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Jahresrückblick 2007 des Deutschen Wetterdienstes

Archivmeldung vom 10.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Noch ist das Jahr 2007 nicht ganz zu Ende, doch erneut zeigte sich in den vergangenen zwölf Monaten wie abwechslungsreich, extrem und manchmal auch lebensgefährlich das Wetter in Deutschland sein kann.

Dabei präsentierte sich das Wetter im Jahresverlauf zunächst sehr angenehm: Die ersten Monate waren deutlich wärmer als üblich. Anhaltende westliche und südwestliche Wetterlagen führten viel milde Atlantikluft nach Deutschland. „Das dramatischste Ereignis für uns war sicherlich Orkan Kyrill. Wir sahen sein Windfeld auf uns zukommen. Am 18. Januar erfasste es dann ganz Deutschland. Es war der stärkste Orkan seit rund 10 Jahren“, so Vorstandsmitglied Dr. Gerhard Steinhorst, zuständig für das Warnmanagement im Deutschen Wetterdienst (DWD).

Der Januar war so warm wie nie zuvor. Ebenso der gesamte Winter und der Frühling: Der April brachte neue Wärmerekorde, an manchen Messstellen des Deutschen Wetterdienstes wurde sogar die 30-Grad- Marke überschritten. Im Rheinland gab es 15 sonnige Sommertage mit Höchstwerten über 25 Grad Celsius. Dazu fiel kaum Regen: Der April 2007 war der trockenste Einzelmonat seit 1901 - mit entsprechenden Dürre-Schäden in der Landwirtschaft. Danach folgte prompt ein extrem nasser Mai mit neuen Rekorden. In manchen Gegenden wurde mehr als das Dreifache des sonst üblichen Monatsniederschlags gemessen. Auch der Sommer fiel in einigen Gebieten Deutschlands mehr oder weniger ins Wasser. Gewitter brachten Starkregen und Hagel, mehrere Menschen wurden durch Blitze erschlagen. Tornados traten vor allem im Juni und Juli auf.

Lagen seit September 2006 die Durchschnittstemperaturen aller folgenden zwölf Monate deutlich oder wenigstens knapp über dem Soll, so wendete sich nach dem August 2007 das Blatt. September, Oktober und November waren leicht zu kühl, zuletzt oft nass und schmuddelig. Bereits Mitte November fiel in höheren Lagen der erste Schnee der neuen Skisaison, teilweise sogar recht ergiebig.

Der DWD hat den Wetterverlauf im Jahr 2007 in Deutschland permanent überwacht, vor gefährlichen Wetterlagen frühzeitig gewarnt und diese dokumentiert. Wie in den Jahren zuvor wurden Medienberichte über die wichtigsten Wetterschäden in Deutschland gesammelt und als Zusammenstellung ohne Anspruch auf Vollständigkeit regelmäßig veröffentlicht.

Hier die Zusammenfassung extremer Wetter- und Schadensereignisse der letzten zwölf Monate, von Dezember 2006 bis November 2007:

Dezember 2006

Winterliche Straßenzustände führten am 2. und 11. in Brandenburg zu mehr als 60 Unfällen mit mehreren Toten. Am Morgen des 17. gab es winterbedingt in Osthessen zwei Unfälle auf der A 7 und am Morgen des 18. um Hannover und Bremen sowie im Bezirk Weser-Ems zahlreiche Unfälle. Am Abend des 8. verursachten orkanartige Böen in der Nordwesthälfte Deutschlands schwere Schäden. Besonders in Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen führte das zu gesperrten Autobahnen und Bahnstrecken. Etwa 300 Züge waren verspätet. Von der Wetterwarte Straubing des DWD wurde am 10. bei Salching ein Tornado beobachtet, dessen Funnel (Rüssel) den Boden allerdings nicht erreichte.

