Zufahrtsverbote für Tesla-Autos: Peking und Berlin befürchten Spionage
Archivmeldung vom 04.07.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Verdacht, Tesla-Fahrzeuge könnten mit ihren acht externen Kameras sensible Daten ausspionieren und in einem Zentral-Server auf Dauer – ohne Kontrolle – speichern, wird immer lauter: China hat bereits mehrmals ein Zufahrtsverbot für Tesla-Fahrzeuge in sensible Bereiche ausgesprochen. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet das Magazin: "Auch das Landeskriminalamt in Berlin verhängte kürzlich eine ähnliche Maßnahme für ihre und Areale des Polizeipräsidiums. Die vom Fahrer zu aktivierende „Wächterfunktion“, die auch während des Parkens die Aktivitäten im Umfeld permanent aufzeichnet ist Datenschützern in Europa ein Dorn im Auge und nun Gegenstand von „Überprüfungen“.
Regelmäßige Tesla-Bannmeilen in China
In China gibt es solche Bedenken schon länger. Das chinesische Militär untersagte im Vorjahr Tesla-Fahrzeugen das Befahren ihrer Areale wegen Sicherheitsbedenken bezüglich der in den Autos installierten Kameras. Vor einem Monat wurde über die Stadt Chengdu ein Tesla-Zufahrtsverbot verhängt – dies anlässlich des Besuchs von Präsident Xi Jinping. Videos zeigen, wie die Fahrzeuge von der Polizei umgeleitet wurden. Ein Zufahrtsverbot gibt es nun auch in die Küstenstadt Beidaihe seit 1. Juli für zwei Monate. Dort findet jährlich die Sommer-Konklave ranghoher Parteiführern über politische Strategien und Personalfragen hinter verschlossenen Türen statt. Genaue Daten solcher Treffen werden in China traditionell nicht bekannt gegeben. Die dortige Polizei begründet das Tesla-Zufahrt-Verbots mit „nationalen Belangen“. Beidaihe liegt etwa 300 km von Peking entfernt. Elon Musk, CEO von Tesla, widersprach dem Spionage-Verdacht, das passiere weder in China noch anderswo – andernfalls würde sein Unternehmen zugesperrt. Monate später sagte Tesla, alle Daten, die an China verkaufte Fahrzeuge generieren, werden an chinesische Datenbanken weitergeleitet.
Berlin will „sensibilisieren“
In Berlin sprach das Landeskriminalamt (LKA) erst kürzlich ein Tesla-Zufahrtsverbot für Liegenschaften des LKA und Polizeipräsidiums aus. Die Fahrzeuge könnten Polizeidienststellen ausspionieren, hieß es. Begründet wurde das mit dem Hinweis auf einen ZDF-Bericht vom Vorjahr. Demnach werden die Aufnahmen des Fahrzeugumfeldes auf in den Niederlanden befindlichen Servern der Firma Tesla dauerhaft gespeichert. Die dortige Verarbeitung für Nutzende eines Teslas sei nicht nachvollziehbar. Wenige Tage später ruderte die Polizei zurück, es gebe kein generelles Tesla-Verbot, das Schreiben habe der Sensibilisierung gedient, hieß es.
Scheinheilige Aufregung
Die aktuelle Aufregung ist schon sehr scheinheilig. Auto-Zulassungsbehörden kennen die Technik von Tesla sehr gut. Sie wissen, dass der Wagen über acht externe Kameras mit Sensoren verfügt, um Fahrer beim Parken, Spurwechsel und anderen Funktionen zu unterstützen. Sie ermöglichen eine 360-Grad-Sicht mit einer Reichweite von 250 Metern – damit wird auch der Autopilot manövriert. Die Kameras in Tesla-Autos dienen u.a. auch als „Dashcams“, die permanent filmen, um etwa nach Unfällen den Ablauf nachvollziehen zu können. Seit 2019 bietet Tesla einen „Wächtermodus“ an, den Besitzer bewusst einschalten müssen, damit er aktiv ist. Auch bei einem parkenden Wagen erfassen dann die Kameras ständig die Umgebung und zeichnen Aktivitäten auf, sobald ein „Annäherungsalarm“ ausgelöst wird. Das soll vor Vandalismus und Diebstahl schützen und abschrecken.
Tesla-Spione werden in Berlin erzeugt
Dass man gerade in Deutschland jetzt auf das Problem aufmerksam wird, kommt etwas überraschend. Erst vor 3 Monaten, im März, wurde unter lautem Mediengetöse in Grünheide bei Berlin die Produktionsstätte der Tesla-Gigafactory eröffnet, wo solche „Spionage-Fahrzeuge“ produziert werden. Eine Batteriefabrik zur Herstellung von hocheffizienten Speichern befindet sich in Bau. Zu Konflikten kam es wegen der riesigen Wassermengen, die das Werk für die Auto-Produktion benötig. Kritiker befürchten, das Grundwasser für den Großraum Berlin könnte gefährdet sein."
Quelle: Wochenblick