Immobilien in Großstädten: Leerstand belastet den Wohnungsmarkt in Hamburg, Köln und Berlin
Bundesweit 1,9 Millionen leerstehende Wohnungen in Deutschland, eine Leerstandsquote von 4,3 Prozent, lautete die Meldung aus dem Zensus 2022 im Sommer dieses Jahres. Wie kommt es dazu, welche Rolle spielen dabei städtische Wohnungsbaugesellschaften oder Behörden? Antworten darauf brachte dup-magazin.de, das Online-Portal des DUP UNTERNEHMER-Magazins, für die Metropolen Berlin, Hamburg und Berlin zutage.
Hamburg: Lange leeres Haus trotz angespanntem Wohnungsmarkt
Beispiel Hausnummer 33 in der Hamburger Lagerstraße im gefragten Szeneviertel Sternschanze, ein denkmalgeschützter Altbau. Der Hamburger Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), bestätigt: "Das Objekt befindet sich seit dem 01.05.2020 im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg." Der LIG erklärt weiter: "Aufgrund der nach der Übernahme festgestellten gravierenden baulichen Mängel musste das Gebäude aus Sicherheitsgründen geräumt werden. Seit dem 31.03.2022 ist es nicht mehr bewohnt." Auf die Frage, wann mit dem Start von Modernisierungsarbeiten, wann mit der Bezugsfertigkeit zu rechnen sei, antwortet der LIG: "Die unterschiedlichen Stellen der Freien und Hansestadt Hamburg befinden sich aktuell in Abstimmung über die zukünftige Nutzung des Gebäudes. Derzeit können wir daher noch keinen Bezugstermin absehen." Pikant: Das Gebäude wurde vom LIG im Rahmen des Vorkaufsrechts übernommen, einem Investor der Kauf versagt.
Bei Hamburgs größter Wohnungsgesellschaft Saga mit knapp 140.000 Wohnungen im Bestand ist Leerstand kein großes Thema. Laut Geschäftsbericht lag er im Jahr 2023 bei 0,2 Prozent. Der städtische Konzern teilt mit: "Die Anzahl der vertriebsbedingten Leerstände belief sich im Jahresdurchschnitt 2023 auf monatlich rund 320 Wohnungen." Rund 97 Prozent dieser Leerstände bestünden weniger als drei Monate, nur sehr wenige Objekte der Saga hätten aufgrund baulicher Maßnahmen länger als sechs Monate leer gestanden, so das Unternehmen.
Köln: Vier bis sechs Monate Leerstand vor Neubelegung
Die GAG Immobilien AG ist zu fast 90 Prozent im Eigentum der Stadt Köln, hält rund 45.000 Wohnungen. 1.700 standen davon im Jahr 2023 leer, Leerstandsquote: rund 3,8 Prozent. Im Geschäftsbericht der GAG Immobilien AG findet sich eine Besonderheit: Ein Belegrechtsvertrag mit der Stadt Köln und "sonstige Gründe" aufgrund derer 2023 mehr als 200 Wohnungen leer standen. "Mit dem Belegungsrechtsvertrag räumt die GAG der Stadt Köln ein Belegungsrecht für rund 10.000 ihrer Wohnungen ein. Die Stadt Köln entscheidet, wer dort einzieht und von der GAG einen Mietvertrag erhält. Im Gegenzug verpflichtet sich die Stadt, die damit verbundenen Risiken zu tragen," so ein Sprecher der GAG Immobilien AG. "Der Zeitraum bis zu einer Neubelegung kann vier bis sechs Monate in Anspruch nehmen", so das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Köln - Die Oberbürgermeisterin. Was kostet dies die öffentliche Hand? "Für das Jahr 2023 hat die Stadt Köln ... an die GAG insgesamt 989.134,19 Euro Leerstandskosten gezahlt," teilt das Amt mit.
Berlin: Keine Ausweisung von Leerstandsspitzen
Die degewo ist mit rund 80.000 eigenen Wohnungen die größte landeseigene Wohnungsbaugesellschaft. Der Leerstand unter den degewo-Wohnungen lag zum Jahresende 2023 bei 1.561 Wohnungen, was einer Leerstandquote von zwei Prozent entspricht. "Bei den vermietbaren Wohnungen liegt die durchschnittliche Dauer des Leerstands bei rund 1,5 Monaten. Einzelne Spitzen weisen wir nicht separat aus", so ein Unternehmenssprecher der degewo. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2023 findet sich ein Passus, der vielen privaten Vermietern sauer aufstoßen dürfte. Darin heißt es, dass die Stadt finanzielle Nachteile der degewo aufgrund der in Berlin geltenden Mietpreisbreme ausgleicht. Um welche Beträge es dabei geht, bleibt ein Geheimnis: "Dazu macht degewo keine Angaben", teilte die Firma mit.
Quelle: DUP UNTERNEHMER-Magazin (ots)