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Alltagsmobilität: Todesrisiko im Pkw 75-mal so hoch wie im Zug

Archivmeldung vom 18.01.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: "obs/ACV Automobil-Club Verkehr"
Bild: "obs/ACV Automobil-Club Verkehr"

Im aktuellen Verkehrsträgervergleich von Allianz pro Schiene und Automobil-Club Verkehr (ACV) behauptet die Eisenbahn in Deutschland souverän ihren Spitzenplatz als sicherstes Verkehrsmittel.

Danach war im deutschen Zehnjahresschnitt von 2006 bis 2015 das Todesrisiko für Insassen eines Pkw 75-mal höher als für Bahnreisende. Beim Verletzungsrisiko fällt der Abstand noch größer aus: Bezogen auf die Personenkilometer ist die Wahrscheinlichkeit zu verunglücken bei jeder Autofahrt gut 127-mal höher als bei einer Bahnfahrt.

Während der Bus in puncto Sicherheit ebenfalls klar vor dem Pkw liegt, hat sich der Abstand zwischen Bus und Bahn weiter vergrößert: Das Todesrisiko für Busreisende ist im Vergleich zur Bahn inzwischen gut sechsmal höher, das Verletzungsrisiko im Bus liegt 41-mal über dem der Bahn.

"Für die Alltagsmobilität ist die Eisenbahn das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel", sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem ACV am Dienstag in Berlin.

EU-Vergleich: Bahnen in Deutschland besser als europäischer Durchschnitt

Auch im EU-Vergleich sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Nirgendwo in Europa ist Autofahren sicherer als Bahnfahren.

Deutschland liegt bei der Verkehrssicherheit sowohl bei der Eisenbahn als auch beim Autoverkehr auf den guten vorderen Plätzen. Im mehrjährigen EU-Durchschnitt von 2005 bis 2014 starben 3,4 Pkw-Insassen pro Milliarde Personenkilometer, in Deutschland waren es 2,4 getötete Autofahrer.

Demgegenüber standen europaweit 0,14 getötete Bahnreisende. Mit 0,03 Toten war die Eisenbahn in Deutschland im Schnitt von 2005 bis 2014 deutlich besser als der europäische Durchschnitt. "In allen europäischen Ländern ist Bahnfahren sicherer als Autofahren", sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. Am gefährlichsten leben Autofahrer im Osten Europas: in Rumänien (durchschnittlich 13,2 Tote), Lettland (9,7) oder Polen (9,3) sind pro Milliarde Personenkilometer die meisten Todesopfer unter den Autoinsassen zu beklagen.

"Die Vision Zero in der Verkehrssicherheit ist überhaupt nur zu erreichen, wenn die Politik dieses Ziel verkehrsträgerübergreifend denkt", sagte Flege. "Insgesamt muss man sagen: Verkehr ist desto sicherer, je höher der Anteil der Eisenbahn ist."

Straßenverkehrsopfer: Kein Grund zum Feiern

Horst Metzler, Geschäftsführer des ACV rechnete vor, dass die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr insgesamt - nach zwei Jahren des Anstiegs - im Jahr 2016 erstmals wieder gesunken sei. "Geschätzte 3.300 Todesopfer 2016 in Deutschland, eine steigende Zahl von Schwerverletzten und rund 26.100 Tote in Europa im Jahr 2015 sind kein Grund, sich über historische Tiefstände zu freuen", sagte Metzler.

"Der europaweite Straßenverkehr löscht Jahr für Jahr eine Kleinstadt aus." Das selbstgesetzte Ziel der Bundesregierung, bis 2020 ein Minus von 40 Prozent bei der Zahl der Verkehrstoten zu erreichen "liegt zur Zeit Lichtjahre außerhalb unserer Reichweite", sagte Metzler mit Verweis auf den aktuellen Bundesländerindex Mobilität und Umwelt. "Nur eins von 16 Bundesländern bewegt sich bei den Opferzahlen aktuell im Zielkorridor. Wir müssen im Straßenverkehr zusätzliche Anstrengungen unternehmen, damit die Vision Zero nicht an Glaubwürdigkeit verliert."

Wachsende Zahl an Lkw hintertreibt Sicherheitsbemühen

Die Verbände waren sich einig, dass die wachsende Zahl von Lastwagen aus Deutschlands Straßen die Bemühungen um mehr Sicherheit im Verkehr hintertreibe. Der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer rechnete vor, dass bei Gefahrgutransporten die Güterbahn im direkten Vergleich mit dem Lkw 42-mal sicherer sei.

Dennoch setze die Politik auf immer mehr Lkw-Verkehr. Auch der ACV bemängelte, dass bei den Weichenstellungen im Güterverkehr die Sicherheit der Autofahrer schön gerechnet wird: "Schon jetzt ist an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt", sagte Metzler.

"Gigaliner werden den Lkw-Verkehr nicht reduzieren, und sie führen sogar zu neuen Sicherheitsrisiken, etwa beim Überholen", gab Metzler zu bedenken. "Durch die Regelzulassung für Riesen-Lkw, die seit dem 1. Januar durch ganz Deutschland fahren dürfen, rechnen Experten mit täglich 7000 weiteren Lkw-Fahrten pro Tag", sagte Metzler. "Mehr Lkw in Deutschland, das ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch eine schlechte Nachricht für uns Autofahrer."

Abschlussbericht zeigt zusätzliche Risiken durch Riesen-Lkw auf Aus dem offiziellen Abschlussbericht der Bundesbehörde im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums nannte Metzler weitere infrastrukturelle Probleme und Sicherheitsrisiken, die speziell der Riesen-Lkw für den Straßenverkehr bedeute:

- Die Brandlast in Tunneln erhöht sich - Nothaltebuchten in Tunneln sind zu kurz - Geeignete Parkplätze auf Rastplätzen fehlen - Fußgänger und Radfahrer sind gefährdet - Überholvorgänge auf Landstraßen müssen weiter untersucht werden

"Bei solchen Bedenken, die im Abschlussbericht explizit formuliert werden, verstehen wir als Autoclub nicht, warum eine Regelzulassung ohne weitere Sicherheitsdiskussion durchgewinkt worden ist."

Der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer wies darauf hin, dass der Abschlussbericht das Thema "Bahnübergänge und Riesen-Lkw" ganz ausgeklammert habe. Hier seien umfangreiche Umbauten erforderlich, damit die längeren Fahrzeuge Schrankenanlagen gefahrlos überqueren könnten. "Wer Verkehrssicherheit ernst nimmt, muss beim Riesen-Lkw Diskussionsbedarf anmelden."

Quelle: ACV Automobil-Club Verkehr (ots)

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