Franjo-Pooth-Erpresser vor Gericht
Archivmeldung vom 17.02.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErst spielte er sich als großer Retter von Maxfield-Pleitier Franjo Pooth auf, dann erpresste der 57-jährigere Betrüger Hans-Albert H. aus Aachen die Düsseldorfer Sparkassenvorstände wegen Pleitekrediten an Pooth und bot auch noch dem Oberbürgermeister von Düsseldorf pikante Aufnahmen aus Bordellen an, die die Sparkassenchefs gemeinsam mit Kreditnehmer Franjo Pooth zeigen würden.
Blanker Bluff. Ab heute muss sich der Mann, der von der Pleite von Verona Pooths Ehemann Franjo profitieren wollte, vor dem Düsseldorfer Landgericht in Nordrhein-Westfalen verantworten (10.30 Uhr, Saal 111). Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Betrug und versuchte Erpressung vor.
"Der 57jährige Mann aus Aachen soll sich als eine Art Retter in der Not aufgespielt haben", sagt Landgerichts-Sprecherin Christina Schuster. Nach Bekanntwerden der Millionenpleite der MP3-Player-Firma Maxfield habe er sich gemeldet und behauptet, er vertrete solvente Investoren aus den USA, die der Pooth-Firma unter die Arme greifen wollten. Laut Anklage ließ er sich zunächst Maxfield-Unterlagen aushändigen, dann verlangte er angeblich ein Vermittlungshonorar von 250.000 Euro.
Als Franjo Pooth vor Leistung des Geldes zunächst eine Bürgschaftserklärung oder eine Teilüberweisung der Investorengruppe gefordert habe, soll Hans-Albert H. erklärt haben, die Investoren hätten wegen der Presseberichterstattung Bedenken an der Beteiligung bekommen; er werde diese durch einen Flug in die USA zerstreuen, wenn Franjo Pooth ihm 8.000 Euro für das Ticket gebe. Pooth soll Hans-Albert H. daraufhin kein Bargeld, sondern das vermeintlich benötigte Flugticket angeboten haben. Dies soll Hans-Albert H. abgelehnt haben, so dass es tatsächlich zu keiner Zahlung gekommen ist.
Als Pooth also nicht zahlte, plante Hans-Albert H., ausgestattet mit Insiderwissen aus den Maxwell-Unterlagen, seinen nächsten Coup. Hans-Albert H. wandte sich an den Hauptkreditgeber von Pooths Firma Maxfield, die Düsseldorfer Sparkasse, und forderte von den Bankern 150.000 Euro Schweigegeld. Sonst werde er öffentlich machen, dass die Sparkasse Maxfield noch Kredite bewilligt habe, als die Firma schon pleite gewesen sei.
"Er soll 150.000 Euro Schweigegeld gefordert haben", erläuterte Schuster, "sonst wollte er Unterlagen über die angeblich korrupten Verstrickungen der Sparkassen-Vorstandsmitglieder öffentlich machen."
Die Banker schalteten zunächst nicht die Polizei ein, sondern handelten den Erpresser auf 90.000 Euro herunter. Erst nach etlichen Treffen erstattete das Geldinstitut Anzeige. Es soll sogar zu einem Treffen von Wirtschaftsprüfern auf einer Autobahn-Raststätte gekommen sein. Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen sagte, es werde untersucht, „warum es gleich mehrfach Kontakte“ mit dem 56-Jährigen gegeben habe.
Doch der Rundumschlag des Erpressers ging noch weiter: Vom inzwischen gestorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) soll der notorische Betrüger 150.000 Euro für brisante Informationen verlangt haben.
Er gab vor, Videos zu besitzen, die Sparkassen-Vorstände und Franjo Pooth im Prostituiertenmilieu zeigen. Auch der Oberbürgermeister ging letztlich nicht auf das Ansinnen ein.
