Lotto wird doch nicht teurer
Archivmeldung vom 12.10.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Lottospielen wird auf absehbare Zeit nicht teurer. Das erfuhr der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net von Klaus Sattler, Sprecher des Deutschen Lotto- und Totoblocks aus Stuttgart (Baden-Württemberg). Sattler sagte, eine Erhöhung der Spieleinsätze stehe aktuell nicht an. Der Einsatz betrage weiterhin 75 Cent pro Spiel und werde nicht im neuen Jahr erhöht. Auch gebe es bisher keinen Beschluss, die Zusatzzahl abzuschaffen und durch die Superzahl zu ersetzen. Er widersprach damit einem Bericht der Bild-Zeitung.
Herr Sattler, es heißt, der Spieleinsatz für das LOTTO 6aus49 soll auf bis zu 1 Euro pro Spielfeld erhöht werden.
Sattler: "Eine Erhöhung des Spieleinsatzes beim LOTTO 6aus49 steht aktuell nicht an. Es gibt hierüber keinen Beschluss im Deutschen Lotto- und Totoblock. Der Einsatz beträgt wie bisher 75 Cent pro Spiel."
Es heißt, beim LOTTO 6aus49 stünden weitere Änderungen an. Zum Beispiel soll die Zusatzzahl abgeschafft und durch die Superzahl ersetzt werden.
Sattler: "Das ist nur eine von mehreren Überlegungen, die seit geraumer Zeit im Zuge der normalen Produktentwicklung immer wieder geprüft und diskutiert werden. Mehrere Modelle werden derzeit in einer Marktforschung getestet. Die Ergebnisse werden zeigen, ob die Lottospieler Veränderungen wünschen. Zunächst bleibt aber – wie beim Spieleinsatz – alles beim Alten. Es gibt also wie bisher acht Gewinnklassen im LOTTO 6aus49, und die Superzahl ist nur in Verbindung mit der ersten Gewinnklasse von Bedeutung. Schnellschüsse sollen beim beliebtesten Glücksspiel der Deutschen keinesfalls riskiert werden."
Es heißt, das LOTTO 6aus49 stecke seit Jahren in der Krise. Was sind die Ursachen für diesen Negativ-Trend?
Sattler: "Die Höhe der Spieleinsätze beim LOTTO 6aus49 ist stark jackpotabhängig. Bei hohen Jackpots steigen die Spieleinsätze regelmäßig an. Es liegt jedoch rein am Zufall, ob sich hohe Jackpots bilden. Ein Auf und Ab bei den Spieleinsätzen ist also absolut nichts Ungewöhnliches. Im laufenden Jahr liegen die bundesweiten Spieleinsätze im LOTTO 6aus49 um bislang rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr im Plus. Von einer Krise kann also keine Rede sein."
Wann gab es die letzte Lotto-Refom in Deutschland?
Sattler: "Der neue Glücksspielstaatsvertrag ist nach der Ratifizierung durch die Landtage zum 1. Januar 2008 in Kraft getreten."
Warum war überhaupt ein neuer Staatsvertrag nötig?
Sattler: "Ausgangspunkt des neuen Glücksspielstaatsvertrages war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 28. März 2006. Die Karlsruher Richter entschieden damals, dass das staatliche Wettmonopol dann mit dem Grundgesetz vereinbar ist, wenn es stärker als bisher an den Zielen des Spielerschutzes und der Suchtprävention ausgerichtet wird."
Was sind die Kernziele des jetzigen Glücksspielstaatsvertrages?
Sattler: "Die wesentlichen Ziele des neuen Glücksspielstaatsvertrages lassen sich in vier Punkten zusammenfassen:
1. die Verhinderung und Bekämpfung von Glücksspielsucht,
2. die Kanalisierung und Begrenzung des Glücksspielangebotes,
3. die Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes,
4. die Sicherstellung, dass Glücksspiele ordnungsgemäß durchgeführt und die Spielteilnehmer vor betrügerischen Machenschaften geschützt werden."
Was hat sich denn für die Lotto-Kunden ab dem 1. Januar 2008 überhaupt geändert?
Sattler: "Das seit Jahrzehnten bewährte deutsche Lotto 6 aus 49 hat auch nach Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrages Bestand. Für die vielen Millionen Lotto-Spielteilnehmer hat sich so gut wie nichts geändert. Auch Jackpots wird es weiterhin geben."
Was meinen die Bürger zum bestehenden Glücksspielstaatsvertrag?
Sattler: "76 Prozent der Bundesbürger sprechen sich laut einer aktuellen Forsa-Umfrage für eine Begrenzung des Glücksspiels unter staatlicher Kontrolle und damit für die Ziele des neuen Glücksspielstaatsvertrages aus. 61 Prozent meinen, dass die staatliche Regulierung zur Minimierung der Spielsuchtrisiken wichtig ist. Ein großer Teil der Verbraucher geht zudem davon aus, dass es ohne staatliche Aufsicht keine Rechtssicherheit und Verlässlichkeit für die Spielteilnehmer gäbe. Lediglich ein Prozent der Befragten wünscht sich generell mehr Glücksspielangebote."
Warum laufen die kommerziellen Glücksspielanbieter Sturm gegen den Staatsvertrag?
Sattler: "Die Entscheidung der Politik gegen ein Ausufern des Glücksspiels in Deutschland stößt bei den kommerziellen Anbietern, oftmals mit Sitz in Steueroasen wie Gibraltar, auf scharfe Ablehnung. Ziel dieser gewinnorientierten Unternehmen ist die vollständige Öffnung und Expansion des deutschen Glücksspielmarktes, was allerdings eindeutig den vom Bundesverfassungsgericht vorgegebenen Zielen der Spielsuchtprävention und des Spielerschutzes widerspricht."
Steht die bewährte Förderung des Sports und des Gemeinwohls auf der Kippe?
Sattler: "Im Gegenteil - der Glücksspielstaatsvertrag stellt die Förderung des Sports und des Gemeinwohls auf eine sichere Basis. Grundsätzlich ist es verfassungs- und europarechtlich zulässig, im Rahmen eines staatlichen Glücksspielmonopols auch Mittel zu erzielen, um soziale und gemeinwohlorientierte Zwecke zu fördern. Derzeit erzielen die staatlichen Lotteriegesellschaften jährlich etwa 3 Milliarden Euro für gemeinwohlorientierte Zwecke in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur, Karitatives und Soziales sowie Umwelt- und Denkmalschutz. Dadurch werden diese Bereiche in erheblichem Maße gefördert und aufrechterhalten."
In der Öffentlichkeit ist oft von rechtlichen Bedenken in Bezug auf den Staatsvertrag die Rede. Warum gibt es diese?
Sattler: "Zahlreiche Gerichte haben in den vergangenen Monaten und Jahren bestätigt, dass staatliche Glücksspielmonopole zulässig sind, wenn sie sich konsequent an den Zielen des Spielerschutzes und der Suchtprävention ausrichten. Der neue Glücksspielstaatsvertrag orientiert sich an diesen Vorgaben, daher ist er auch grundsätzlich rechtskonform. Die Bedenken werden von Seiten der kommerziellen Glücksspielindustrie gestreut, die sich von einer Öffnung des Glücksspielmarktes Milliardenumsätze erhofft und daher mit allen Mitteln gegen den Glücksspielstaatsvertrag vorgeht."
Es ist zu hören, die EU wolle den Glücksspielmarkt für private Anbieter öffnen. Ist der Staatsvertrag in diesem Zusammenhang überhaupt noch zeitgemäß?
Sattler: "Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat im mehreren Entscheidungen klargestellt, dass die Nationalstaaten selbst entscheiden können, wie sie das Glücksspiel regeln. Dazu gehört ausdrücklich auch die Möglichkeit, sich für ein Monopol zu entscheiden. Dies ist nach der Rechtssprechung des EuGH zulässig, wenn es, wie in Deutschland der Fall, der Spielsuchtprävention dient."
