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Sommerzeit lässt Körperuhr falsch ticken

Archivmeldung vom 24.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Umstellen: Statt Energiesparen nur Beschwerden. Bild: Flickr/Miramontes
Umstellen: Statt Energiesparen nur Beschwerden. Bild: Flickr/Miramontes

Mit dem Beginn der Sommerzeit wiederholt sich das alljährliche Spiel: Verschlafene Schüler, ausbleibende Leistung am Morgen und erhöhte Unfallgefahr im Verkehr sind die üblichen Begleiter der kommenden Tage und Wochen. Der Körper braucht zur Umstellung deutlich länger als die Armbanduhr, erklärt der Chronobiologe Christoph Randler von der PH Heidelberg. "Die Innenwahrnehmung der Zeit und der Sonnenstand stimmen plötzlich nicht mehr überein. Die Umstellung dauert bei manchen bis zu drei Wochen", so der Experte im pressetext-Interview.

Wie sehr man den Wechsel empfindet, hängt stark vom Typus ab. "Frühaufsteher, sogenannte Lerchen, tun sich beim Wechsel zur Sommerzeit leichter als Nachteulen, wobei beim Wechsel in die Winterzeit das Umgekehrte gilt", sagt Randler. Problematisch sind die kommenden Tage deshalb besonders für Jugendliche, da sie aufgrund biologischer Vorgänge in der Pubertät ohnehin eher abendaktiv sind, wodurch ihre Leistungsfähigkeit am Morgen durch die Zeitumstellung noch zusätzlich leidet.

Zur schnelleren Umgewöhnung rät Randler, morgens möglichst bald ans Tageslicht zu gehen. "Besonders die Blauanteile des Lichts aktivieren die Aufwachhormone wie etwa Cortisol und geben dem Körper das Signal: Es ist Tag! Abends sollte man genau diesen Blaulicht-Anteil vermeiden, was etwa durch ein gezieltes Wegschalten am Bildschirm gelingt." Schonend geht es auch, indem man Schlaf- und Essgewohnheiten möglichst schrittweise nach vorne verlegt.

Keine Vorteile

Bis Ende des 19. Jahrhunderts lebten die Menschen in Europa noch im Einklang mit dem Sonnentag, wobei die lokale Kirchturmzeit Orientierung gab. Mit dem Durchbruch der Eisenbahn gab es ab 1893 die einheitliche Zeitzone einer mitteleuropäischen Zeit. Die Umstellung der Uhrzeit im Sommerhalbjahr, die es im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn ab 1916 mit Unterbrechungen immer wieder gab, führten die EG-Länder infolge der Ölkrise ab 1977 und die Schweiz 1981 ein. Heute stellt man die Uhren außer in der EU auch in 38 weiteren Staaten zweimal jährlich um.

Die Forderungen für eine Rücknahme der Sommerzeit mehren sich jedoch. In Russland und Türkei wird 2012 erstmals nicht mehr die Uhr verstellt. Den beabsichtigten Energiespareffekt gibt es gar nicht, hat das deutsche Umweltbundesamt unlängst gezeigt. In der EU ist die Diskussion seit einer Debatte 2007 jedoch wieder abgeflaut. Randler plädiert weiter für die Abschaffung. "Die Zeitumstellung bringt kaum Vorteile. Allerdings sollte man besser die Sommerzeit beibehalten als die Winterzeit - nur etwa die Schule im Winter später beginnen lassen."

Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner

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