Januar 2007

In der Nacht zum 1. gab es den ersten Orkan im neuen Jahr. Betroffen war der Norden Deutschlands. Die Bahnstrecken Kiel-Lübeck, Kiel- Flensburg, Bremen-Bremerhaven, Hamburg-Harburg-Cuxhaven und Soltau- Buchholz wurden gesperrt. Am 11. folgte der nächste Sturm. Erneut gab es hohe Sachschäden. Auf der A 71 bei Ilmenau in Thüringen wurden mehrere Lkw umgeweht. Am Morgen des 15. starben zwei Menschen nach einem Unfall auf eisglatter Straße bei Driedorf im Lahn-Dill-Kreis. Am 18./19. gab es mit dem Orkan Kyrill einen der heftigsten Stürme der vergangenen 10 Jahre. 13 Menschen verloren ihr Leben. Etwa 50 Millionen Bäume stürzten um, dabei wurden rund 25 Millionen Kubikmeter Holz zerstört. Am späten Nachmittag des 18. stellte die Bahn - einmalig in Deutschlands Nachkriegsgeschichte - den gesamten Schienenverkehr ein. Ein Wintereinbruch ab dem 23. verursachte durch Schneefälle viele Unfälle, der Flugverkehr wurde gestört. Am 23. gab es - besonders in Bayern – zahllose Unfälle. Dabei starben drei Menschen. In Brügge bei Kiel ertrank ein Mädchen, das auf dünnem Eis eingebrochen war. Schnee verhinderte Starts und Landungen am Abend des 23. auf dem Flughafen Stuttgart und in der Nacht vom 24. auf 25. auf dem Flughafen München. Auf eisglatten Straßen gab es am 24./25. in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zwei, am 27./28 fünf Tote. Bei einem Tornado in Wittenberg am 18. um 18.40 Uhr wurden drei Personen verletzt.

Februar 2007

Die in diesem Monat relativ seltenen winterlichen Straßenverhältnisse verursachten trotzdem am 6., 8., 10., 11. und 12. vor allem im Norden und Osten Deutschlands Hunderte von Unfällen. Am 6. stürzte bei Ravensburg ein Lkw von einer 40 m hohen Brücke, der Fahrer starb. Am 8. gab es bei Detmold einen Toten. Bei einer Massenkarambolage am 10. auf der A 9 in Brandenburg bei Niemegk/Klein Marzehns starb ein Mann. Die Flughäfen Düsseldorf und Münster/Osnabrück meldeten Behinderungen: es gab kurze Sperren, 100 verspätete und 33 abgesagte Flüge. Am 6. wurde gegen 8.15 Uhr nordwestlich von Norderney eine kurzlebige Wasserhose beobachtet. Eine Analyse der Windschäden am 12. in Versmold in Nordrhein-Westfalen lässt vermuten, dass Ursache ein Tornado war.

März 2007

Am 3. und 5. verursachte ein Sturm in den südlichen Bundesländern örtlich leichte Schäden an Gebäuden. Am 19. und 20. verunglückten bei Schnee- und Eisglätte fünf Menschen tödlich. Am Morgen des 22. gab es bei starken Schneefällen viele Unfälle. Besonders betroffen war das Gebiet von Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen und Hessen bis nach Thüringen. Hunderte von Lastwagen blieben an Steigungen stehen, so zum Beispiel auf der A 4 bei Eisenach und Bad Hersfeld. Bei Sundern im Hochsauerlandkreis starben zwei Autofahrer. Unzählige Bäume erlitten Schneebruch. Hagel mit Korngrößen bis ein Zentimeter Durchmesser wurde am 1. in Leipzig, am 19. in Dansenberg im Kreis Kaiserslautern und am 20. in Celle, Bergheim und Kerpen im Erftkreis beobachtet.

April 2007

Der April brach alle Rekorde mit hochsommerlicher Wärme, einer Jahrhundertdürre und anhaltendem Sonnenschein. Gemessen wurden neue Höchstmarken für Temperatur, Trockenheit und Sonnenscheindauer. Erstmals seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen konnte ein Einzelmonat in allen drei Elementen neue Rekordwerte erreichen. Es gab wegen der Trockenheit örtlich Flächen- und Waldbrände.

