Kita in Erfurt verbietet Faschingskostüme am Rosenmontag
Archivmeldung vom 28.01.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Erfurter Kita hat Kindern verboten, am Rosenmontag und Karnevalsdienstag verkleidet in die Einrichtung zu kommen. Offiziell wird dies mit Sorgen um die Kinder erklärt, die Schwierigkeiten mit der „kulturellen Sensibilität“ haben könnten. Dies ist nicht der erste Vorfall solcher Art, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf deren deutschen Webseite: „Eine Erfurter Kita hat mitgeteilt, sie wünsche nicht, dass Kinder am Rosenmontag und Karnevalsdienstag verkleidet in die Einrichtung kommen.
„Mitgebrachte Faschingskostüme bleiben an beiden Tagen im Fach des Kindes“, kündigte die Kita in einem Schreiben an die Eltern an.
„Bitte verkleiden Sie Ihr Kind am Rosenmontag und Faschingsdienstag nicht“, so die unmissverständliche Aufforderung.
Begründet wird dies mit einer „kultursensiblen Pädagogik“, die sich die Studierendenwerk Thüringen betriebene Kita als Vorgabe gesetzt hat.
Bei dem Fasching könnte genau diese in Gefahr geraten, denn das Umkleiden bedeute auch das Verwenden von Stereotypen, denen die Kinder noch nicht gewachsen seien, so die Argumentation.
„Für Kinder ist Fasching ein Anliegen, sich in jemanden zu verwandeln, den sie als Held sehen oder eine Person, die sie selbst gerne sein möchten“, heißt es in dem Elternbrief.
Man erkenne beim Verkleiden an, „dass man Stereotype braucht, um die Komplexität der Welt zu reduzieren“.
Man wolle aber Kindern dafür sensibilisieren, dass solche Stereotype „für die Betroffenen schmerzhaft, zum Teil sogar entwürdigend sein können“, so die Erzieher.
Zugleich verwies das Erziehungspersonal darauf, dass es eine Faschingsfeier mit Verkleidungen durchaus gegeben habe – am vergangenen Wochenende in der Uni-Sporthalle als gemeinsames Kostümfest der Kita und des Universitätssportvereins.
Im vergangenen Jahr unter Kritik geraten
Möglicherweise stellt das diesjährige Vorgehen der Kita auch eine Reaktion auf die scharfe Kritik im letzten Jahr dar.
Damals hatte es dort laut Medienberichten ein „Indianerfest“ gegeben, das wegen der verwendeten Stereotype im Nachhinein scharf kritisiert worden war.
Offensichtlich wurden nun die damals geäußerten Bedenken aufgegriffen.
Kritik an dem faktischen Verbot hatten derweil ausgerechnet Familien mit Migrationshintergrund geäußert.
So hat eine betroffene Mutter, die Russin Olga Ibatullina, etwa gegenüber der „Bild“ erklärt, dass das Verbot bei ihren Kindern negativ angekommen sei.
„Wir leben in Deutschland, Integration ist für uns wichtig. Daher feiern wir gerne die besonderen deutschen Feste mit. Mein Sohn wäre gerne als Pirat gegangen“, sagte sie.
Ähnlicher Fall in Hamburg
Einen ähnlichen Fall hatte es bereits im März 2019 gegeben, als eine Hamburger Kita die Eltern vor dem Faschingsfest gebeten hatte, den Kinder keine Kostüme anzuziehen. Diese könnten für andere verletzend sein, so die Logik.
„Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung“, hieß es damals.
Dies solle sich auch am Faschingsfest nicht ändern. Die Eltern wurden in diesem Zusammengang gebeten, darauf zu achten, „dass durch Karnevalskostüme keine Stereotype bedient werden“.
Dazu zähle etwa die Verkleidung als Indianer oder Scheichs."
Quelle: Sputnik (Deutschland)