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Bester Lehrling Österreichs kommt aus dem häuslichen Unterricht: Sechsfache Mutter unterrichtet seit Jahren ihre Kinder daheim

Archivmeldung vom 10.01.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: privat / zVg / WB / Eigenes Werk
Bild: privat / zVg / WB / Eigenes Werk

Durch den Zwang gehen viele Eltern für ihre Kinder neue Wege. Im Vergleich zu den Vorjahren häuften sich die Schulabmeldungen. Der häusliche Unterricht bringt viel Freude, aber auch Herausforderungen mit sich. Politik und Medien schrecken nicht vor Diffamierungen der Eltern zurück. Wie der Unterricht für neun Schulstufen zu Hause zufriedenstellend und erfolgreich gelingen kann, weiß die sechsfache Mutter Dietlind Ramminger. Die steirische Landwirtin unterrichtete ihre Kinder immer schon daheim. Im Wochenblick-Interview gibt sie Einblicke und Tipps.

Weiter berichtet das Magazin: "Die musikalische Großfamilie Ramminger genießt die besinnliche Zeit. In der Weihnachtszeit wird nicht gelernt, sondern gebastelt, gebacken und viel musiziert. „Jedes unserer Kinder spielt drei bis vier verschiedene Instrumente. Von Alphorn über Streichinstrumente, Harfe und Hackbrett bis hin zur Tuba haben sie in der Musikschule gelernt. Sie waren alle auch Mitglieder im Streichorchester und der Blasmusik. Aufgrund der Einschränkungen können unsere Kinder aktuell nicht mehr in die Musikschule, zum Orchester und der Blasmusik. Mit den Corona-Maßnahmen nimmt man den Jugendlichen leider wichtige Hobbys“, so die 46-jährige Mutter.

Außerhalb der Weihnachtszeit gibt es bei den Rammingers eine fixe Lernzeit. Immer vormittags von Montag bis Freitag. Für die Volksschule hat sich die Mutter ein sehr einfaches Konzept zurechtgelegt, die Lern- und Arbeitszeit analog zur Schulstufe. So unterrichtet Dietlind Ramminger ihre Tochter in der ersten Volksschulstufe täglich eine bis eineinhalb Stunden. „Für die zweite Klasse sehe ich zwei bis zweieinhalb Stunden vor und so weiter aufbauend. Ich erkläre meinen Kindern den Schulstoff und erarbeite Aufgaben mit ihnen“, erklärt die Landwirtin.

Auch in der Mittelschule

„Wichtig ist aber vor allem das selbstständige Arbeiten und Lernen. Ich sitze nicht die ganze Zeit am Tisch, bin aber immer in der Nähe und stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung.“ Von der Mittelschule bis inklusive der neunten Schulstufe seien laut Rammingers Einteilung fünf bis sechs Stunden pro Tag erforderlich, um stressfrei den Schulstoff erarbeiten zu können. Die Externisten-Prüfungen für die neunte Schulstufe sind an einer höher bildenden Schule und nicht am Polytechnikum abzulegen, wie Dietlind weiß.

Familie Ramminger setzt aber auch auf handwerkliches Arbeiten, Hauswirtschaft, Kreativität und vor allem viel Bewegung. Der Erfolg kann sich sehen lassen und gibt den Rammingers recht. Die vier großen Kinder, im Alter zwischen 23 und 18 Jahren, stehen bereits fest im Leben. Die beiden kleinen Mädchen sind zehn und sieben Jahre alt. Der häusliche Unterricht habe sie zu selbstbewussten Menschen gemacht, die für ihre Interessen und Werte einstehen, ist sich die Mutter sicher. „Es gibt kein wichtigeres soziales Gefüge als die Familie. Da lernen Kinder Rücksichtnahme und Respekt vor den Bedürfnissen anderer. Eltern dürfen sich vom Gerede anderer nicht entmutigen lassen. Wir ernteten viel Spott und Gegenwind, aber wir sind unseren Herzen gefolgt und liegen damit richtig“, will die 46-Jährige anderen Eltern Mut machen. Die Schulabmeldung erfolge von Eltern wohlüberlegt. Die Politik jedoch schicke aktuell die Schüler entgegen aller Beteuerungen immer wieder in den Lockdown – ohne Rücksicht auf Belastungen.

