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Schuss ins eigene Knie: Deutsch­land erstickt am eigenen Sanktionsregime

Archivmeldung vom 22.06.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Unser Mitteleuropa / Eigenes Werk
Bild: Unser Mitteleuropa / Eigenes Werk

Seit acht Jahren versucht der Westen mit immer neuen Sank­tionen die Regie­rung in Moskau zu stürzen. Russ­land hat diese Zeit genutzt, die Abhän­gig­keit vom Westen weit­ge­hend zu redu­zieren. So sind wir jetzt in einer Situa­tion ange­kommen, wo die Sank­tionen gegen Russ­land den Westen selbst zerstören. Dies berichtet Peter Haisenko im Magazin "Unser Mitteleuropa".

Weiter berichtet Haisenko: "Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, sagt ein altes Sprich­wort. Genau da sind wir jetzt ange­kommen und der Westen muss jetzt Wege finden, sein eigenes Sank­ti­ons­re­gime zu umgehen. Wegen der Sank­tionen fehlt es jetzt an elemen­taren Ersatz­teilen für den Trans­port von russi­schem Gas durch Nord Stream 1 nach Deutsch­land. Die Kompressor-Turbinen, die Siemens an Gasprom gelie­fert hat und die für den Gastrans­port nach Deutsch­land nicht ersetzt werden können, brau­chen zykli­sche Wartung. Die wird von Siemens-Kanada durch­ge­führt und da liegt jetzt das Problem. Die von Kanada gegen Russ­land verhängten Sank­tionen verbieten die Auslie­fe­rung der über­holten Turbinen nach Russland.

Obwohl diese Umstände reif­lich bekannt sind, entblödet sich der Westen nicht und spricht davon, Putin würde die Gaslie­fe­rungen als Waffe einsetzen. Als Kiew vor einigen Wochen den Durch­fluss von Gas durch die Ukraine redu­ziert hatte, gab es keine ähnli­chen Vorwürfe an Selenskij. Dabei hat sich jetzt heraus­ge­stellt, dass die Dros­se­lung des Gastran­sits durch Kiew will­kür­lich erfolgt ist, also ohne tech­ni­sche Notwen­dig­keit. Der Beweis dafür wird sichtbar, weil Kiew jetzt ange­boten hat, den Durch­fluss Rich­tung Westen wieder zu erhöhen. Die Wahr­heit ist also, Kiew verwendet den Gastrans­port als Druck­mittel, Russ­land nicht. Russ­land kann das Gas nicht rüber pumpen, solange der Westen die dafür notwen­digen Turbinen zurück­hält. Hier wird deut­lich, wie sehr sich der Westen selbst schadet, mit seinen irrsin­nigen Sank­tionen gegen Russ­land. Nein, nicht der gesamte Westen, vornehm­lich Europa. Die USA selbst, die der Treiber der Sank­tionen sind, halten sich nur an ihre Sank­tionen, solange sie ihnen nicht selbst schaden.

Nord Stream 2 könnte sofort den Betrieb aufnehmen

Wegen der redu­zierten Gaslie­fe­rungen durch Nord Stream 1 schrillen in Europa alle Alarm­glo­cken. Die Gasspei­cher können nicht mehr aufge­füllt werden, als Vorrat für den Winter. Damit sind alle groß­spu­rigen Verspre­chen, die unser Wirt­schafts­spe­zia­list Habeck für eine gesi­cherte Gasver­sor­gung im kommenden Winter gegeben hat, reine Maku­latur. Die Lage ist prekär. Und nein, nicht wegen Putin, sondern wegen der eigenen Sank­tionen. Russ­land hat sich immer an alle (Liefer-)Verträge gehalten, aber wenn der Westen seinen Teil der Verträge nicht einhält, dann kann Russ­land bei bestem Willen seinen Teil auch nicht einhalten.

Mit den Sank­tionen gegen Russ­land sollte die Regie­rung in Moskau gestürzt werden. Das könnte jetzt gelingen, denn es könnte sein, dass sich die gesamte Führungs­riege der russi­schen Regie­rung totlacht. Der Zustand ist nämlich, dass der Westen selbst jetzt verzwei­felt nach Wegen sucht, seine eigenen Sank­tionen zu umgehen. Gelingt das nicht, wird der nächste Winter ein ziem­lich kalter werden. Für Deutsch­land und Europa, nicht für Russ­land. Aber es wird noch „besser“, ja gera­dezu lustig, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. So kam jetzt aus Moskau die Nach­richt, dass Nord Stream 2 einsatz­be­reit zur Verfü­gung steht. Jeder­zeit kann der Gastrans­port durch dieses zweite Rohr aufge­nommen werden. Die tech­ni­schen Voraus­set­zungen sind gegeben. Das Rohr ist mit Gas befüllt und unter Druck. Man müsste nur die Hähne aufdrehen und schon fließt der wärmende Stoff in unsere Heizungen. Das darf aber nicht sein, weil die USA es verboten haben. Ach ja, es ist ja Putin, der Gas als Waffe einsetzt.

