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Nachgehakt: Tatsachen zur "Gorch Fock", zu Landungsbooten und zum Kurswechsel der Marine

Archivmeldung vom 18.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Das Segelschulschiff Gorch Fock
Das Segelschulschiff Gorch Fock

In der Berichterstattung der "Kieler Nachrichten" von heute heißt es, in der Marine wachse der Ärger über die Instandsetzung der "Gorch Fock" und es mehrten sich selbst in der Marine die Stimmen, die den Neubau eines Segelschulschiffs forderten. Auch der Bund der Steuerzahler mahne einen schnellen Neubau an. Auf der anderen Seite werde ein Landungsboot vorzeitig außer Dienst gestellt und eben nicht mehr instandgesetzt, weil es unwirtschaftlich gewesen wäre. Dieses Landungsboot fehle nun schmerzlich für die Ausbildung der jungen Soldaten des Seebatallions.

Dazu erklärt der Sprecher des Inspekteurs der Marine:

Die Äußerungen zum wachsenden Ärger in der Marine hinsichtlich der Generalüberholung der "Gorch Fock" sind höchst spekulativ und entbehren einer seriösen Datenerhebung. Gleiches gilt für die sich angeblich mehrenden Stimmen, die den Neubau eines Segelschulschiffs fordern würden.

Die Entscheidung, die "Gorch Fock" trotz größerem Aufwand instand zu setzen, fußt auf einer wirtschaftlichen Betrachtung. Ende 2016 wurden dazu zwei Optionen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gegeneinander abgewogen:

1. Instandsetzung und weiterer Betrieb der "Gorch Fock" über die ursprüngliche Nutzungsdauer hinaus,

2. Neubau eines Schiffes und die erforderliche Zwischenlösung.

Nach Abwägung aller Handlungsoptionen und Vorlage aller relevanten Zahlen, Daten und Fakten - insbesondere auch der Bedeutung der "Gorch Fock" als nationales Symbol und für die Diplomatie sowie deren Wert als unverzichtbare Ausbildungsplattform für künftige Generationen von Marineoffizieren - hat das Ministerium im Januar 2017 entschieden, die Instandsetzung der "Gorch Fock" zu vollenden und das Segelschulschiff der Deutschen Marine länger als ursprünglich geplant, nämlich bis in die 2030er Jahre, weiter zu nutzen.

Gleichzeitig verschafft uns diese Entscheidung die notwendige Zeit, den Prozess des Neubaus eines künftigen Segelschulschiffs geordnet einzuleiten und durchzuführen. Damit minimieren wir die Realisierungsrisiken und damit die Kosten. Im Übrigen ergab die wirtschaftliche Betrachtung der Handlungsoptionen, dass ein Segelschulschiff-Neubau mit den von der Deutschen Marine zwingend erforderlich erachteten Sicherheitseinrichtungen und -standards, entgegen aller anderen, öffentlichen Verlautbarungen unterschiedlichster Protagonisten, zwischen 80 und 120 Millionen Euro kosten würde.

Auch der Entscheidung zur vorzeitigen Ausserdienststellung des Landungsbootes "Schlei" lagen wirtschaftliche Überlegungen zu Grunde. Allein das Ergebnis war ein anderes. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Deutschen Marine nun ein Landungsboot weniger zur Ausbildung der Minentaucher zur Verfügung steht, war es dennoch wirtschaftlicher, das Landungsboot "Schlei" nicht instand zu setzen, sondern ausser Dienst zu stellen.

Der Vorwurf, die Landungsboote seien bei den Planungen schlicht vergessen worden, ist so nicht richtig.

Denn bereits im Vorfeld der Kooperation mit der Königlich-Niederländischen Marine zum Zurückgewinnen der amphibischen Fähigkeiten der Deutschen Marine begann das Seebatallion, die Landungsboote wieder operativ einzusetzen. Die damalige Überlegung war es, das Wissen um den operativen Einsatz von Landungsbooten in der Marine zu erhalten, um ggf. zu einem späteren Zeitpunkt die Beschaffung von Landungsbooten in die Bundeswehrplanung aufzunehmen. Die weitere Entwicklung war dann jedoch eine andere, weil sich die Kooperation zwischen der Deutschen Marine und der Königlich-Niederländischen Marine äußerst positiv gestaltete.

Zudem hat die Marine längst die Nachfolge der Betriebsstofftransporter geplant. Der Zulauf dieser Schiffe ist Anfang der 2020er Jahre vorgesehen. Von Mangel an Planung kann also keine Rede sein.

Und schließlich sei angemerkt, dass die Marine dank der eingeleiteten Trendwenden fünf neue Korvetten, zwei weitere Uboote, sechs Mehrzweckkampfschiffe 180, 18 Hubschrauber SEA LION sowie einen Ersatz für den Helikopter SEA LYNX, die schon erwähnten Betriebsstofftransporter, Nachfolgemodelle für unsere Tender und ein zukunftsfähiges Minenabwehrsystem erhalten können wird. Darin keinen Kurswechsel erkennen zu mögen, ist wirklich schwer nachzuvollziehen.

Quelle: Presse- und Informationszentrum Marine (ots)

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