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Marihuana: Legalisierung oder Kommerzialisierung?

Archivmeldung vom 20.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: splifr/flickr/com - Stimme Russlands
Bild: splifr/flickr/com - Stimme Russlands

In Tschechien wurde das Marihuana legalisiert. Doch wird sein schwerer Geruch nicht über dem tschechischen Talkessel schweben. Die Gesetzgeber haben erlaubt, den Hanf ausschließlich zu Heilzwecken zu verwenden. Experten sehen darin das Business.Irschi Just beschäftigte sich, bei Radio "Stimme Russlands", in einem ausführlichen Beitrag mit dem Thema.

In seinem Bericht heißt es: "Ab dem 1. April ist in der Tschechischen Republik ein Gesetzentwurf in Kraft getreten, wonach es erlaubt ist, zu Hilfe von Marihuana als schmerzlinderndem Mittel zu greifen. Der Hanf könnte das Los von Kranken erleichtern, die an Krebs, Parkinsonschen Krankheit, multipler Sklerose, Psoriasis oder an atypischer Dermatitis leiden.

Doch es gibt ein „Aber“. Es wird den Kranken wohl kaum gelingen, so zu verfahren, wie es in einem Lied der legendären Gruppe „Sprungseil“ heißt, nämlich „im April ein grünes Blatt zu säen“. Das Marihuana kann man sich ausschließlich in einer Apotheke besorgen und auch das nur auf Grund eines elektronischen Rezeptes des behandelnden Arztes. Die interne „Produktion“ wird nach wie vor gesetzlich geahndet. Selbst die Kranken dürfen eine Lizenz auf die Zucht von Heilhanf für den Eigenbedarf nicht beantragen.

„Der Staat hat das Schwarzmarktsegment weiß gefärbt und den Handel mit dem Heilhanf legalisiert, wobei die repressive Politik beibehalten wurde, die es kranken Menschen nicht gestattet, Hanf für den Eigenbedarf zu züchten und zu besitzen. Ich halte den Sachverhalt, bei dem die Patienten durch das Gesetz gezwungen werden, den teueren Hanf nur in den Apotheken zu kaufen, nicht für einen Weg zur Legalisierung von Marihuana“,kritisiert Robert Veverka, Vorsitzender der Bürgervereinigung Legalizace.cz und Veranstalter des tschechischen Marsches für die Legalisierung von Marihuana, Million Marihuana March.

Wie Herr Veverka in einem Interview mit der STIMME RUSSLANDS mitteilte, es sei wunderbar, dass die Tschechische Republik auf der Ebene des Rechtes und der Gesetzgebung den Hanf als ein Heilmittel anerkannt habe. Doch habe diese partielle Legalisierung auch ihre negativen Aspekte:

„Die Anerkennung des Marihuanas als Arzneimittel auf der Ebene des Gesetzes verwandelt eine gewöhnliche Pflanze de facto in ein Arzneimittel, das nach Auffassung von Fachleuten unter einem besonderen Regime gezüchtet werden soll, während nur die Firmen, die im Besitz von staatlichen Zertifikaten sind, den Hanf züchten oder aus dem Ausland einführen dürfen.“

Nach seiner Meinung schaffe der Gesetzentwurf auch ein weites Spielfeld für die Korruption. Sie entstehe eben deshalb, weil der Staat eine beschränkte Anzahl von Lizenzen für die Einfuhr und die Züchtung von Heilhanf erteilen werde:

„Die Legalisierung von Heilhanf legalisiert in Wirklichkeit den Handel mit dem Hanf für ein paar Firmen, die vom Staat zertifiziert worden sind.“

Ja mehr noch, das so genannte „Startzeichen“ für die Legalisierung sei verfrüht gegeben worden. Der Hanf werde in tschechischen Apotheken im Sommer auftauchen. Und zwar werde es ausschließlich Importhanf sein. Eine Ausschreibung für die Anwärter auf die Hanfzucht in Tschechien plane das Staatliche Institut für Kontrolle über die Heilpräparate erst im April 2014 bekannt zu geben.

„Seit dem Zeitpunkt, da es erlaubt wurde, die Lieferung von Heilhanf aus den Niederlanden zu beantragen, hat sich noch niemand mit einem solchen Antrag gewandt. Ich denke, dass solange der Wert von Hanf voll oder zum Teil nicht aus den Fonds für medizinische Versicherung ersetzt werden wird, die Firmen kein Interesse für den Hanfexport bekunden werden“, bemerkt der Experte skeptisch.

Das wichtigste Problem des Marihuanas bestehe in seinem Preis. Nach seiner Auffassung könnte er sich in den Grenzen seines jetzigen Einzelhandel- Schwarzmarktpreises schwanken: „Aber die meisten Patienten würden keinerlei Interesse für einen solchen Hanf zeigen, denn sie haben dafür schlicht und einfach kein Geld. Das gilt vor allen Dingen für diejenigen, die in Anbetracht ihres Gesundheitszustandes täglich mehrere Gramm benötigen. Die monatliche Hanfkur würde die Höhe ihrer Rente übersteigen.“

Er schließt es jedoch nicht aus, dass sich auch Patienten finden würden, die bereit sind, auch den teueren Hanf zu kaufen. Doch ihre Zahl würde zunächst gering sein, und es dürfte für die Exporteure von Marihuana uneffizient sein, es aus dem Ausland einzuführen.

Laut einer Befragung, die von der Agentur Ipsos für ein Informationszentrum vorgenommen worden ist, billigt fast das gesamte Tschechien, 97 Prozent der Befragten, die Verwendung von Hanf zu Heilzwecken. Mehr als die Hälfte von ihnen ist auch mit einer Legalisierung von Marihuana zu „Relaxationszwecken“ einverstanden.

Robert Veverka macht auch darauf aufmerksam: „Die Haltung der breiten Öffentlichkeit zum Hanf ist eher positiv als neutral. Und wenn die Tschechische Republik ein Gesetz über die Durchführung einer die ganze Republik betreffenden Volksbefragung hätte, so würde am ehesten eine Entkriminalisierung oder eine Legalisierung von Hanf passieren.

Die Politiker und die Fachleute auf dem Gebiet der Rauschgifte sind an der Durchsetzung einer effizienten und gerechten Politik nicht interessiert, die die Rechte eines erwachsenen Menschen achten und ihm die Möglichkeit dafür bieten würde, Hanf zu züchten und über eine gewisse Hanfmenge für den persönlichen Gebrauch zu verfügen. Die Politiker berufen sich auf die internationalen Vereinbarungen hinsichtlich der Raschgiftmittel. In Wirklichkeit wollen sie am ehesten schlicht und einfach nicht, eine liberalere Politik einzuführen. Mir scheint, dass sie davor Angst haben mit etwas Widerspruchsvollem wie der Hanf aufzutreten. Sie verfügen noch nicht über die ausreichenden Informationen, die den Hanf betreffen, sie gehen von den feststehenden Mythen darüber aus und dämonisieren den Hanf. Auch sind sie dem kommerziellen Druck ausgesetzt“, sagte abschließend der Vorsitzende der Bürgervereinigung Legalizace.cz."

Quelle: Text Irschi Just - „Stimme Russlands"

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