Die einzige Hürde für die Aufnahme der Gaslie­fe­rungen durch das zweite Rohr ist die noch ausste­hende Zerti­fi­zie­rung für den Betrieb. Die aber wird seit Jahren torpe­diert und mit der Ukraine-Opera­tion wurde stolz verkündet, dass es diese Zerti­fi­zie­rung niemals geben soll. Büro­kratie als Waffe? Waffe gegen die eigenen Inter­essen? So blöd muss man sein! Realis­tisch gesehen, also den tech­ni­schen Gege­ben­heiten folgend, bedürfte es wahr­schein­lich nur einer Unter­schrift und der Gastrans­port durch Rohr 2 könnte uns den lebens­not­wen­digen Stoff im Über­fluss garan­tieren. Wofür sonst wurden die Milli­arden für den Bau aufgewendet?

Wer nicht in Rubel zahlt, bekommt keine Lieferung

Aber mit den Ener­gie­lie­fe­rungen aus Russ­land und den selbst­mör­de­ri­schen Sank­tionen dagegen sind die Probleme noch lange nicht zu Ende. Der Westen merkt erst jetzt, wie abhängig er von diversen Liefe­rungen aus Russ­land ist. Das reicht von Nägeln für Euro­paletten bis hin zu Neon-Gas für die Produk­tion von Compu­ter­chips. Auch das müssen „unfreund­liche“ Staaten jetzt in Rubel bezahlen, wenn sie den Import nicht selbst verboten haben. Und wer nicht in Rubel zahlt, bekommt nichts mehr. Ach ja, es gibt Probleme mit der Versor­gung mit Mikro­chips. Zur Produk­tion dieser braucht man das Inertgas Neon. Russ­land liefert einen großen Teil davon und wer nicht mit Rubel bezahlen will… Die Liste der benö­tigten Liefe­rungen aus Russ­land umfasst auch Titan, Alumi­nium und eine unend­liche Liste an Rohstoffen und Fertig­pro­dukten. Die US-Raum­fahrt bezieht immer noch Trieb­werke aus Russ­land, ohne die es nicht geht.

Reden wir über Stahl. Gerade wurde das größte Stahl­werk Europas zerstört in Mariupol. Asow­stahl. Das wurde zerstört, weil sich die Asow-Banden in den Kellern dort mit Zivi­listen als Geiseln verschanzt hatten und Selenskij die unum­gäng­liche Kapi­tu­la­tion verboten hatte. Dieses Vorgehen zeigt sich jetzt als metho­disch. Auch in Sever­do­nezk haben sich die Asow-Banden im Chemie­werk verschanzt. Warum tun sie das? Es besteht der Verdacht, dass es darum geht, alle Fabriken zu zerstören, die in den Gebieten liegen, von denen Kiew weiß, dass sie für die Ukraine verloren sind. So soll den Menschen in den abtrün­nigen Provinzen ihre Erwerbs­grund­lage genommen werden. Das war schon erkennbar, als vor acht Jahren als erstes der neue Flug­hafen von Donezk unter Beschuss genommen und restlos zerstört worden ist. Was wir – Kiew – nicht mehr haben können, wird gezielt zerstört.

Putin hat vor dem Sank­ti­ons­re­gime gegen Russ­land gewarnt

Der Westen applau­diert ob dieser „Erfolge“ der Hasar­deure in Kiew, über­sieht aber dabei, welche Auswir­kungen das auf die Wirt­schaft im Westen haben wird. Stahl und Dünge­mittel aus diesen Fabriken fehlen jetzt schon auf den Märkten und die Preise explo­dieren. Und nein, die USA sind davon eher nicht berührt. Die Infla­tion im Westen steigt und steigt und natür­lich heißt der Schul­dige im Westen Putin. Diese Darstel­lung ist genauso falsch, wie uns immer wieder gesagt wird, Corona wäre schuld an diesem oder jenem. Es ist die Corona-Politik und es ist das Verhalten des Westens gegen­über Russ­land. Es ist die restlos bescheu­erte Politik, jemanden bestrafen zu wollen, indem man ihm verbietet, Dinge zu liefern, die man selbst drin­gend braucht. Aber der Huma­nist und Heimat­lieb­haber Habeck nimmt lieber hundert­tau­send Tote in Deutsch­land in Kauf, als Sank­tionen gegen Russ­land aufheben zu wollen. Den Ruin der deut­schen Wirt­schaft sowieso, denn nach der grünen Ideo­logie sollte Deutsch­land besser ganz deindus­tria­li­siert werden.

