Deutsche vernetzen sich nicht global
Archivmeldung vom 09.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie privaten Kontakte der Deutschen ins Ausland sind weniger global als man angesichts der weltumspannenden Kommunikationsmöglichkeiten vermuten könnte. Die meisten Verbindungen haben die Bundesbürger nach den USA, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Auffallend wenige Kontakte unterhalten sie dagegen nach Afrika, Asien und Südamerika.
Gerade die bevölkerungsreichsten Länder Indien und China sind sehr stark
unterrepräsentiert. Damit bleibt das Kontaktnetzwerk der Deutschen auf einige
OECD-Länder beschränkt, heißt es in einem Beitrag für das Dezember-Heft der
Zeitschrift "WZB Mitteilungen".
Obwohl die Türkei das wichtigste
Herkunftsland der Zuwanderung nach Deutschland ist, befindet sie sich nur auf
Platz zwölf der wichtigsten Kontaktländer. "Die jahrzehntelange Einwanderung
nach Deutschland und auch die sehr engen Bindungen der Türken an ihr Heimatland
haben nicht zur Folge gehabt, dass die Türkei sozial sehr eng an die Deutschen
rückt", schreibt Prof. Dr. Steffen Mau in seinem Beitrag. Die meisten
Verbindungen in die Türkei unterhalten Deutsche türkischer Herkunft.
Nicht alle Deutschen verfügen zudem gleichermaßen über
grenzüberschreitende Kontakte. Je höher die Bildung, umso stärker ist die
Einbindung in transnationale Netzwerke. Gerade bei den Kontakten zu
Nicht-Deutschen im Ausland zeigen sich sehr große Schichtunterschiede. Neben
umfangreicheren Freundschafts- und Bekanntennetzwerken im Ausland verfügen
Menschen mit höherer Bildung auch über weit mehr Auslandserfahrungen und sind
deutlich mobiler.
Die Zahlen basieren auf einer repräsentativen Umfrage,
die im Sommer 2006 unter 2700 in der Bundesrepublik lebenden deutschen
Staatsbürgern durchgeführt wurde. Die Umfrage ist Teil eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojektes "Transnationalisierung
sozialer Beziehungen" unter Federführung von Prof. Dr. Steffen Mau (Universität
Bremen). Steffen Mau war von August bis Oktober 2006 Karl W.
Deutsch-Gastprofessor am WZB.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.