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Wasserpfeife: Orient-Image ist nur Werbegag

Archivmeldung vom 09.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wasserpfeifen: Tabakindustrie half beim orientalischen Flair ordentlich nach. Bild: pixelio.de/Molt
Wasserpfeifen: Tabakindustrie half beim orientalischen Flair ordentlich nach. Bild: pixelio.de/Molt

Die Zahl der Wasserpfeifen-Raucher steigt in den Industrieländern dramatisch an, besonders bei der Jugend. Unter den zwölf- bis 17-jährigen Deutschen haben bereits 38 Prozent einmal Shisha - so eine der geläufigen Bezeichnungen - geraucht, jeder siebte Jugendliche tut es regelmäßig. Als Motivation geben Shisha-Raucher häufig an, eine "gesündere" Alternative zur Zigarette und einen Hauch Romantik und Orientalismus zu wählen. Alles Irrmeinungen, stellt sich bei näherer Betrachtung heraus.

Denn mit der Verwurzelung der Wasserpfeife im Orient ist es nicht weit her, erklärt Martina Pötschke-Langer von der Stabsstelle Krebsprävention am deutschen Krebsforschungszentrum. "Kollegen aus Istanbul berichten, dass das Shisha-Rauchen in der Türkei und benachbarten Ländern erst seit den 80er-Jahren mit viel Druck auf den Markt kam. Es gab zwar eine Tradition, die aber lange Zeit in Vergessenheit geraten war."

Erst ab dieser Zeit wurde der vordere Orient mit Shisha-Bars regelrecht überzogen. "Die Tabak- und Wasserpfeifenindustrie hat diesen Markt durch eine perfide und massive Werbemaschinerie erobert und erfolgreich eine neue, männliche Shisha-Kultur aufgebaut", so Pötschke-Langer. In Europa und Nordamerika behauptete sich die Wasserpfeife immerhin als Lifestyle einer Randgruppe. Zu mehr reichte es nicht, da strengere Nichtraucher-Schutzgesetze dem Marketing klare Grenzen lieferten. Wasserpfeifencafe-Besitzer blitzten etwa in Bayern und im Saarland mit ihrer Klage gegen das Schutzgesetz ab.

Gefährlicher als die Zigarette

Völlig falsch ist zudem die Ansicht vieler, der Wasserdampf der Pfeife filtere schädliche Inhaltsstoffe weg. Da der Tabak bei bloß 100 Grad nur verschwefelt statt zu verbrennen, ist das Gesundheitsrisiko sogar höher als bei Zigaretten. "Wasserpfeifen-Raucher inhalieren mehr Kohlenmonoxid und Kadmium, das ein Schwermetall ist", so die Krebsexpertin. Die Vielzahl der enthaltenen Gifte kann ebenso Lungenkrebs, Atemerkrankungen, Zahnfleischprobleme oder ein geringes Geburtsgewicht von Kindern auslösen, zudem macht auch die Wasserpfeife süchtig.

Wer in westlichen Industrieländern am ehesten Wasserpfeife raucht, haben finnische und US-amerikanische Forscher erhoben. Bengt Arnetz von der Universität Uppsala berichtet im Journal "Nicotine and Tobacco Research", dass weitere Wasserpfeifen-Raucher in der Familie - besonders Eltern - das Risiko bis auf das Neunfache erhöhen. Erin L. Sutfin vom Wake Forest Baptist Medical Center schreibt in "Drug and Alcohol Dependence", dass unter North Carolinas Studenten 40 Prozent Shisha probiert haben und 17,5 Prozent regelmäßig rauchen.

Nichtraucherschutz einhalten

Handlungsbedarf sehen Arnetz und Sutfin darin, dass Anti-Rauchen-Kampagnen sich nicht auf Zigaretten beschränken sollten, sondern auch die Wasserpfeife als Problem aufzeigen sollten. Denn die Risiken des Suchtmittels seien vielen noch kaum bekannt. Pötschke-Langer nimmt hingegen die Politik in die Pflicht. "Wichtig ist, dass der Gesetzgeber die strikte Anwendung der Nichtrauchergesetze garantiert", so die Medizinerin.

Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner

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