Man sollte Putin immer sehr genau zuhören. Er hat früh­zeitig davor gewarnt, dass das Sank­ti­ons­re­gime gegen Russ­land zum wirt­schaft­li­chen Selbst­mord Europas führen wird. Jetzt, mit den Problemen der Liefe­rung von gewar­teten Turbinen aus Kanada für den Gastrans­port, ist der Jammer groß. Dennoch werden die falschen Schlüsse gezogen. Putin ist schuld! Dass es die eigenen Sank­tionen sind, auf diese Erleuch­tung werden wir wohl warten müssen, bis zum Beispiel die Kupfer­hütten in Deutsch­land wegen Gasman­gels zu einem einzigen Kupfer­block erstarrt und niemals wieder zu gebrau­chen sind. Aber ich fürchte, auch dann wird Putin die Schuld dafür gegeben. Es ist schwierig, aus der eigenen Verblen­dung heraus­zu­finden. Vor allem dann, wenn man seit Jahr­zehnten eine Politik verfolgt, die jenseits von Ratio­na­lität nur ideo­lo­gi­schem Irrsinn folgt.

Sollten die Turbinen für den Gastrans­port noch länger in Kanada hängen bleiben, das Gas in Europa richtig knapp werden, wird inner­halb Europas ein Hauen und Stechen losgehen. Da wird es vorbei sein mit der viel beschwo­renen Soli­da­rität in Europa. Deutsch­land braucht Strom aus fran­zö­si­schen Atom­kraft­werken und Frank­reich braucht Gas aus Russ­land, das aber über deut­sche Rohre gelie­fert wird. Wie wird diese Patt­si­tua­tion ausgehen? Was, wenn Kiew den Gashahn zudreht, weil man dort unzu­frieden mit der west­li­chen Unter­stüt­zung ist? Einen Vorge­schmack hat Kiew mit der will­kür­li­chen Dros­se­lung seiner Liefe­rungen schon geliefert.

Rach­sucht gehört nicht zur Psyche der Russen

Deutsch­land erstickt gerade an seinen eigenen Sank­tionen, respek­tive an der ideo­lo­gi­schen Starr­köp­fig­keit derje­nigen, die angeb­lich alles zum Wohle des deut­schen Volkes tun, was in ihren Kräften steht. Jetzt aber brennt es, oder besser gesagt, droht der Ofen auszu­gehen, und so rauchen jetzt die Köpfe bei dem Versuch, die eigenen Sank­tionen so unauf­fällig wie möglich zu umgehen. Aller­dings sollte dabei nicht vergessen werden, dass Kanada immer noch der briti­schen Krone unter­steht und die hat seit gut 150 Jahren das Ziel, den wirt­schaft­li­chen Konkur­rent Deutsch­land zu zerstören. Wie gut für London, dass das unsere grünen Ideo­logen selbst in die Hand genommen haben.

Alles im allem kann ich dazu nur sagen, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Weder die USA noch England waren jemals unsere Freunde. Wer wird aus dem unsin­nigen Konflikt mit Russ­land eini­ger­maßen unbe­schadet hervor­gehen? Die Staaten, die eine kompe­tente Führungs­riege haben. Somit ist eines klar, der gesamte Westen wird es nicht sein. Russ­land hingegen hat eine Regie­rungs­mann­schaft, die aus exzel­lenten Fach­leuten besteht, die als oberstes Ziel das Wohl­ergehen des eigenen Landes und ihrer Bevöl­ke­rung haben. Wenn also gerade Deutsch­land keine komplette Kehrt­wende in seiner Russ­land­po­litik voll­zieht, werden wir an unseren eigenen Sank­tionen ersti­cken. Gnade uns Gott, wenn Russ­land dann rach­süchtig ist. Aber genau das gehört nicht zur Psyche der Russen und so können wir eini­ger­maßen entspannt auf die Zukunft warten, die die eines russi­schen Jahr­hun­derts sein wird. Wann werden das unsere ideo­lo­gie­zer­fres­senen Poli­tiker begreifen?

Noch einen Nach­satz zum Nach­denken: Wer Putin an allem die Schuld zuschiebt, der über­höht seine Macht. Wer sagt, Putin wäre an allem schuld, der gesteht ihm zu, gera­dezu allmächtig zu sein.

Zum Autor: Peter Haisenko ist Schrift­steller, Inhaber des Ander­welt-Verlages und Heraus­geber von AnderweltOnline.com"

Quelle: Unser Mitteleuropa

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