Wegweisende Innovationen: 1949 lässt der Hansa 1500 dank Pontonform die BORGWARD-Konkurrenz alt aussehen
Archivmeldung vom 12.08.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Jahr 1949 hatte BORGWARD die Nase vorn, denn nicht nur die Nase des Hansa 1500 setzte in Sachen Karosseriedesign ganz neue Maßstäbe. Mit der Limousine stellte der Bremer Automobilhersteller einerseits die erste Neuentwicklung überhaupt nach dem Krieg vor und verhalf andererseits einer Karosserie-Bauart zum Durchbruch, die in Deutschland und Europa bisher noch nicht bekannt war: der Pontonform. Während alle Nachkriegsfahrzeuge der Konkurrenz weitestgehend den Vorkriegsprodukten ähnelten, wagte BORGWARD einen klaren Schnitt.
Ausgestellte Kotflügel oder separate Lampen waren hier ab sofort passé. Schlagartig sah die versammelte Konkurrenz alt aus und versuchte möglichst schnell nachzuziehen. Mit dem neuen Design hatten die BORGWARD-Werke die europäische Automobilindustrie eindeutig in Zugzwang gebracht. Der Fiat 1500 (1950), der Ford 12 M (1952), der Opel Olympia (1953) und der Mercedes-Benz 180 (1953) waren allesamt Nachzügler von Herstellern, die diesen neuen und wegweisenden Trend bei der Karosseriegestaltung regelrecht verschlafen hatten.
Wie Carl F. W. Borgward letztlich auf die neue Formgebung gekommen ist, lässt sich nicht mehr genau klären. In einem Interview gab er zu Protokoll, dass ihn das "Hanomag Kommissbrot", ein Kleinstwagen mit Heckmotor von 1927, dank seiner integrierten Kotflügel dazu angeregt hätte. Andere Quellen vermuten, dass er während seiner US-Kriegsgefangenschaft von September 1945 bis März 1946 auch erste Fotos des neuen Kaiser K 100 und K 101 zu Gesicht bekommen hätte. Dieser Viertürer läutete in den Vereinigten Staaten den unaufhaltsamen Siegeszug der Pontonkarosserien ein.
Wie auch immer: Auf jeden Fall überzeugte Carl F. W. Borgward wieder einmal der offensichtliche Kundennutzen dieses neuen Designs. Pontonkarosserien waren unschlagbar in Sachen Raumausnutzung für die Passagiere und den Kofferraum. Sie ermöglichten bei gleichem Raumangebot kleinere Stirnflächen, damit auch eine wesentlich bessere Aerodynamik und Effizienz beim Benzinverbrauch. Aerodynamik war für BORGWARD schon früh ein entscheidendes Thema. Außerdem gab die Pontonform den Gestaltern ganz neue Möglichkeiten, das Thema Eleganz beim Automobil zu inszenieren. Dank des Pioniergeists von Carl F. W. Borgward setzte das "Three-Box-Design", wie die Pontonform auch genannt wurde, seinen Siegeszug in Europa fort. Auf drei "Boxen" verteilt sich demnach der Platz für Motorraum, Fahrgastraum und
Kofferraum. Andere Designer aus Amerika bezeichneten das neue Styling auch als "Greenhouse", zu deutsch: Gewächshaus.
Viel wichtiger für den Bremer Start nach der Stunde null: Der Hansa 1500 war nicht nur die erste Nachkriegsneuheit, er sah auch so aus. Ästhetik und Kundennutzen miteinander zu verbinden, das gelang bei dieser schnörkellosen Limousine ohne jeden barocken Zierrat und ganz besonders überzeugend. Obendrauf gab es beim Hansa 1500 weitere wegweisende Innovationen wie zum Beispiel den serienmäßigen elektrischen Blinker - erstmals in einem deutschen Automobil.
Wie konsequent Carl F. W. Borgward die einmal eingeschlagene neue Gestaltungslinie der Pontonform in seinem eigenen Hause verfolgte, zeigt übrigens auch der Lloyd 300, der gerade mal ein Jahr nach dem Hansa 1500 erschien und konsequent das Three-Box-Design auf eine viel kompakte Fahrzeugklasse übertrug - auch hier stilistisch sehr überzeugend.
Spätestens die nächste Weiterentwicklung des Hansa 1500, ebenfalls ein Zweitürer in Pontonform, gilt bis heute als eines der schönsten Automobile der Welt: die BORGWARD Isabella.
Quelle: BORGWARD Group AG (ots)