Mai 2007

Orkan Ewald knickte Bäume, Strommasten, kippte Lastwagen und Bahnen um. Es gab zwei Tote auf der B 5 bei Husum. Gebietsweise schwere Unwetter brachten den Feuerwehren Dauereinsätze wegen Baumbruch, abgedeckter Dächer, überfluteter Keller und Tiefgaragen. In Zwickau in Sachsen setzte am 14. ein Blitzschlag einen Dachstuhl in Brand. Am 22. brachten Gewitter im Rheinland sintflutartigen Regen und Orkanböen sowie Schäden in Millionenhöhe. In Bonn standen das Stadtarchiv, das historische Rathaus, das alte Stadthaus und die Beethovenhalle sowie die Tiefgarage der Telekom unter Wasser. Hagel, Starkregen mit Erdrutschen sowie Sturmböen und Blitzeinschläge verursachten erhebliche Verkehrsbehinderungen. Bundesweit kam es zu Stromausfällen und Bränden. In Trier-Pfalzel wehte eine Gewitterböe am 25. ein Jugendzeltlager in die Mosel. In Hamburg verletzte ein Blitz einen Mann. Am 27. traf ein Blitz in Werbig in Brandenburg vier Bauarbeiter, nur ein Mann überlebte schwer verletzt. Zwei Tornados am 7. verursachten in Hameln und Delitzsch bei Leipzig hohe Sachschäden. Gewitter mit Hagel und Korngrößen bis zwei Zentimeter traten häufiger auf. In Sachsen, nahe Freiberg, lagen Hagelkörner von Taubeneigröße bis zu einen halben Meter hoch auf den Straßen.

Juni 2007

Vom 9. bis 15., am 17., vom 20. bis 22. und am 26. traten in Deutschland verbreitet Gewitter mit stürmischen Böen auf. Neben den üblichen Schäden, wie umgestürzte Bäume und Überflutungen inklusive der dadurch verursachten Verkehrsbehinderungen, gab es folgende Meldungen: Durch Blitzschlag wurden am 9. in Wenden im Sauerland 14 Menschen bei einem Fußballturnier verletzt. Am 10. gab es aufgrund der gleichen Ursache 13 Verletzte auf einem Zeltplatz am Nürburgring sowie eine verletzte Person in Immenstadt im Allgäu. In Oberwellenborn bei Saalfeld tötete ein Blitz etwa 50 Karpfen in einem Teich. Am 13. kam bei Weimar ein Angler und am 21. bei Euskirchen ein Erdbeerpflücker ums Leben. Am 25. wurden in München drei Fußballerinnen durch Blitzschlag verletzt. Besonders am 21. kam es - mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg – zu mehreren Hausbränden durch Blitzschlag. Am 21. wurde auf der Ausstellung „documenta“ in Kassel bei Sturm ein Kunstwerk stark beschädigt, in Neuhausen im Kreis Tuttlingen riss ein Zirkuszelt aus der Verankerung: Es gab einen Toten und zwei Verletzte. Tornados wurden beobachtet am 10. bei Hubertshofen- Waldhausen westlich von Donaueschingen, am 14. bei Bellen und bei Visselhövede im Kreis Rotenburg/Wümme, am 15. bei Tarmstedt und Westertimke nordöstlich von Bremen, am 23. in Büdingen-Wolf im Kreis Wetterau sowie in Oberrad, einem Stadtteil von Frankfurt am Main und am 25. in Gemünden an der Wohra nordöstlich von Marburg. Mehrfach kam es bei Unwettern auch zu Hagelschlag. Am 17. war im Raum Holzkirchen in Bayern die Hagelschicht bis zu zwölf Zentimeter hoch, auf der A 8 mussten deshalb Schneepflüge eingesetzt werden. Hagelkörner mit einem Durchmesser bis etwa fünf Zentimeter traten bei Alfhausen im Kreis Osnabrück auf.

Juli 2007

Auf Rügen brachen nach tagelangem Regen etwa 5 000 m3 Kreidefels ab. In Wachtendonk im Kreis Kleve zerstörte am 6. eine starke Bö den Rotor einer Windkraftanlage. Im Raum Bayreuth wurden bei heftigem Gewitter Dächer abgedeckt, der Verkehr kam zeitweise zum Erliegen, ein Baum stürzte auf einen Pferdetransporter. In Bayern gab es nach Blitzschlägen mehrere Brände in Stallungen, so zum Beispiel in den Kreisen Hof und Eichstätt. Berichtet wurde von etwa 30 toten Rindern. Aufgrund eines sehr starken Gewitters am 21./22. wurde in den Kreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim Katastrophenalarm ausgelöst, in Poxdorf ertrank eine Frau in ihrer Kellerwohnung, die A 73 stand zeitweise bis 1,5 Meter unter Wasser. Die Bahnstrecke München- Ingolstadt wurde von einem umgestürzten Baum blockiert, auf der A 8 behinderte eine Hageldecke den Verkehr. Im Kreis Cuxhaven wurden nach einem Unwetter zwei Zeltlager mit mehr als 1 000 Kindern geräumt. Tornados wurden am 24. im Kreis Cuxhaven bei Otterndorf und Loxstedt beobachtet. Wasserhosen gab es am 4. bei Juist, am 10. vor Norderney und an der Ostemündung, am 22. bei Norderney und Wangerooge, am 24. bei Helgoland sowie am 29. bei Norderney und Helgoland. Hagel wurde am 2. und 4. örtlich in Brandenburg und Baden-Württemberg sowie vom 19. bis 21. verbreitet in Bayern beobachtet. In Starnberg fand man Körner mit einem Durchmesser bis etwa 3,5 Zentimeter.

