Niederschwellige Notrufhilfe bei häuslicher Gewalt
Archivmeldung vom 22.06.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie Union deutscher Zonta Clubs hat nach dem Vorbild Frankreichs und Spaniens mit "Code Maske 19" auch in Deutschland eine zusätzliche Notrufhilfe gestartet, die im akuten Notfall bei häuslicher Gewalt für die Betroffenen leicht erreichbar ist.
Unterstützt werden kann die unter www.zontasaysno.de erreichbare "Code Maske 19"-Aktion vor Ort durch Apotheken, Arztpraxen und Kliniken. Im Vorfeld dazu beraten hat sich die Union deutscher Zonta Clubs unter anderen mit der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (B.I.G.), der Frauenhauskoordinierung und der Zentralstelle Prävention im Landeskriminalamt Berlin.
Kein Geheimcode
"Maske 19" ist ein niederschwelliges Angebot, mit dem von häuslicher Gewalt Betroffene jederzeit dezent um Notrufhilfe bitten können. Bietet eine Apotheke, eine Arztpraxis oder Klinik gut sichtbar Informationen zu "Maske 19" an, weiß die Betroffene: Das Codewort "Maske 19" genügt. Sie erhält umgehend Notrufhilfe. Die Polizei wird verständigt und kann so für den Schutz der Betroffenen sorgen. Gegen den Täter wird in der Regel ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Bundesweiter Aufruf zur Hilfe aus Apotheken, Arztpraxen und Kliniken
In durch Poster und Informationsmaterialien entsprechend gekennzeichneten Apotheken, Arztpraxen oder Kliniken soll das zusätzliche Angebot Frauen erleichtern, in einer akuten Gewaltsituation die Polizei rufen zu können, ohne dies im häuslichen Umfeld oder vom eigenen Telefon tun zu müssen. Darüber hinaus weisen alle Poster und Materialien zur Aktion "Code Maske 19" auch auf die Rufnummer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" und auf die bundesweite Initiative "Stärker als Gewalt" (www.stärker-als-gewalt.de) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hin.
Die Union deutscher Zonta Clubs ruft bundesweit alle Apotheken, Arztpraxen und Kliniken auf, sich sichtbar an "Code Maske 19" zu beteiligen und von häuslicher Gewalt Betroffenen die zusätzliche Notrufhilfe anzubieten.
Jeden dritten Tag wird eine Frau getötet
"Die Zahl der Frauen, die häusliche Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen erfahren, steigt stetig an. Statistisch gesehen wird in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Ehemann, Partner oder Ex-Partner getötet, ein unhaltbarer Zustand", sagt Birgit Mähler, Familientherapeutin und Delegierte für die Union deutscher Zonta Clubs im Deutschen Frauenrat. Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete die Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) 118 durch ihren Lebenspartner oder ehemaligen Lebenspartner getötete Frauen und insgesamt einen Anstieg der angezeigten Delikte häuslicher Gewalt um 1,3 Prozent. Aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie rechnen zahlreiche Beratungs- und Interventionsinstitutionen sowie Frauenverbände und Frauenorganisationen mit einer weiteren Zunahme häuslicher Gewalt.
Die Lücke schließen
"Die Corona-Pandemie hat uns auch in Deutschland vor Augen geführt, dass es im Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt empfindliche Lücken gibt. Mit Unterstützung der Zonta Clubs und unserer Partner wollen wir durch "Code Maske 19" dazu beitragen, diese zu schließen", erklärt Christiane Walter, Präsidentin der Union deutscher Zonta Clubs für das Biennium 2018 bis 2020. "Apotheker und Ärzte unterliegen der Schweigepflicht. Die Notrufhilfe in Apotheke, Klinik und Praxis könnte dauerhaft eine zusätzliche Schutzfunktion bieten. Das Codewort erleichtert Betroffenen, auch unabhängig vom Lockdown in Coronazeiten, sich in einem Vertrauensumfeld akut Hilfe zu holen, ohne selbst die Polizei anrufen oder sich lange erklären zu müssen." Die Aktion "Code: Maske 19" findet unter dem Dach der weltweiten Zonta International-Kampagne "Zonta Says NO" gegen Gewalt an Frauen statt. Der Union deutscher Zonta Clubs gehören 136 Clubs an, mit denen die überparteiliche Nichtregierungsorganisation berufstätiger Frauen Zonta International allein in Deutschland in mehr als 100 Städten und Kommunen vertreten ist.
Die Union deutscher Zonta Clubs begrüßt die Aktion "Zuhause nicht sicher?" der bundesweiten Initiative "Stärker als Gewalt" (www.stärker-als-gewalt.de) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Über Zonta International
Die global agierende Organisation berufstätiger Frauen Zonta International wurde am 8. November 1919 in Buffalo, New York, gegründet. Mit heute rund 1.200 Clubs und über 28.000 Mitgliedern in 63 Ländern setzt sich die überparteiliche Nichtregierungsorganisation weltweit für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Mit seit 1969 generellem konsultativem Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen engagiert sich Zonta International unter anderem in New York am Hauptsitz der UN, in Genf bei ILO und WHO, in Wien bei UNODC, in Bangkok bei ESCAP und bei der UNESCO in Paris für die Rechte von Frauen und Mädchen und die Umsetzung der UN-Frauenrechtskonvention CEDAW (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women). Zugleich ist Zonta International mit partizipatorischem Status beim Europarat (CoE) vertreten. Mit der Düsseldorferin Susanne von Bassewitz steht für die zweijährige Amtszeit (Biennium) seit 2018 erstmals in der Geschichte der Frauenorganisation eine deutsche Präsidentin an der Spitze der überparteilichen, überkonfessionellen und weltanschaulich neutralen Nichtregierungsorganisation berufstätiger Frauen.
Quelle: Union deutscher Zonta Clubs (ots)