Alu-Dose: Ökologisch schlechteste Verpackung
Archivmeldung vom 20.10.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Alu-Dose ist eine der ökologisch ungünstigsten Getränkeverpackungen. Nach Möglichkeit sollte man Getränke lieber in Mehrwegflaschen kaufen. Das erklärt "die umweltberatung" aus Anlass der Giftschlamm-Katastrophe des ungarischen Aluminiumwerks MAL. Nach dem Unglück zu Monatsbeginn hat der Betreiber den Vollbetrieb in der Vorwoche wieder aufgenommen. Umweltexperten weisen auf Gefährlichkeit und Aufwand der Aluminium-Erzeugung und fordern Politik, Wirtschaft und Konsumenten zum Umdenken auf.
Aus Umweltsicht birgt Aluminium gleich
mehrere Probleme, erklärt Johanna Leutgöb, Leiterin des Fachbereichs
Ressourcen und Abfall bei "die umweltberatung", gegenüber pressetext.
"Einerseits benötigt man große Energiemengen und Chemikalien, die die
Umwelt gefährden, um Aluminium aus dem Ausgangsmaterial Bauxit zu
gewinnen. Andererseits erfolgen Abbau und Produktion oft in Ländern mit
schlechten sozialen Bedingungen und unzureichenden Umweltstandards", so
die Expertin. Der Bauxit-Abbau ist zudem oft mit Abholzung und
Zerstörung von tropischem Regenwald verbunden.
Schlechte Klimabilanz
Doch auch das Klima leidet an der Alu-Dose. Einer Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung http://www.ifeu.org zufolge verursacht Bier in der Dose dreimal mehr CO2-Ausstöße als in der Mehrwegflasche. Zwar benötigt das Wiedereinschmelzen einer getrennt entwerteten Aludose laut Angaben des Europäischen Aluminiumverbands nur fünf Prozent der Energie der Erstherstellung. "Die Wiederverwendung ist jedoch ökologisch immer besser als die Wiederverwertung. Zudem landen Dosen oft im Restmüll und können nicht mehr getrennt werden", so Leutgöb.
Auch Leutgöb sieht Aluminium als kostbaren Rohstoff mit vielen
Vorteilen. Als Wegwerfprodukt für Getränke sei es jedoch zu schade. "Die
Gesellschaft sucht derzeit intensiv, wie sie Rohstoffe schonen und
Energie sparen kann. Alle sinnvollen Möglichkeiten müssen dazu
ausgeschöpft werden. Bei den Getränken ginge das viel unkomplizierter
als etwa in der Mobilität", so die Expertin. Die günstigste Variante sei
die Mehrweg-Glasflasche, da sie bis zu 40 mal wieder befüllt werden
kann. Entsprechende Systeme sind in Europa längst etabliert.
Mehrweg als Ausweg
Trotz ihrer Vorteile hat die Mehrweg-Glasflasche schon bessere Zeiten erlebt. Etwa in Österreich verbannten sie die Diskonter aus ihren Regalen. In Deutschland ist die Situation zwar besser, doch kann auch hier der Konsument nicht erkennen, ob eine Glasflasche nach der Rückgabe wiederbefüllt wird oder nicht. Das ist ein Problem, da die Klimabilanz der Einweg-Glasflasche ähnlich schlecht ist wie die der Alu-Dose. "Glasflaschen muss man zur Wiederverwertung auf 1.000 Grad erhitzen. Eine bessere Kennzeichnung wäre somit wichtig", betont Leutgöb.
Einiges deutet darauf hin, dass sich in naher Zukunft die Rahmenbedingungen für Mehrweg verbessern. In Österreich ist ein Ökobonus-System in Überlegung, das Handelsketten zur Erhöhung des Angebots an Getränken in Mehrwegflaschen motivieren soll. Selbst die Wirtschaft sei zum Teil für die Wiederverwendung aufgeschlossen, so Leutgöb. "Viele Abfüller befürworten sie, doch der Handel hat dadurch Mehrarbeit. Wir brauchen deshalb wieder innovative Ansätze für Mehrwert."
Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner