird.
Die Arbeit der „Tauschbörse“ ist nicht kommerziell. Alle Einnahmen dienen nur dazu, für die Anmietung des Ladens und die entstehenden Nebenkosten aufzukommen. Um dies sicherzustellen, wird bei jedem Transaktion ein „Tauscheuro“ erhoben.
Der Grundgedanke hinter dem „Katharinenstübchen“ ist natürlich in erster Linie, Menschen, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, eine Möglichkeit zu eröffnen, sich einzukleiden, für ihre Kinder Spielzeuge anzuschaffen oder sich Lektüre leisten zu können. Doch es geht auch darum, bewusst der Wegwerf-Mentalität unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Deshalb hat die Geschäftsidee durchaus allen Menschen etwas zu bieten.
Viele Dinge, die den Damen der „Tauschbörse“ übergeben werden, sind sogar neu und ungebraucht. Denn oft ersteht man Sachen oder bekommt sie geschenkt, die man schließlich nicht trägt.
Besonders beliebt ist das „Katharinenstübchen“ natürlich bei Eltern kleiner Kinder. So lange die Kinder rasch wachsen, ist es kaum möglich, dass sie ihre Kleidung abnutzen. Und so sind im Second-Hand-Bereich immer gute Sachen zu finden.
Der Erfolg des Ladens ließe sich auch mit anderen Produkten, etwa Hausrat, fortsetzen, doch dazu bietet das „Katharinenstübchen“ leider nicht genug Raum.

Ein Raumproblem ganz anderer Art hat der Tauschladen im Vogelsbergkreis, wie Initiatorin Sabine Fischer, von der Bewusst-Gruppe Vogelsberg, im Studiogespräch berichtet. Das ähnlich der „Tauschbörse“ funktionierende Angebot hat sein früheres Domizil aufgeben müssen und sucht derzeit dringend nach einer neuen Heimstatt. Wer hier helfen kann, sei es durch einen Tipp oder direkt durch die Bereitstellung eines Raums, der möge sich, bitte, an ExtremNews wenden. Alle Hinweise und Anregungen werden weitergegeben.

In den nächsten Ausgaben wird sich Jost oder nie! Mit Ideen und Initiativen speziell in den Bereichen „Kunst und Kreativität“ sowie „Wohltätigkeit, Spenden und Sponsoren“ befassen.

Dazu noch ein Hinweis: ExtremNews selbst unterstützt eine Veranstaltung im unterfränkischen Oberschwappach am 2. Oktober 2013 zugunsten der „Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V.“ die sich zur Aufgabe gemacht hat, betroffenen Kindern und ihren Familien beim Leben mit der Erkrankung zu helfen, ihnen Hoffnung und Lebensmut zu vermitteln. Ihr Leitspruch lautet: Die Diagnose können wir nicht ändern, aber das gesamte Umfeld positiv beeinflussen.
Mehr dazu kann man hier erfahren. Wir werden auch mit einem Team dort sein und in Jost oder nie! über das Ereignis berichten. Wer uns einmal bei der Arbeit über die Schulter sehen und gleichzeitig etwas für einen guten Zweck tun will, ist herzlich zur Teilnahme eingeladen.

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