Schützender Zebrastreifen häufig Unglücksfalle für Fußgänger
Archivmeldung vom 28.03.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast jeder fünfte Fußgängerunfall mit Personenschaden, der innerhalb geschlossener Ortschaften geschieht, passiert an einem Fußgängerüberweg. Darauf macht der ACE Auto Club Europa nach Auswertung von Zahlen des Statistischen Bundesamtes aufmerksam. Obwohl der Bußgeldkatalog mit einer Strafe von 80 Euro und 4 Punkten in Flensburg droht, wenn nicht mit mäßiger Geschwindigkeit an eine extra markierte Fahrbahnquerung für Fußgänger herangefahren beziehungsweise angehalten wird, verunglückten dort im Jahr 2010 5.100 Fußgänger. Eigentlich sollten Zebrastreifen für Fußgänger einen besonderen Schutz bieten.
In einer am Montag in Stuttgart veröffentlichten Studie zum Thema Fußgängerunfälle kommt der ACE außerdem zu dem Ergebnis, dass die Rücksichtnahme gegenüber Fußgängern regional unterschiedlich ausgeprägt ist. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Fußgängerunfälle allerdings überdurchschnittlich stark gefallen.
Insgesamt mehr als 30.000 Fußgänger verunglückten 2010 im Straßenverkehr, 95 Prozent von ihnen erlitten in geschlossenen Ortschaften einen Schaden. Besonders gefährdet sind junge Menschen und Senioren. In 59 Prozent der Fälle wurde der Unfall durch einen anderen Verkehrsteilnehmer ausgelöst. Bei zwei Dritteln aller Fußgängerunfälle handelte es sich um Kollisionen mit Personenwagen, auf Rang zwei folgen allerdings schon Unfälle mit Fahrradfahrern. Rad- und Fußgängerverkehr nehmen bei sonnigem Wetter und warmen Temperaturen zu, deshalb befürchtet der ACE im Frühjahr und Sommer eine Zunahme von Unfällen in diesem Bereich.
Der Club weist auch darauf hin, dass die gefahrene Geschwindigkeit eines Fahrzeugs einen maßgeblichen Anteil an der Verletzungsschwere hat. “Nur jeder 20. Fußgängerunfall geschieht außerhalb geschlossener Ortschaften.
Doch 29 Prozent aller getöteten Fußgänger kamen auf freier Strecke zu Tode.” sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. “Wer sein Tempo nicht anpasst gefährdet Menschenleben”.
Insgesamt ist die Anzahl der Fußgängerunfälle zwischen 1991 und 2010 von 50.163 auf 32.145 zurückgegangen, was einer Reduzierung von 36 Prozent entspricht. Damit ist im Vergleich zum allgemeinen Unfallgeschehen (minus 25 Prozent) ein deutlich stärkerer Rückgang der Unfallzahlen zu verzeichnen. Der Anteil der unfallverursachenden Fußgänger sank im gleichen Zeitraum um mehr als 56 Prozent.
Besonders gefährdet sind Fußgänger nach Angaben des ACE in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Die Quote der Fahrzeugführer, die durch eigenes Fehlverhalten einen Fußgängerunfall verursachen, liegt in Berlin mehr als doppelt so hoch wie im bundesweiten Durchschnitt. Am sichersten leben Fußgänger in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
Auch die Berliner Fußgänger zeichnen sich durch eine äußerst hohe Fehlverhaltensquote aus. Während hier 409 Fehlverhalten pro 1 Mio. Einwohner aufgenommen wurden kam Thüringen auf eine Quote von 95 pro 1 Mio. Einwohner.
Häufigster Fehler der Fußgänger ist das Überschreiten der Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu achten, gefolgt vom plötzlichen Hervortreten hinter einem Hindernis. Falsche Fahrbahnüberschreitung an Ampeln – in der Regel also Rotlichtverstöße an Fußgängerampeln – wird als dritthäufigste Ursache für die von Fußgängern verursachten Unfälle angesehen. Alkoholeinfluss macht nur 6,3 Prozent der Unfälle mit Personenschaden aus, bei den Unfällen mit Getöteten hat Alkohol jedoch einen Anteil von 15,4 Prozent.
In Anbetracht der Unfallzahlen fordert der ACE zu gegenseitiger Rücksicht auf und warnt vor Rivalität, die im Straßenverkehr nichts verloren habe. “Fußgänger sind wir doch alle und Autofahrer fast alle”, sagt ACE-Mann Hillgärtner.
Quelle: ACE Auto Club Europa