Flüchtlinge beantragen häufiger Staatsbürgerschaft als Zugewanderte
Archivmeldung vom 26.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićWer in den vergangenen Jahren als Geflüchteter nach Deutschland kam, beantragte häufiger die deutsche Staatsbürgerschaft als Zugewanderte aus Nichtkriegsländern. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf eine Anfrage in den neun Städten mit dem größten Migrationsanteil.
Demnach lassen sich Zuwanderer aus Syrien oder dem Irak häufiger
einbürgern als beispielsweise Menschen aus der Türkei. In Berlin
beantragten im vergangenen Jahr 2.468 Syrer die deutsche
Staatsbürgerschaft, aber nur 618 Türken. Dabei bilden Bürger türkischer
Herkunft in Berlin mit 116.610 Einwohnern die größte Ausländergruppe.
In
München ließen sich im vergangenen Jahr 725 Iraker einbürgern, gefolgt
von 480 Syrern. Dabei bilden sowohl Iraker (9.624 Einwohner) als auch
Syrer (4.454) vergleichsweise kleine Ausländergruppen in der bayerischen
Landeshauptstadt. In Düsseldorf stellten Syrer die meisten Anträge, wie
die dortige Einbürgerungsbehörde dem "Focus" mitteilte. In Stuttgart
ließen sich im vergangenen Jahr 507 syrische Staatsangehörige
einbürgern, mehr als dreimal so viel wie türkische Staatsbürger.
Die
Integrationsexpertin Emina Saric führt das starke
Einbürgerungsinteresse auf eine hohe Integrationsbereitschaft zurück.
"Viele Kriegsflüchtlinge wissen, dass sie nicht so schnell in ihre
Heimat zurückkehren werden", erklärte sie dem "Focus". "Sie sind daher
motivierter, sich zu integrieren, weil sie im Ankunftsland bleiben
wollen." Andere Ausländer wie Türken hätten hingegen noch eine Heimat,
in die sie zurückkehren könnten.
Der Erste Parlamentarische
Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, sieht insbesondere
den Doppelpass skeptisch. Er kritisiert: "Der Einbürgerung muss ein
zweifelsfreies Bekenntnis zu Deutschland vorangehen. Mit der Einführung
der regelhaften doppelten Staatsbürgerschaft auch für nicht EU-Ausländer
weichen wir dieses Erfordernis auf." Der CDU-Politiker kündigte an, im
Falle einer Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl 2025 die
Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft abzuschaffen sowie die
Einbürgerungsfristen wieder zu verlängern.
Quelle: dts Nachrichtenagentur