Überlegte Schulabmeldungen

Kindern im häuslichen Unterricht fehle es sicher nicht an sozialer Kompetenz. Lernen von und mit den Geschwistern sei für ihre Kinder ein außerordentliches Privileg, weiß Dietlind. Ihre eigene Schulzeit war geprägt von Hänseleien, wie sie erzählt: „Ich wurde in Südafrika geboren und sprach hochdeutsch. Das war etwas Außergewöhnliches zur damaligen Zeit in unserer kleinen steirischen Gemeinde. Ich fühlte mich wirklich unwohl. Deshalb habe ich mir für unsere große Tochter eine schöne Schulzeit gewünscht. Ich motivierte sie immer wieder hinzugehen. Doch bereits nach kurzer Zeit traten Probleme auf. Für die Lehrerin war es ein großes Problem, dass sie schon lesen und rechnen konnte. Nach einigen Wochen kamen blaue Flecken durch andere Mitschüler hinzu. Sie war die Kleinste der Klasse, wehrte sich aber dennoch.“ Zurechtgewiesen habe man in der Schule nur das kleine Mädchen. So kam es zur Essensverweigerung. Die Mutter sah dringenden Handlungsbedarf. Sie schildert: „Ein Gespräch mit Schulpsychologin öffnete mir damals die Augen. Sie motivierte mich zum häuslichen Unterricht. Ihr bin ich bis heute dankbar für dieses offene Gespräch.“

Erfolgreich in Lehre und Schule

Dass der Schritt für die große Tochter der Eheleute Ramminger richtig war, zeigt ihr Werdegang. Sie hat mit ihren gerade einmal 23 Jahren bereits eine abgeschlossene Ausbildung zur Schneiderin. „Sie ist Damen- und Herrenkleidermacherin und Bekleidungsgestalterin für Theaterbekleidung. Die Meisterschule in Wien musste sie nun aufgrund der Regierungsmaßnahmen, dem Test- und Impfzwang, leider aufgeben“, schildert Dietlind R. „Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie war im Sommer als Sennerin in den Schweizer Bergen, was sie total begeistert hat. Nun hat sie ein Job-Angebot als Käserin.“ Der Weg des 22-jährigen Bruders kann sich ebenso sehen lassen. Während der gesamten Lehrzeit als Tischlereitechniker war er der beste Lehrling Österreichs. Von seinem Chef wurde er mit seinen 22 Jahren kürzlich zum Werkstätten-Leiter ernannt. „Bei den Berufsstaatsmeisterschaften konnte er leider nicht antreten. Wegen der Corona-Maßnahmen wurde der Bewerb eine Woche vor dem Termin abgesagt“, weiß die 46-Jährige von den Einschränkungen der Jugend.

Diese bekomme auch das dritte Kind der Familie zu spüren. Die 19-jährige Tochter sei mit Leib und Seele in der Ausbildung zur Töpferin. Der Betrieb werde demnächst geschlossen, weshalb die Jugendliche nun um ihren Lehrplatz bangt. In der Ausbildung zum Automaschinen- und Landmaschinentechniker fand der zweite Sohn von Familie Ramminger seine Freude. Der 18-Jährige befindet sich gerade erfolgreich in der Lehrzeit. Als Frühgeburt hatte er einen schwierigen Start ins Leben. Zu Schulbeginn fehlte ihm die nötige Schulreife, weshalb er mit der Vorschule seine Schullaufbahn startete. Dadurch hatte der heute 18-Jährige bereits nach der vierten Klasse Mittelschule seine neun Schuljahre beisammen und konnte seine Lehre starten. Auch den beiden kleineren Ramminger-Mädchen stehen alle Türen offen. Familie Ramminger ist der beste Beweis dafür, dass das Wissen und Können von Kindern im häuslichen Unterricht dem Unterricht an einer Schule gleichwertig ist – wenn nicht sogar höherwertig."

Quelle: Wochenblick

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