Im Jahr 2050 doppelt so viele 60-Jährige wie Neugeborene
Archivmeldung vom 07.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDerzeit hat Deutschland 82,4 Millionen Einwohner. 2050 werden es noch knapp 69 Millionen bis 74 Millionen sein. Dann wird die Bevölkerungszahl unter dem Niveau des Jahres 1963 (gut 75 Millionen Einwohner) liegen. Dies zeigen diejenigen Varianten der neuen 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, die eine Fortsetzung der aktuellen demografischen Entwicklung annehmen.
Sie unterscheiden sich nur in
der Höhe der Zuwanderung. Die Gründe für den Bevölkerungsrückgang
sind eine stetige Abnahme der Geburtenzahlen und eine Zunahme der
Sterbefälle. Auch eine etwas höhere Kinderzahl je Frau oder eine
noch schneller steigende Lebenserwartung könnten den Rückgang der
Bevölkerung nicht verhindern. Das Geburtendefizit wird durch die
Zuwanderungsüberschüsse aus dem Ausland nicht mehr kompensiert. "Der
Rückgang der Bevölkerung ist nicht mehr aufzuhalten", so der
Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, Walter Radermacher,
heute in Berlin bei der Vorstellung der Ergebnisse der 11.
Bevölkerungsvorausberechnung, die zwischen dem Statistischen
Bundesamt und den Statistischen Ämtern der Länder koordiniert wurde.
Die Bevölkerungszahl nimmt nicht nur weiter ab, sondern es wird auch weniger Kinder und noch mehr ältere Menschen geben, die zudem noch länger leben. Aufgrund der abnehmenden Zahl potenzieller Mütter sinkt die jährliche Geburtenzahl von derzeit etwa 685 000 auf rund 500 000 im Jahr 2050. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der 65- Jährigen bis 2050 um circa 4,5 Jahre. Die stark besetzten Jahrgänge, die derzeit im mittleren Alter sind, rücken in höhere Altersklassen auf, und die künftigen jüngeren Jahrgänge werden immer schwächer besetzt sein. Die Zahl der 60-Jährigen wird mit gut einer Million im Jahr 2050 doppelt so hoch sein wie die Zahl der Neugeborenen; 2005 gab es fast genauso viele Neugeborene wie 60-Jährige. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Betreuungs- und Schulalter sinkt ebenso wie die der jungen Menschen im Ausbildungsalter. Dagegen wird sich die Zahl der 80-Jährigen und Älteren von heute nicht ganz 4 Millionen auf 10 Millionen im Jahr 2050 nahezu verdreifachen.
Zur Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren gehören heute etwa 50 Millionen Menschen. Im Jahr 2050 werden es - je nach dem Ausmaß der Zuwanderung - 22% oder 29% weniger sein. Die Altersstruktur innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe verschiebt sich schnell. Zurzeit gehören 50% der Menschen im erwerbsfähigen Alter zur mittleren Altersgruppe von 30 bis 49 Jahren, 30% zur älteren von 50 bis 64 Jahren und knapp 20% zur jungen von 20 bis 29 Jahren. 2020 wird die mittlere Altersgruppe nur noch 42% ausmachen, die ältere mit etwa 40% aber nahezu gleich stark sein. Für den Arbeitsmarkt wird es auf die Älteren in gleichem Maße ankommen wie auf die Menschen mittleren Alters.
Die Anzahl der unter 20-Jährigen bezogen auf 100 Personen im Erwerbsalter - der so genannte Jugendquotient - beträgt heute 33. Er wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr stark verändern und 2050 schließlich 29 erreichen. Der Altenquotient für das Renteneintrittsalter von 65 Jahren - die Anzahl der 65-Jährigen und Älteren je 100 Personen von 20 bis unter 65 Jahren - liegt aktuell bei 32. Er wird schon in den nächsten Jahren deutlich ansteigen und nach 2020 mit dem Eintritt der starken Jahrgänge in das Rentenalter nach oben schnellen. 2030 wird er bereits 50 oder 52 betragen. Anschließend wird er weiter zunehmen und im Jahr 2050 je nach Variante der Bevölkerungsvorausberechnung 60 oder 64 erreichen. Damit wird er 2050 doppelt so hoch ausfallen wie heute. Wird die Altersgrenze auf 67 Jahre verschoben, würde der Altenquotient 2050 je nach Variante 52 oder 56 erreichen. Wollte man den Altenquotienten von 32, wie er für das derzeit gültige Renteneintrittsalter von 65 Jahren besteht, konstant halten, müsste die Altersgrenze im Jahr 2050 bei 74 oder 75 Jahren liegen.
Die genannten Ergebnisse beziehen sich auf zwei Varianten der Bevölkerungsvorausberechnung. Diese markieren die Grenzen eines Korridors, in dem sich - bei Fortsetzung der aktuellen demografischen Entwicklung - die Veränderungen vollziehen werden. Die beiden Varianten unterscheiden sich lediglich in der Annahme zum sogenannten Wanderungssaldo, das ist der Unterschied zwischen den Zuzügen nach und den Fortzügen aus Deutschland: Für die eine Variante beträgt er 100 000 und für die andere Variante 200 000 Personen pro Jahr. Die Annahmen zur Geburtenhäufigkeit und zur Lebenserwartung sind für beide Varianten gleich: Annähernd konstante zusammengefasste Geburtenziffer von durchschnittlich 1,4 Kindern je Frau sowie Zunahme der Lebenserwartung bei Geburt um etwa sieben Jahre auf 83,5 Jahre für Jungen und auf 88,0 Jahre für Mädchen im Jahr 2050.
Die
langfristigen Bevölkerungsvorausberechnungen haben Modellcharakter.
Sie sind keine Prognosen, sondern gehen vom gegenwärtigen
Altersaufbau aus und setzen die oben beschriebenen Annahmen um.
Weitere Informationen zu den Annahmen und zu den Ergebnissen der
11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung enthält die
Pressebroschüre "Bevölkerung Deutschlands bis 2050".
Quelle: Pressemitteilung Statistisches Bundesamt