Überbelastung durch Energiekrise droht: Singles könnten bald bis zu 52 Prozent vom Gehalt fürs Wohnen ausgeben
Archivmeldung vom 28.09.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Belastung durch Wohnkosten hat sich aufgrund der gestiegenen Mieten in den vergangenen Jahren stark erhöht. Die aktuelle Energiekrise verschlimmert die Lage weiter, weil die Nebenkosten zur 2. Miete werden. In den meisten Städten droht eine Überbelastung, sobald die neuen Abschlagszahlungen fürs Heizen feststehen.
Das zeigt eine immowelt Analyse, für die in 80 Großstädten untersucht wurde, wie hoch die Wohnkostenquote ist, falls es wie erwartet zu einer Verdopplung der Nebenkosten kommt. Dazu wurde das mittlere Einkommen von Singles mit der Warmmiete einer 50-Quadratmeter-Wohnung verglichen. Dem Szenario zufolge liegt die Wohnkostenquote dann in 53 von 80 Großstädten oberhalb der 30-Prozent-Marke, also der gemeinhin empfohlenen Obergrenze für Wohnkosten. Je nachdem, wie sich die Energiepreise weiterentwickeln und wie kalt der kommende Winter wird, könnten auch noch weitere Städte hinzukommen.
In der Analyse wurde für die Berechnung der künftigen Warmmiete das Deutschlandmittel für die in Inseraten aus dem 1. Halbjahr angegebenen Nebenkosten verwendet und verdoppelt. Bei einer Mietwohnung von 50 Quadratmetern entspricht das 279 Euro Nebenkosten. Neben den Heizkosten zählen unter anderem auch die Kosten für Abwasser, Hausreinigung und Müllabfuhr dazu.
München: Über die Hälfte des Gehalts fürs Wohnen
Besonders gravierend ist die drohende Überbelastung in Städten, in denen die Kaltmieten bereits sehr hoch sind. Ganz vorne ist München, wo Singles voraussichtlich 52 Prozent ihres Einkommens für eine warme Wohnung ausgeben müssen. Bei Verdopplung der Nebenkosten liegt die Warmmiete für eine Singlewohnung im Median bei 1.474 Euro. Da in der Berechnung das mittlere Einkommen herangezogen wurde, ist die Wohnkostenbelastung für Geringverdiener nochmal deutlich höher. Für viele Menschen dürfte dann die einzige Option sein, Einbußen beim Lebensstandard hinzunehmen und zum Beispiel deutlich weniger zu heizen - wenngleich Wohnungen dennoch zu einem Mindestmaß beheizt werden sollten, um Schäden an der Bausubstanz und Schimmelbildung vorzubeugen.
Doch nicht nur in München liegt das Verhältnis von Gehalt und Warmmiete für Durchschnittsverdiener im ungesunden Bereich. Auch in vielen weiteren Städten ist eine künftige Belastung von 40 Prozent und mehr wahrscheinlich. In Berlin ist die erwartete Warmmiete mit 1.044 Euro zwar deutlich niedriger als in München, das gilt allerdings auch für die Gehälter. Daher ist die Wohnkostenquote mit 45 Prozent entsprechend hoch. Auch in Frankfurt (1.239 Euro; 44 Prozent) müssen sich Mieter auf eine hohe Belastung einstellen. Neben den größten Städten sind aber auch in vielen kleineren Städten die Mieten so hoch, dass Wohnen einen Großteil des Einkommens frisst. Dazu zählen Offenbach (42 Prozent), Heilbronn und Potsdam (je 41 Prozent) sowie Heidelberg, Freiburg und Mainz (je 40 Prozent). Damit liegen die Städte sogar knapp vor den Metropolen Hamburg und Köln (je 39 Prozent).
Ohne Energiekrise: Überbelastung in 23 Städten
Wie stark die steigenden Energiekosten ins Gewicht fallen, zeigt der Vergleich zu den bisherigen Warmmieten. Bei der bisherigen Nebenkostenpauschale von mittleren 2,79 Euro pro Quadratmeter (rund 140 Euro bei 50 Quadratmetern Wohnfläche) aus dem 1. Halbjahr 2022 liegt die Wohnkostenbelastung eines Singles mit Durchschnittseinkommen in 23 von 80 Städten im ungesunden Bereich. Das sind weniger als halb so viele Städte wie im drohenden Szenario. Allerdings müssen Alleinlebende auch ohne Energiekrise in München schon 47 Prozent ihres Gehalts fürs Wohnen ausgeben. Auch in Frankfurt und Berlin (je 39 Prozent) ist die Belastung bereits jetzt zu hoch.
Berechnungsgrundlage:
Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern waren auf immowelt.de inserierte Angebote. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung für Wohnungen mit einer Fläche von 50 Quadratmetern wider, die im 1. Halbjahr 2022 auf immowelt.de angeboten wurden. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise. Zur Berechnung der Nebenkosten wurde das Deutschlandmittel aus den Angaben von Objekten, die per Fernwärme, Gas (nur Etagenheizung) oder Öl beheizt werden, gebildet. Der daraus errechnete Wert von 2,79 Euro pro Quadratmeter wurde für das Zukunftsszenario verdoppelt. Berücksichtigt wurden dabei nur Wohnungen, die per Fernwärme, Gas (nur Etagenheizung) oder Öl beheizt werden. Die Daten für die Bruttogehälter stammen von der Bundesagentur für Arbeit. Diese wurden von immowelt in entsprechende Nettogehälter für einen Vollverdiener (Steuerklasse 1) umgerechnet. Lohnnebenkosten wurden berücksichtigt.
Quelle: immowelt (ots)