Verkehrswende: Deutschland fällt in Klimaschutz-Ranking zurück
Deutschland fällt in seinen Bemühungen um Klimaschutz im internationalen Vergleich etwas zurück. Das zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Klimaschutz-Index der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch und des Think Tanks New Climate Institute.
Demnach verschlechtert sich Deutschland unter den bewerteten 67 Ländern
von Platz 14 im Vorjahr auf Platz 16. Damit gilt die Performance
Deutschlands nur noch als "mäßig" und nicht mehr als "gut".
Die
schlechtere Platzierung Deutschlands lässt sich vor allem auf eine
Blockade im Verkehrs- und teilweise Gebäudebereich zurückführen, so
Germanwatch. "Es gibt zwar klare Fortschritte im Ausbau der Erneuerbaren
Energien, aber das zeigt sich fast ausschließlich im Strommix",
erklärte Jan Burck, Hauptautor des Index. "In den Problembereichen
Verkehr und Gebäude kommt die Elektrifizierung bisher zu wenig an." Die
Studienautoren zeigten sich auch über die Aufweichung des
Klimaschutzgesetzes besorgt, da damit die Dekarbonisierung der Sektoren
Verkehr und Wohnen weiter verzögert werden könnte.
Für die
Erhebung wurden vier Hauptkategorien bewertet. Deutschland liegt sowohl
bei den Treibhausgasemissionen als auch bei den erneuerbaren Energien,
der Klimapolitik und der Energienutzung im Mittelfeld. Insgesamt gehen
Germanwatch und das New Climate Institute davon aus, dass Deutschland
seine Klimaziele für 2030 zumindest annähernd erreichen wird. Einige der
in der Strategie der Regierung vorgesehenen Maßnahmen würden jedoch
durch Haushaltszwänge in Frage gestellt, was zu einer größeren
Emissionslücke führen würde, hieß es.
Deutschland hat vor allem
im Energiesektor Fortschritte gemacht, weil der Ausbau der erneuerbaren
Energien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschleunigt und
Bürokratie abgebaut wurde. Im Industriesektor war jedoch eher der
wirtschaftliche Abschwung als eine erfolgreiche Klimapolitik die Ursache
für die Emissionsminderungen, kritisieren die Studienautoren.
Sie
weisen zudem darauf hin, dass Alternativen zu fossilen Energieträgern,
wie etwa grüner Wasserstoff, noch nicht gesichert sind. Kritik gibt es
außerdem daran, dass die Bundesregierung in internationalen Gremien wie
den G7 weiterhin auf Gas setzt.
Viele Anzeichen deuten darauf
hin, dass sich die Welt insgesamt am Wendepunkt befindet. "Der Höhepunkt
der weltweiten Emissionen ist in greifbarer Nähe. Nun kommt es darauf
an, dass wir in einen schnellen Sinkflug kommen", sagte Niklas Höhne vom
New Climate Institute. "Und da könnte die Rückkehr von Donald Trump ins
Weiße Haus ein Bremsklotz werden. Der Index zeigt eindrucksvoll, wie
groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA war sie
mitentscheidend dafür, Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven."
Zu
den größten Absteigern des Index gehören die Schweiz, Finnland und
Argentinien. Alle drei Länder haben vor allem bei der Bewertung der
Klimapolitik erheblich schlechtere Noten bekommen. Argentiniens neuer
Präsident Milei leugnet sogar den menschgemachten Klimawandel.
Entsprechend ist sein Land in der Bewertung der Klimapolitik unter die
letzten Fünf gerutscht und im Gesamttableau unter die letzten Zehn.
Einer
der größten Absteiger des Vorjahres ist nun einer der größten
Aufsteiger in diesem Jahr: Großbritannien konnte sich von Platz 20 auf
Platz 6 verbessern. Der Regierungswechsel hat vor allem in der Kategorie
Klimapolitik zu einem steilen Aufstieg geführt. Die neue
sozialdemokratische Regierung von Premierminister Keir Starmer ist
deutlich ambitionierter in ihrer Klimapolitik, hat den Kohleausstieg in
diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen und zugesagt, keine neuen fossilen
Projekte zu genehmigen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur