Bestseller-Autor Michael Ridpath: "Finanzkrise ist guter Rahmen für einen Thriller"
Archivmeldung vom 02.12.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bestseller-Autor Michael Ridpath sieht in der Finanzkrise eine gute Rahmenhandlung für einen Krimi. "Es ist wichtig in einem Thriller, dass Leute stark unter Druck geraten, weshalb sie dann einen Mord begehen. Das ist derzeit der Fall", sagte Ridpath in einem Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse Online'.
Der Engländer glaubt allerdings nicht, dass es im Zuge der Turbulenzen tatsächlich zu Tötungen in der Finanzwelt kommen wird. "Betrug schon, aber keine Gewaltverbrechen - zumindest gilt das für die Londoner City", erklärte Ridpath, der vor seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Analyst und Anleihenhändler eben dort arbeitete. Der 47-Jährige ist einer der erfolgreichsten Autoren von Finanzthrillern auf der Welt. Beispielsweise lag "Der Spekulant", so der deutsche Titel seines Erstlingswerks, monatelang auf Platz zwei der britischen Bestsellerlisten.
In anderen Wirtschaftsbereichen herrscht nach Ansicht Ridpaths allerdings höchste Lebensgefahr - etwa im Bergbau. "Bei Gold ist die Faszination für die Menschen einfach immer da." Auch bei alternativen Energien sei die Verführung groß. "In diesem Bereich gibt es viele Leute, die sehr leidenschaftlich sind. Ich kann mir schon vorstellen, dass jemand sein Leben für sein Unternehmen und seine Erfindung hergibt", sagte Ridpath gegenüber 'Börse Online'.
Nach Ansicht des Schriftstellers ist die Wirklichkeit manchmal einfallsreicher als ein Krimi. "In Romanen muss es glaubhaft zugehen. Die Realität kennt aber keinen Zwang, glaubhaft zu sein." Beispielsweise müsse ein Verbrecher im Krimi clever und durchtrieben sein. "Aber Nick Leeson war überhaupt nicht clever." Leeson hatte in den neunziger Jahren die traditionsreiche Barings Bank durch Währungsspekulationen ruiniert.
Ridpath entschuldigte sich im 'Börse Online'-Interview dafür, dass in seinem ersten Roman ein Widerling den Nachnamen "Waigel" trug - genau wie der damalige Bundesfinanzminister. "Ich brauchte einen Namen für einen Amerikaner. Viele Amerikaner haben deutsche Namen, und er war der erste, der mir in den Sinn kam. Wahrscheinlich, weil ich ihn in den Nachrichten gehört hatte." Die Wahl habe aber nichts mit dem tatsächlichen Theo Waigel zu tun gehabt, versicherte Ridpath.
Quelle: Börse Online