August 2007

In Teilen von Ruhrgebiet und Bergischem Land wurden am 6. nach Starkregen Straßen gesperrt. In Berlin musste am 8. der U-Bahn- und Flugbetrieb (Tegel) zeitweise wegen Starkregen unterbrochen werden. Nachts gab es gebietsweise Überschwemmungen, zum Beispiel in Lörrach. In Arnsberg ertrank am 10. ein Mann in seiner Kellerwohnung. Überflutungen traten in Ostholstein bei Dahme auf, in Ribnitz- Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern, verbreitet in Südniedersachsen wie zum Beispiel in Herzberg-Lunau sowie im Raum Flensburg. Tornados wurden beobachtet am 19. nahe Elbtal-Hangenmeilingen bei Limburg, am 23. in Flensburg. Wasserhosen traten am 17. südlich von Helgoland und vor Hörnum Odde auf Sylt sowie am 18. südlich der Hallig Oland auf. Hagel gab es örtlich am 9., 19., 21. und 24. mit Körnern bis etwa drei Zentimeter Durchmesser, zum Beispiel am 21. in Markt Schwaben östlich von München.

September 2007

Dauerregen vom 27. bis 29. verursachte nördlich des Mains teilweise starke Überschwemmungen. Im Raum Hildesheim wurde nach Dammbrüchen der Katastrophenfall ausgerufen. Zahlreiche Straßen und zum Teil ganze Ortschaften standen im Wasser, so zum Beispiel in Bad Segeberg, Hamburg, Bad Harzburg, Hannoversch-Münden, Aachen, Gilsdorf in der Eifel, Euskirchen und in Stecklenburg bei Quedlinburg. Es gab Blitzeinschläge in Schleswig-Holstein, beispielsweise in Bad Segeberg, Westerrade und Bornhöved. Am 17. abends deckte ein Tornado im Süden Aspergs im Kreis Ludwigsburg Dächer ab, stürzte Bäume um und beschädigte Autos. Hagel gab es örtlich am 4. in Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, mit Körnern bis 1, 5 Zentimeter Durchmesser.

Oktober 2007

Heftige Niederschläge führten am 3. abends zu überfluteten Straßen und Kellern in Aachen. Die A 4 musste bei Eschweiler gesperrt werden, die Fahrbahn stand 50 Zentimeter unter Wasser. In Bayern und Baden- Württemberg kam es vom 20. bis 22. bei überfrierender Nässe und Schnee, teilweise bis zu zehn Zentimeter im Flachland, zu zahlreichen Unfällen mit Verletzten. Bei Glatteis auf der A 1 bei Bremen starb am 22. ein Autofahrer nach einem Unfall. Je eine Wasserhose wurde am 20. über dem Starnberger See und am 21. über dem Bodensee beobachtet. Hagel trat am 18. vereinzelt in den Kreisen Regensburg und Weißenburg auf.

November 2007

Starkregen führte am 8. in Wittdün in Schleswig-Holstein zu überfluteten Straßen und Kellern. Eine Sturmflut an der Küste verursachte am 9. insbesondere auf Helgoland Dünenabbrüche und setzte in Hamburg Teile des Hafens sowie etliche Straßen und Keller unter Wasser. Am 10. und 11. kam es in Deutschland durch Sturm und einen Wintereinbruch vielfach zu Verkehrsbehinderungen. Der Bergbahnverkehr auf die Zugspitze wurde eingestellt. In Süddeutschland gab es durch Schneeglätte und Schneeverwehungen zahlreiche Unfälle, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern durch überfrierende Nässe. Durch Schneefall sowie Schnee- und Eisglätte kam es am 14. in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bayern zu mehreren Unfällen. Im Schwarzwald rutschte ein Reisebus von der Straße. Schnee und Glätte führten am 26. in Bayern zu Unfällen. Ein Tornado deckte am 11. in Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein Dächer ab.

Quelle: DWD

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