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Umweltschutz vs. Wohnungskrise - Experte verrät, wie die Richtlinien das Bauen wirklich beeinträchtigen

Archivmeldung vom 10.08.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Dr. Peter Burnickl
Dr. Peter Burnickl

Bildrechte: Pro Bauherr GmbH Fotograf: Pro Bauherr GmbH

Die Wohnungskrise und die Notwendigkeit, ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten, stehen oft im Konflikt miteinander, insbesondere unter den aktuellen ESG (Environmental, Social, Governance) und CO2-Reduktionszielen. Die Einhaltung dieser Umweltstandards ist für den Klimaschutz wichtig, stellt jedoch das Bauwesen vor erhebliche Herausforderungen.

"Die Einführung dieser Standards und Vorschriften ist entscheidend, um Nachhaltigkeit zu fördern, beeinflusst jedoch die Schnelligkeit und Kosten des Wohnungsbaus massiv", sagt Peter Burnickl. "Wir müssen Wege finden, diese Vorgaben so zu implementieren, dass sie die Bauindustrie nicht lähmen, sondern vielmehr unterstützen."

Dr. Burnickl verfügt durch seine langjährige Erfahrung im Ingenieurwesen und in der Projektentwicklung über tiefe Einblicke in die Branche und verrät in diesem Beitrag, wie die Richtlinien das Bauwesen beeinträchtigen können.

Nachhaltigkeit bedeutet "Enkelfähigkeit"

Themen wie Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, and Governance) dominieren bereits seit geraumer Zeit den öffentlichen Diskurs. Doch in der Praxis findet häufig Greenwashing statt. Ein treffender Begriff, der den Sinn solcher Schlagworte erfasst, könnte daher auch "Enkelfähigkeit" lauten. Denn für die allgemeine Akzeptanz ist es entscheidend, die Sinnhaftigkeit und Umweltverträglichkeit von Bauvorhaben kritisch zu hinterfragen, insbesondere da die Betonindustrie erheblich zum CO2-Ausstoß beiträgt. Gebäude werden typischerweise für eine Lebensdauer von 100 Jahren oder mehr konzipiert, was eine immense Verantwortung mit sich bringt.

Ein vielversprechender Ansatz in diesem Zusammenhang sind die sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzipien (C2C), die bereits in der Bauphase die spätere umweltgerechte Entsorgung des Gebäudes berücksichtigen. In Deutschland führen jedoch die strengen Anforderungen an Niedrig- und Passivenergiehäuser sowie Plus-Energiehäuser zu einem erhöhten Bedarf an Dämmungen, Isolierungen und Anlagentechnik. Daraus resultiert ein erheblicher Flächenbedarf für Technikräume in den Untergeschossen oder auf Dächern, wodurch eine Verschwendung von Ressourcen entsteht. Zudem hält diese Technik oft weniger als 30 Jahre, während die Lebensdauer der Elektronik in der Gebäudeautomation noch kürzer ist.

Warum technische Innovationen zu neuen Problemen führen

Die Komplexität dieser Anlagentechnik gestaltet die Bedienung und Wartung schwierig, sodass Facility-Manager und Gebäudedienstleister oft überfordert sind. Dies führt dazu, dass die Anlagen nicht optimal betrieben werden und somit nicht die wirtschaftliche und umweltfreundliche Effizienz erreichen, die möglich wäre. Zudem bewirken hochenergetisch gedämmte Gebäude, insbesondere durch Wärmedämmverbundsysteme und große Glasflächen, oft das Gegenteil der erwünschten Einsparungen. Denn solare Wärmegewinne führen angesichts des Klimawandels und steigender Temperaturen zur Notwendigkeit aktiver Kühlungen, etwa durch Heizkühldecken, temperierte Fußbodenheizungen oder Klimageräte.

Diese Herausforderungen waren bei älteren Gebäuden mit dicken Mauern und weniger Glasflächen nicht gegeben. Es ist daher ratsam, Normen und anerkannte Regeln der Technik so großzügig wie möglich zu interpretieren und gegebenenfalls durch rechtssichere Normenabweichungen unkonventionelle Lösungen zu verfolgen. Ein pragmatischer Ansatz bei der Projektrealisierung kann durch die Einbindung von Experten erreicht werden. Nachhaltigkeit im Bauwesen bedeutet nämlich auch, unnötige Komponenten erst gar nicht zu verbauen.

Nachhaltigkeitskriterien dürfen nicht dazu führen, dass weniger gebaut wird

Angesichts der extremen Wohnungsnot in Deutschland ist es außerdem unerlässlich, die Geschwindigkeit von Bauprojekten zu erhöhen. Die Schaffung von Baurecht durch Bebauungspläne und Genehmigungsprozesse zieht sich oft über Jahre hin, was zu einem erheblichen Verlust an Potenzial, Wertschöpfung und Wohnraum führt. Eine Beschleunigung dieser Prozesse ist dringend erforderlich, damit der Bedarf an Wohnraum gedeckt werden kann. Modulares Bauen und serielle Sanierungen können dazu beitragen, die Baugeschwindigkeit zu steigern, wobei stets der Fokus auf Nachhaltigkeit und minimalen Ressourceneinsatz zu richten ist.

Die Herausforderung besteht darin, nachhaltige und langfristig sinnvolle Bauweisen zu fördern, die gleichzeitig die Anforderungen an Energieeffizienz und Klimaschutz erfüllen. Gegebenenfalls sollten rechtssichere Normabweichungen genutzt werden, um unkonventionelle Wege zu beschreiten. Falls alle Normen, Vorschriften und Richtlinien eingehalten werden müssen, sollte ein Experte ins Projekt eingebunden werden, der die Anforderungen pragmatisch auslegen kann. Grundsätzlich gilt: Die nachhaltigste Bauweise besteht darin, überflüssige Komponenten gar nicht erst zu verbauen. Eine Rückbesinnung auf traditionelle Prinzipien könnte helfen, die negativen Effekte großer Glasflächen und hoher Dämmstandards zu vermeiden.

Quelle: Pro Bauherr GmbH (ots)

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