900 Hinweise zum Messermord - NRW prüft Kontakte zu Islamisten
Archivmeldung vom 31.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen prüfen mögliche Kontakte des inhaftierten Messermörders Issa Al H. zu radikalen Islamisten.
"Für die Szene in Solingen gilt - ebenso wie für die gesamte
extremistisch-salafistische Szene, dass insbesondere digital verstärkte
Vernetzungs- und Missionierungsbestrebungen zu beobachten sind", teilte
das nordrhein-westfälische Innenministerium von Herbert Reul (CDU) mit,
wie die "Welt am Sonntag" an diesem Wochenende schreibt.
Das
Personenpotenzial der extremistisch-salafistischen Szene in Solingen
bewege sich "gegenwärtig im mittleren zweistelligen Bereich". Es gebe
jedoch keine rechtlichen Voraussetzungen dafür, um eine öffentliche
Bewertung von Moscheen in Solingen durch den Verfassungsschutz vornehmen
zu können. "Das schließt nicht aus, dass einzelne Personen der
islamistischen Szene dortige Moscheen als Anlaufstelle nutzen können",
so das Innenministerium.
Die Ermittlungen zu dem Messermord führt
laut der "Welt am Sonntag" eine "Besondere Aufbauorganisation" der
Polizei, die "BAO 2308". Bisher sind rund 900 Hinweise, darunter 242
ohne Anhang, 526 mit Bildern und mehr als 100 mit Videos, beim
Hinweisportal des Landes Nordrhein-Westfalen eingegangen. Dazu kommen
ein Dutzend Anrufe über das entsprechende Hinweistelefon. "Die
Auswertung dauert derzeit an", heißt es beim zuständigen
Polizeipräsidium Düsseldorf.
Nach Informationen der "Welt am
Sonntag" handelt es sich bei den Opfern von Solingen nicht nur um
Deutsche, sondern auch um zwei Ausländer: So wurden ein 34-jähriger
Iraner und ein 48-jähriger Pole leicht verletzt. Bei der Tat waren zwei
Männer im Alter von 56 und 67 Jahren sowie eine 56-jährige Frau ermordet
worden. Schwer verletzt wurden zwei Frauen im Alter von 25 und 62
Jahren sowie vier Männer im Alter von 57, 60, 61 und 62 Jahren. Alle
besitzen einen deutschen Pass.
Die stellvertretende Vorsitzende
der Unionsfraktion, Andrea Lindholz (CSU), wirft Bundesinnenministerin
Nancy Faeser (SPD) vor, sie habe bislang den Kampf gegen den Islamismus
sträflich vernachlässigt. "Die Bedrohung durch den islamistischen Terror
war in den letzten Jahren immer da, ist aber durch ihren einseitigen
Fokus auf den Rechtsextremismus in den Hintergrund gerückt. Das war ein
gravierender Fehler", sagte Lindholz der "Welt am Sonntag".
Die
Anschläge von Solingen und Mannheim, die tausenden Kalifat-Fans in
Hamburg und die Tiktok-Islamisten würden zeigen, wie ernst die Lage sei.
Auch die Auflösung des Expertenkreises zur Bekämpfung des politischen
Islamismus sei falsch gewesen. "Mit der jetzt geplanten Task Force
Islamismusprävention versucht Faeser offenbar, diesen Fehler zu
kaschieren", sagte Lindholz.
Quelle: dts Nachrichtenagentur