Weit über 400.000 Menschen ertrinken pro Jahr
Archivmeldung vom 05.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜber 300 Wissenschaftler und Fachleute aus 53 Nationen haben am vergangenen Wochenende in der Hafenstadt Porto über Ursachen des Ertrinkens und Lösungswege beraten. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) als weltgrößte Wasserrettungsorganisation war mit sieben Referenten unter Leitung des DLRG-Präsidenten und Vizepräsidenten des Kongressveranstalters, der International Lifesaving Federation (ILS), Dr. Klaus Wilkens, vertreten.
Nach Angaben der World Health Organisation (WHO) der Vereinten
Nationen sind im Jahr 2002 in der Welt knapp 400.000 Menschen
ertrunken. Dazu DLRG-Generalsekretär Ludger Schulte-Hülsmann: "Die
realen Zahlen liegen noch deutlich darüber, denn in der Statistik
sind Opfer von Flutkatastrophen und Schiffsunglücken sowie Suizide
nicht enthalten. Die Welt steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Die
Unfallursache Nummer zwei in der Welt ist durch Alleingänge nicht zu
lösen. Dazu brauchen wir eine breite und beständige Allianz aller
großen Organisationen und Partner. Es ist erfreulich, dass an dem
Kongress erstmalig auch Fachleute anderer großer Weltorganisationen
aus den Bereichen der Unfallprävention, Notfallmedizin und
Kindersicherheit teilgenommen haben. Die World Water Safety
Conference in Porto war deshalb ein wichtiger Schritt zu mehr
Sicherheit im und am Wasser."
Der Kongress hat deutlich gemacht, wie unterschiedlich die
Umstände des Ertrinkens in der Welt sind. Während in den Ländern mit
geringem und mittlerem Bruttoinlandsprodukt Ertrinken zu einem hohen
Prozentsatz ein Alltagsereignis ist, ist Ertrinken in den
wohlhabenden Staaten überwiegend auf Freizeitaktivitäten im und am
Wasser zurückzuführen. In Asien findet Ertrinken zu 98% als
Alltagsunfall statt, beispielsweise bei der Arbeit, auf dem Weg zur
Arbeit oder Schule. Nur zwei Prozent sind Freizeitunfälle.
Weitere Unterschiede zwischen Armen und reichen Ländern zeigen
sich in der Alters- und Geschlechterverteilung: In den weniger
entwickelten Staaten liegt der Anteil des Kinderertrinkens bei bis zu
zwei Dritteln und auch der Anteil der Frauen liegt deutlich über dem
europäischer Nationen, Nordamerikas oder Australiens. "Vor allem
nicht entwickelte Länder haben mit dem Ertrinken ein großes Problem.
Hinzu kommt, dass viele tödliche Unfälle im häuslichen Umfeld
stattfinden und von den zuständigen Stellen gar nicht erfasst werden.
Die Datenlage ist oft sehr dürftig", so die Einschätzung des
Generalsekretärs der DLRG.
Einig waren sich die teilnehmenden Nationen, dass sich vorbeugende Konzepte zur Bekämpfung des Ertrinkungstodes an den jeweiligen regionalen Bedingungen orientieren müssen, um wirksam zu sein. Hier wurden bemerkenswerte Projekte, zum Beispiel aus Bangladesh vorgestellt. Die ILS als Veranstalter der World Water Safety Conference hat sich zudem das Ziel gesetzt, einmal pro Legislaturperiode einen ausführlichen Weltbericht über das Ertrinken zu erarbeiten, der auch detaillierte Ergebnisse über die Betroffenheit, unterteilt nach Geschlecht, Alter und anderen Parametern sowie qualifizierte Ursachenanalysen enthält. Zudem soll auf der Basis weltweit gleicher statistischer Untersuchungskriterien die Vergleichbarkeit sichergestellt werden.
Quelle: Pressemitteilung DLRG