Der Erpresser soll gedroht haben, DVDs mit Aufnahmen von angeblichen Bordell-Besuchen von Franjo Pooth und den Sparkassen-Verantwortlichen der Presse zuzuspielen. Pooths Anwalt stellte klar, dass es weder solche Besuche und demnach auch keine Aufnahmen solcher Besuche gegeben habe. Die Behauptungen des Erpressers seien frei erfunden. Die Sparkasse zahlte nicht, sondern wandte sich an die Polizei.
«Der Mann ist ein vielfach vorbestrafter Wiederholungstäter», sagte Schuster, «nun wird geprüft, ob er als Gefahr für die Allgemeinheit weggesperrt werden muss.»
Hans-Albert H. hat als Betrüger bereits langjährige Haftstrafen abgesessen. Als Wiederholungstäter war gegen ihn bereits Sicherungsverwahrung verhängt worden, die wegen eines Formfehlers aufgehoben wurde. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt. Auch Franjo Pooth soll als Zeuge aussagen. Unklar ist, inwieweit Pooth Angaben machen wird und bei welchen Fragen er sich auf sein Aussageverweigerungsrecht als Angeschuldigter berufen darf.
Der angebliche Retter der Maxfield-Firma ist nicht der einzige, der sich an der Insolvenz des prominenten Ehemannes von Verona Pooth bereichern wollte. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins FOCUS ermittelte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft auch gegen zwei Ex-Mitarbeiter von Verona und Franjo Pooth. Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen sagte: „Die Vorwürfe reichen von Diebstahl bis Erpressung.“
Die beiden früheren Gehilfen stahlen offenbar Akten aus Pooths Firma und Wohnung. Sie übergaben die Aktenkopien der Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis, diese im Briefkasten gefunden zu haben. Dann verkauften sie das Material an diverse Medien. Bei einem Boulevard-Blatt sollen die beiden 20 000 Euro erhalten haben. Pooth zeigte sie an.
Gegen Franjo Pooth selbst wird wegen Bestechung und Insolvenzverschleppung ermittelt. Pooth soll sich mit teuren Geschenken an Sparkassen-Vorstände hohe Kredite für sein Unternehmen erschlichen haben. Die früheren Sparkassen-Spitzenmanager Heinz-Martin Humme und Karl-Heinz Stiegemann sollen Pooth und Maxfield weitere millionenschwere Kredite bewilligt haben, obwohl sich die Firma angeblich längst in einer erheblichen finanziellen Schieflage befand.
Im Gegenzug sollen sie von Franjo Pooth mit großzügigen Geschenken wie Fernsehern oder einer Hifi-Anlage bedacht worden sein. Gegen Humme wird wegen Untreue, gegen Stiegemann wegen Untreue und Bestechlichkeit ermittelt. Die beiden Chefs der Düsseldorfer Sparkasse waren deswegen fristlos entlassen worden. Die Stadtsparkasse fordert zudem Kredite in Höhe von neun Millionen Euro zurück.
Die Ermittlungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen Franjo Pooth und dessen insolvente Firma Maxfield stehen kurz vor dem Abschluss. Schon in wenigen Tagen könnte gegen den Mann von Verona Pooth Anklage wegen Insolvenzverschleppung und Bestechung erhoben werden.
Zuständig für die Ermittlungen ist Staatsanwalt Jochen Götte. "Wir gehen davon aus, dass wir bald eine Abschlussentscheidung präsentieren können", sagte Götte. "Auch die Ermittlungen gegen die Beschuldigten auf seiten der Stadtsparkasse Düsseldorf stehen vor dem Abschluss. Hier könnte es sein, dass in drei bis vier Wochen Anklage erhoben wird."
Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Unternehmer in einem Zivilverfahren bereits zur Rückzahlung von rund 1,8 Millionen Euro an die Commerzbank verurteilt.
Gegen Franjo Pooths Ehefrau Verona wurde dagegen nicht ermittelt. Pooths Unternehmen Maxfield hatte vor einem Jahr Insolvenz angemeldet. Der Insolvenzverwalter hatte die Schulden des Unternehmens auf mindestens 19 Millionen Euro beziffert. Gläubiger hatten Forderungen in Höhe von 27 Millionen Euro gestellt.
Quelle: GoMoPa (www.gomopa.net)