Melken statt gemolken werden
Archivmeldung vom 19.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMilchbäuerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet haben eine Woche lang in Berlin nahe dem Kanzleramt verbracht, um auf die verzweifelte Lage vieler Bauernhöfe aufmerksam zu machen. Bei den derzeit gezahlten Milchpreisen werden viele Betriebe noch in diesem Jahr aufhören müssen, wenn sich nichts ändert.
Die Bäuerinnen waren gekommen, um Kanzlerin Angela Merkel ihre Sorgen persönlich vorzutragen und die Einberufung eines europäischen Milchgipfels zu fordern. „Wir wollen kurz mit der Kanzlerin sprechen. Sie soll wissen wie es uns geht“, so Steffi Butscher, Sprecherin der Bäuerinnen.
Mehrere hundert Milchbäuerinnen kamen. Manche blieben die ganze Woche und schliefen unter freiem Himmel, weil das Ordnungsamt verboten hatte Zelte aufzustellen – wegen des Rasens. Manche kamen für einen oder mehrere Tage. Jetzt im Mai muss auf den Höfen Silo eingefahren werden, da wird jede Hand dringend zu hause gebraucht. Dass sich dennoch viele Bäuerinnen auf den Weg nach Berlin machten, zeigt ihre Verzweiflung aber auch ihre Entschlossenheit.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, waren ab Mittwoch sechs der Bäuerinnen in einen Hungerstreik getreten. Zur Versorgung der übrigen Frauen organisierte die Upländer Bauernmolkerei Lieferungen von Milchprodukten und anderen Biolebensmitteln. Molkerei- Geschäftsführerin Karin Artzt-Steinbrink überbrachte eine Grußbotschaft des Bundesverbandes Naturkost und Naturwaren, in dem Hersteller und Händler von Biolebensmitteln zusammengeschlossen sind. Alle Teilnehmer der gerade zu Ende gegangenen Mitgliederversammlung des Verbandes unterzeichneten eine Solidaritätserklärung an die Bäuerinnen. Karin Artzt-Steinbrink überreichte gemeinsam mit dem Berliner Naturkost-Großhändler Meinrad Schmitt vom Vorstand des Verbandes ein Transparent mit einem am Vorabend aufgenommenen Foto der Unterstützer unter der Überschrift „Melken statt gemolken werden“.
Romuald Schaber vom Bund Deutscher Milchviehhalter dankte für die Solidarität, die Bäuerinnen bedankten sich mit einem Ständchen: „Schwester Angie, Schwester Angie, hörst du nicht die Bauern? Milchpreis hoch!“
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Upländer Bauernmolkerei Josef Jacobi ermutigte die Bäuerinnen, weiter für einen fairen Milchpreis zu kämpfen. „Wir müssen die Übermengen in den Griff bekommen“, so Jacobi. „Nur dann werden die Milchpreise wieder steigen. Zusätzlich müssen die Verbraucher erfahren, wenn statt Käse künstliche Ersatzstoffe in Pizza oder Brötchen eingesetzt werden. Verbraucher haben eine große Macht, wenn sie bewusst einkaufen.“
Quelle: Upländer Bauernmolkerei GmbH