Warum beharrt Deutschland auf dem Lotteriemonopol, während in vielen anderen Ländern – etwa in Großbritannien oder Österreich – private Anbieter zugelassen sind?
Sattler: "In nahezu allen Ländern der EU gibt es staatliche Lotteriemonopole, auch in Großbritannien oder Österreich. In diesen Ländern gelten Sportwetten jedoch traditionell nicht als Glücksspiele, so dass private Buchmacher in diesem Bereich zugelassen werden können. In den meisten anderen Ländern der EU – etwa in Frankreich oder den Niederlanden – werden hingegen auch Sportwetten als Glücksspiele angesehen und daher nur im Rahmen eines staatlichen Monopols angeboten."
GoMoPa: Herr Sattler, vielen Dank für diese Informationen.
Die Bild Zeitung bleibt trotz des Dementis bei ihrer Berichterstattung.
Bild schreibt: "Der Deutsche Lottoblock dementiert konkrete Pläne – aber BILD liegen die geheimen Protokolle der Lotto-Bosse vor!" Und weiter heißt es: "BILD berichtete exklusiv: Lotto soll richtig teuer werden. Die Einsätze pro Kästchen sollen von 0,75 Euro auf 0,9 bis 1 Euro steigen. Dafür soll es neue attraktive Gewinnchancen und höhere Jackpots geben." Lotto-Spielen solle lediglich „aktuell“ nicht teurer werden, erklärt Lotto-Sprecher Klaus Sattler. „Eine Preisgarantie für das nächste Jahr gibt es aber nicht.“
In den geheimen Protokollen des Lotterietechnischen Ausschusses, die BILD vorliegen, favorisieren die Lotto-Bosse bereits neue Gewinnplanmodelle!
Danach soll es laut Bild gleich mehrere Änderungen geben:
Die Zusatzzahl wird abgeschafft. Stattdessen soll die Superzahl (gibt es bislang nur beim Jackpot) für alle Gewinnklassen eingeführt werden. Vorteil für die Spieler: Ihre Gewinnchancen würden erhöht, weil die Superzahl nur aus den Ziffern 0 bis 9 und nicht wie die Zusatzzahl aus 49 Ziffern gezogen würden. Eine neue Gewinnklasse wird eingeführt. In Zukunft soll es erstmals einen „Zweier mit Superzahl“ geben. Bislang war der Mindestgewinn „3 Richtige“. Vorteil: Die Chance auf einen Minigewinn wird höher. Mit der Preiserhöhung steigen auch die Jackpots. 30 Prozent mehr Umsatz bedeuten auch 30 Prozent höhere Jackpots. Die Lotto-Chefs wissen: Je höher der Jackpot, um so mehr Menschen spielen. Lotto-Sprecher Sattler räumt ein: Bereits jetzt werden in einem Marktforschungsprojekt neue Spielmodelle getestet!
Oberstes Ziel der Lotto-Bosse laut Bild: Gewinnung neuer Kunden!
Denn, so Bild: "Lotto steckt seit Jahren in der Krise. In nur vier Jahren sank der Umsatz um 1,6 Milliarden Euro auf nur noch 6,5 Milliarden – der niedrigste seit zwölf Jahren." Baden-Württembergs Lotto-Chef Dr. Dieter Leinmüller zu BILD: „Die vielen Millionen Lottospieler geben zwar weiterhin ihren Schein ab, reduzieren aber den Einsatz. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass sich die Menschen in wirtschaftlich schwächeren Zeiten verstärkt dem Glücksspiel zuwenden.“ Die Erhöhung soll nach BILD-Informationen Anfang des Jahres bei den Genehmigungsbehörden der Bundesländer beantragt werden, wenn das ursprünglich geplante Euro-Lotto wie erwartet aus juristischen Gründen nicht genehmigt wird.
Quelle: GoMoPa (www.gomopa.net / Siegfried Siewert)